Naturschutz: Roboterwölfe als Bärenscheuche

In Japan schrecken Maschinentiere mit leuchtend roten Augen und 60 abwechselnden Lauten bereits erfolgreich Wildschweine, Rehe und sogar Bären ab.

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Der „Monster Wolf“ vertreibt Bären mit leuchtend roten Augen, Kopfwackeln und lauten Tönen.

(Bild: Reuters/Kyodo)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Japans Bären rücken bei der Futtersuche immer näher an Wohngebiete heran. Die Zahl der Sichtungen ist auf einem Fünfjahreshoch: Statt sonst einzelnen Begegnungen pro Jahr, verzeichnete Japan im vergangenen Jahr gut ein Duzend. In einigen Fällen griffen die Tiere Menschen auch an und verletzten oder töteten sie.

Naturschützer vermuten, dass die Bären möglicherweise wegen Futtermangel immer wieder in der Nähe von Wohngebieten auftauchen. In den letzten Jahren habe es weniger Eicheln und Nüsse gegeben. Vor allem im Spätherbst häufen sich dann die Sichtungen, bevor sich die Bären zum Winterschlaf zurückziehen. Möglicherweise treibt auch das Abholzen von Wäldern die Tiere in die Nähe von Menschen.

Deshalb heuern Städte wie zuletzt Takikawa auf der nördlichen Insel Hokkaido als Schutz vermehrt gespenstische Kreaturen an, die einem Halloween-Themenpark entsprungen zu sein scheinen: Etwa 120 mal 90 Zentimeter große Roboterwölfe mit leuchtend roten Augen, gefletschten Zähnen, falschem Zottelfell und metallenen Beinen. Entwickelt hat sie das japanische Maschinenbau-Unternehmen Ohta Seiki zusammen mit den Universitäten von Hokkaido und Tokyo. Knapp 70 der „Monsterwölfe“ getauften Maschinen verrichten inzwischen ihren Abschreckdienst in Japan, meldet die Nachrichtenagentur Reuters.

Die Monsterwölfe sind solarbetrieben und werden auf hohen Metallsäulen befestigt. Detektiert ihr Infrarot-Sensor Bewegungen in der Nähe, schwenken sie ihren Kopf mit blinkenden Augen langsam von Seite zu Seite und spielen über Lautsprecher laute Knurr-, Heul- und andere Geräusche ab. 60 wechselnde Laute sollen dafür sorgen, dass sich die Bären nicht an die Geräuschkulisse gewöhnen und sich doch näher wagen.

Der Online-Zeitung Mainichi zufolge kamen die seit 2016 hergestellten Robowölfe in Takikawa erstmalig direkt in einem Wohngebiet zum Einsatz. Bisher wurden sie weiter weg aufgestellt oder sollten vor allem als moderne Vogelscheuchen Wildschweine und Rehe davon abhalten, sich an Feldfrüchten gütlich zu tun.

Seit Takikawa im vergangenen Herbst zwei Robowölfe in der Nähe eines Wohngebietes und am Rand eines nahegelegenen Feldes aufstellte, hat die Stadtverwaltung jedenfalls keine Bärensichtungen mehr verzeichnet. Im letzten Jahr zwischen Mai und September bekamen die Stadtbewohner noch von rund zehn Bären Besuch. Die Wirkung ist eindrucksvoll: In einem Youtube-Video von Sankei News flüchtet nicht nur ein junger Bär nach kurzem Blick- und Hörkontakt mit dem Wolf per Kopfsprung durch eine Hecke. Auch Rehe und Affen nehmen beim Anblick der Monsterwölfe Reißaus.

(bsc)