Hurra, die Rechner laufen noch

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Möhle

Haben Sie sich für das neue Jahr vorgestellt, was besser oder anders laufen sollte? Ich auch, das war sogar so viel, dass ich noch einige Ideen davon weitergeben kann.

Der Artikel über Exchange-Virenscanner in der aktuellen iX belegt wieder einmal die geniale Unternehmenspolitik von Microsoft. Man kann daran kaum etwas verbessern. Nach dem Verkauf des nicht gerade preiswerten Exchange lassen die Redmonder ihre Kunden ohne Schirm im Regen stehen. Zwar haben sie mit AVAPI eine Schnittstelle für Virenscanner vorgesehen, halten sich aber ansonsten die ganze Problematik vom Halse und verweisen ausnahmsweise auf unabhängige Anbieter. ‘Nein, Empfehlungen geben wir grundsätzlich nicht’, zieht sich Microsoft aus der Verantwortung und reduziert sich auf den reinen Transport der E-Mail. Der Inhalt - und damit auch ein Virenbefall - ist der Firma egal. Man könnte das geradezu als Beleg dafür nehmen, dass Microsoft sowieso nie auf Systemen der Anwender rumschnüffelt.

Einen Spartipp habe ich doch: Es sollte sich inzwischen auch in Redmond rumgesprochen haben, dass Administratoren Sicherheits-Patches ohnehin nicht einspielen; die kommen viel zu schnell, oftmals schon bevor diese Pseudobedrohung Realität wird und man im Focus von der Gefahr lesen kann. Dieser Aufwand ist wirklich unnötig. Die Veröffentlichungen lassen sich leicht auf ein, vielleicht auch zwei Updates im Jahr zu festen Terminen reduzieren. In Anbetracht der in letzter Zeit nicht immer ganz geglückten Hotfixe würde sich beispielsweise der 1. April als fester Termin anbieten.

Nahe liegender als Vorschläge über den großen Teich sind Anregungen für die Unternehmensleitung hierzulande: Betrachten Sie Ihre IT-Abteilung weiterhin als reinen Kostenfaktor, und sehen Sie darüber hinaus jede Forderung (Achtung, Kosten!) derselben als Indiz dafür, dass sich die Mitarbeiter das Leben nur vereinfachen wollen. Zentrale Datenhaltung, E-Mail-Gateway? Die sollen lieber dafür sorgen, dass die PCs funktionieren und dass das Unternehmen von diesen Dingern - diesen Insekten - verschont wird.

Entlassen Sie Ihre älteren, teuren Mitarbeiter. Die sind nur unbequem. Stellen Sie junge, dynamische Netzwerker ein. Die können erstens viel schneller von PC zu PC laufen und nerven zweitens nicht mit eigenen Vorstellungen und Konzepten, die aufgrund mangelnder Erfahrung und wenig Einblick in die gewachsenen Strukturen Gott sei Dank auch nicht vorhanden sind. Nicht vergessen: Weiterbildung war immer schon eine Umschreibung für bezahlten Sonderurlaub, hier gibt es sicher auch in Ihrem Unternehmen noch Einsparungspotenzial.

Und etwas Tröstliches für die von allen getretenen Administratoren: Kopf hoch. Lassen Sie es einfach sein, gegen Windmühlen anzulaufen. Die Geschäftsleitung ist doch nicht an einer sauber durchdachten Infrastruktur interessiert. Dass die Kosten hierfür lächerlich gering gegenüber einem drohenden Verlust unternehmenskritischer Daten wären, haben die da oben schon im letzten Jahr nicht begriffen.

Wenn der eine oder andere DAU gegen jede Weisung die Daten statt auf dem gesharten Serverdateisystem doch lokal speichert, was solls? Erstens wird schon nichts passieren und zweitens muss man ja nicht alles sehen. Ihre Vermutung, dass im Unternehmen nicht lizenzierte Software eingesetzt wird, haben Sie nun regelmäßig seit Jahren vorgetragen. Eine Software-Inventur vorzunehmen, hat man Ihnen untersagt. Ist ja egal: Microsoft hat sowieso genug Kohle.

Vermeiden Sie darüber hinaus unbedingt das tägliche Lesen zentraler Security-Seiten wie beispielsweise: www.cert.dfn.de oder search.support.microsoft.com/kb. Das macht nur Arbeit, und im Zweifel muss man Patches einspielen und so. Denn schließlich: Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß.

In diesem Sinne: Auf ein erfolgreiches 2002. (wm)