0190-Dialer schlagen zurück

Rettung für Surfer: Ein Antiviren-Programm verhindert, dass sich 0190-Dialer auf der heimischen Festplatte installieren. Einem Anbieter von Zugangssoftware ist das gar nicht recht.

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Von
  • Michael Kurzidim

Mit immer neuen Tricks verschaffen sich 0190-Dialer Zugang zu den Festplatten der Internet-Surfer, um von dort aus kräftig abzuzocken. Den Betroffenen fällt es oft erst am Monatsende beim Blick auf die Telefonrechnung wie Schuppen von den Augen; Eltern wird entsetzt klar, dass ihr computerbegeisterter Junior sie in den Ruin geklickt hat. Schön wäre es, wenn man solche Abzocker-Software ein für alle mal von der heimischen Festplatte fernhalten könnte, dachte sich H+BEDV Datentechnik aus Tettnang, und baute die Internet-Adressen der 0190-Dialer in ihre Antiviren-Software ein. Will sich eines der gefährlichen Programme installieren, schlägt der Virenwächter Alarm.

Doch die Anbieter der 0190-Dialer schlagen zurück: Consiliere New Media aus Wetter betreibt im Web den Handy-Service www.sendman.de, und auch diese Site steht im Antiviren-Programm von H+BEDV auf der Abschussliste -- allerdings unter der Rubrik "Viren". Prompt ließ Consiliere New Media, vertreten durch das Anwaltsbüro Frhr. v. Gravenreuth & Syndikus, die Antiviren-Schmiede H+BEDV abmahnen. "Die Bezeichnung und Nennung der Zugangssoftware unserer Mandantin (Consiliere New Media, Anm. d. Red.) als 'Virus" in ihrem Programm verstößt gegen die besseren Kennzeichnungsrechte unserer Mandantin und stellt im übrigen einen Verstoß gegen § 1 UWG (Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, Anm. d. Red.) dar (...)", heißt es in dem Abmahnungsschreiben, das heise online vorliegt. Außerdem halte Consiliere bei seiner Zugangssoftware die gesetzlichen Vorschriften ein.

"Ich bin mir nicht sicher, ob wir mit der gnadenlosen Klassifizierung als 'Virus' nicht doch ein wenig zu weit gegangen sind", zweifelt Tjark Auerbach, Leiter des Virenlabors von H+BEDV, obwohl ihm in dieser Sache die meisten Internet-Benutzer ohne zu zögern Recht geben würden. Auerbach stellt in ein bis zwei Wochen eine neue Version von Antivir in Aussicht, in der "das komplette Benennungssystem renoviert wurde". Währenddessen aber läuft die Uhr: Sollten die Antiviren-Experten nicht bis zum heutigen Dienstag, den 14. Mai, eine Unterlassungserklärung unterzeichnet haben, drohen die Anwälte der Gegenseite, "sofortige rechtliche Schritte einzuleiten". Möglicherweise ist die Internet-Gemeinde in einigen Wochen um ein nützliches Programm ärmer.

Zwar wehrt sich Sendman vehement gegen die Bezeichnung "Virus", pikanterweise können Nutzer von der Website aber tatsächlich "Handy-Viren" verschicken. Die setzen den portablen Sprechknochen nicht vollständig außer Gefecht, haben aber eine unangenehme Nebenwirkung. Die betreffende IC-Message verschwindet erst dann vom Display des Empfängers, wenn der sein Handy mit einer anderen SIM-Karte neu startet. Um "Handy-Viren" versenden zu können, muss man vorher eine Zugangssoftware auf seinem Rechner installieren. (ku)