USA verklagen Sky Global wegen verschlüsselter, für Straftaten genutzter Handys

Sky Global soll wissentlich und absichtlich an Drogendelikten beteiligt sein. Der Chef und ein hochrangiger Mitarbeiter werden nun polizeilich gesucht.

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Polizei, USA, Blaulicht

Blaulicht USA

(Bild: Ilkin Zeferli / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Das US-amerikanische Justizministerium hat Sky Global wegen der wissentlichen und absichtlichen Beteiligung am Import und der Verteilung von Drogen angeklagt. Die von Sky Global angebotenen Smartphones und Dienste sind speziell verschlüsselt und werden gern von kriminellen Organisationen genutzt, um den Ermittlungen polizeilicher Behörden zu entgehen. Der Chef sowie ein ehemaliger leitender Vertriebsmitarbeiter von Sky Global aus Kanada sind nun in den Vereinigten Staaten zur Fahndung ausgeschrieben.

Ähnlich wie der im vorigen Jahr geknackte Provider Encrochat bietet Sky Global spezielle Smartphones und zugehörige Dienste an, bei denen Funktionen wie Kameras, Mikrofone und GPS von vornherein deaktiviert sind. Ausgetauschte Nachrichten werden verschlüsselt und nach 30 Sekunden automatisch gelöscht. Mit einem "Panik-Passwort" lassen sich sämtliche Inhalte auf einem solchen Gerät löschen.

Weltweit nutzen rund 170.000 Personen den Dienst von Sky Global und des europäischen Ablegers Sky ECC, die über eine eigene Serverinfrastruktur etwa in den USA, Kanada und Europa verfügen. Kürzlich erst wollen europäische Ermittler Sky ECC gehackt haben, um den verschlüsselten Kommunikationsdienst zu überwachen, nachdem beschlagnahmte Mobiltelefone auf Sky ECC hingewiesen haben. Die Firma dementiert dies allerdings und behauptet, dass eine gefälschte, fälschlicherweise als Sky ECC vermarktete Phishing-Anwendung auf unsichere Geräte aufgespielt wurde.

Das US-Justizministerium hat jetzt allerdings Jean-Francois Eap, Sky Globals Chief Executive Officer, und Thomas Herdman, einen ehemaligen hochrangigen Vertriebsmitarbeiter für Sky-Global-Geräte, wegen des Verstoßes gegen den "Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act" (RICO) angeklagt. Der RICO-Act war 1970 als Rechtsgrundlage gegen das organisierte Verbrechen und dabei vor allem die Mafia beschlossen worden. Er diente aber vor zwei Jahren auch als Grundlage einer Klage gegen einen anderen Anbieter abgesicherter Handys: Phantom Secure. 2019 gab es neun Jahre Haft für einen Kanadier wegen der Verschlüsselungstechnik für Verbrecher.

Laut US-Anklage bietet Sky Global handelsübliche Apple iPhones, Google Pixels, Blackberrys und Nokia-Mobilgeräte an, die mit ihrer eigenen Verschlüsselungssoftware ausgestattet sind. Die Dienste von Sky Global seien speziell dafür entwickelt worden, um polizeilicher Überwachung der Kommunikation internationaler krimineller Organisationen zu entgehen. Dies betreffe insbesondere Drogenhandel und Geldwäsche. Wenn die Smartphones von Sky Global kompromittiert oder von Polizeibehörden konfisziert werden, sollen sie per Fernzugriff von der Firma gelöscht werden.

Sky Global habe laut US-Behörden in mehr als einem Jahrzehnt Hunderte Millionen US-Dollar verdient, weil sie kriminelle Machenschaften internationaler Organisationen ermöglicht und diese vor der Strafverfolgung geschützt haben soll. Sky Global betont dagegen, dass die Plattform dem Schutz vor Identitätsdiebstahl und der Privatsphäre dient, insbesondere angesichts des weltweiten Anstiegs von Unternehmensspionage, Cyberkriminalität und böswilligen Datenschutzverletzungen.

Die Klage gegen Sky Global wurde am 12. März 2021 beim US-Bezirksgericht in Südkalifornien unter dem Az. 21-CR822-GPC eingereicht.

(fds)