US-Armee: Microsoft erhält Produktionsauftrag für taktische Hololens

Die US-Army wurde offenbar von Microsoft von der Hololens überzeugt und hat nun 120.000 Stück bestellt. Für Microsoft könnte sich das richtig rechnen.

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(Bild: US-Army/Microsoft)

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Die US-Armee hat Microsoft einen Produktionsauftrag für taktische AR-Brillen auf Basis der Hololens 2 gegeben. Das zusammen mit Microsoft entwickelte "Integrated Visual Augmentation System" (IVAS) sei nun produktionsreif und solle schnell ins Feld, teilte das Beschaffungsamt der US-Armee am Mittwoch mit. Der Auftrag umfasse zunächst rund 120.000 AR-Brillen sowie Cloud-Dienstleistungen, erklärte ein Microsoft-Sprecher gegenüber dem US-Sender CNBC und bezifferte das Gesamtvolumen des für zehn Jahre angelegten Vertrags auf "bis zu 22 Milliarden US-Dollar".

Der Produktionsauftrag folgt nach jahrelangen Tests des IVAS. Laut den von der US-Army veröffentlichten Eckdaten des Projekts ist die AR-Brille mit zahlreichen taktischen Sensoren am Helm der Soldaten angebracht. Ein dickes Kabel führt von der Brille zur zugehörigen Recheneinheit und dem wiedaufladbaren Akkupack, die der Soldat am Körper trägt.

Die IVAS-Brille soll von den US-Soldaten bei Einsätzen, Übungen und im Training für den Nahkampf eingesetzt werden, erklärt die US-Armee. Enthalten sind demnach unter anderem Sensoren für Nacht- und Infrarotsicht, die erstmals in ein einzelnes System integriert wurden, um Soldaten einen besseren Überblick über ihre Umgebung und eventuelle Zielpersonen zu geben. In der Mitteilung ist außerdem von einer "naturgetreuen Mixed-Reality-Umgebung" die Rede, in der die Soldaten Einsätze durchspielen könnten, bevor sie in die Schlacht ziehen.

Früheren Berichten zufolge zeigt die Militär-Hololens auf ihrem transparenten Visier bei einem Blick nach unten eine schematische Karte der Umgebung samt Gebäuden und Eingängen sowie der Position des Hololens-Trägers und aller anderen Personen mit einer solchen Brille in der Nähe. Auch die Blickrichtung des Trägers wird auf der Karte in Echtzeit angezeigt. Sogar ein Fadenkreuz kann demnach das Zielen mit einer Waffe erleichtern.

Microsoft hatte die zweite Generation seiner AR-Brille Anfang 2019 vorgestellt, sie kostet immer noch jeweils 3500 US-Dollar. Der Vertrag mit der US-Armee umfasst über die Hardware hinaus auch taktische Cloud-Anwendungen und klassische Cloud-Dienste. Wie sich das von Microsoft genannte mögliche Gesamtvolumen des Vertrags errechnet, ist jedoch unklar.

Bei dem US-Konzern hatte es immer wieder Kritik an der Zusammenarbeit mit dem Militär gegeben. Der waren Firmenvertreter entgegengetreten und hatten derartige Kooperationen nicht nur verteidigt, sondern auch versichert, dass es keinen Grund gebe, darauf zu verzichten. Google wiederum hatte auch aufgrund firmeninterner Kritik die eigene Teilnahme an einem Drohnenprojekt des US-Militärs auslaufen lassen.

(mho)