Makake spielt Pong mit Gedankenkraft über Gehirnchip von Elon Musk

Neuralink, ein Unternehmen von Tesla-Mitgründer Elon Musk, hat ein Brain Machine Interface entwickelt, über das ein Kleinaffe Pong mit Gehirnaktivität steuert.

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(Bild: Neuralink (Screenshot))

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Neuralink, Elon Musks Neurotechnologie-Unternehmen zur Erforschung und Entwicklung von Hirn-Maschinen-Interfaces (Brain Machine Interfaces (BMI)), hat einem Makaken einen Hirnchip eingepflanzt, der es ihm ermöglicht, das Spiel Pong, hier MindPong genannt, mit seinen Gedanken zu steuern. Mit Hilfe von BMIs sollen gelähmte Menschen später Computer bedienen und sich wieder bewegen können.

In einem von Neuralink am Freitag veröffentlichtem Artikel, beschreibt das Unternehmen den Versuch mit einem neunjährigen Kleinaffen mit dem Namen Pager. Dem Makaken wurde ein vom Unternehmen entwickeltes, drahtlos kommunizierendes BMI, dem N1 Link eingepflanzt, über das die neuronale Aktivität von Pager mit einem Computer ausgelesen werden könne. Der N1 Link greife dabei die Gehirnströme ab, die nach Angaben von Neuralink in den Teilen des Gehirns entstehen, die für die Steuerung der beiden Körperhälften zuständig sind. Der Chip soll in der Lage sein, über 1024 Elektroden-Kanäle die Aktionspotenziale (Spikes) aufnehmen, streamen und drahtlos über Bluetooth in Echtzeit übermitteln zu können.

In der ersten Phase des Experiments spielt Pager das Spiel Pong mit einem Joystick – an sich schon eine Leistung, die so manchem Menschen nicht in der gezeigten Qualität gelingt. Steuert er das Pong-Paddle richtig und spielt den virtuellen Ball zurück, erhält er über ein Röhrchen eine Fress-Belohnung. Dabei werden seine Hirnströme gemessen und Muster in der neuralen Aktivität ermittelt, die für die Joystick-Steuerung notwendig sind. Daraus generieren die Forscher ein Modell (Decoder), dass Richtung und Geschwindigkeit einer bevorstehenden oder beabsichtigten Bewegung vorhersagen kann. Darüber kann dann die wahrscheinlichste beabsichtigte Bewegung nur aufgrund des Musters der Gehirnaktivität vorhergesagt werden. Diese Bewegungsabsicht kann dann dazu genutzt werden, um die Steuerung des Pong-Paddles virtuell umzusetzen.

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Nachdem der Decoder durch das Spielen kalibriert ist, wird in der zweiten Phase des Experiments ohne Joystick gespielt. Pager sieht nun nur noch das Spiel auf dem Bildschirm. Um weiterhin seine Leckerlis zu bekommen, will Pager den Pong-Paddle steuern, setzt die dazu notwendigen Bewegungen aber nur noch gedanklich um. Die Gehirnströme werden auf Grundlage des vorab erstellten Modells ausgewertet und das Pong-Paddle entsprechend nach oben oder nach unten bewegt.

Die Technik sei ein wichtiger Schritt, um die langfristigen Ziele des Unternehmens bei der Erstellung von funktionstüchtigen, sicheren BMIs für den Menschen zu entwickeln, heißt es von Neuralink. Das BMI soll drahtlos arbeiten und voll implantiert werden können. In einem ersten Schritt will das Unternehmen von Tesla-Mitgründer und SpaceX-CEO Elon Musk gelähmten Menschen dabei helfen, wieder einen Computer bedienen zu können, um ihre "digitale Freiheit" zurückzuerlangen. Auf längere Sicht sei noch mehr möglich, wie die Forscher und Elon Musk behaupten. So könnten über das BMI auch Muskelstimulatoren angesteuert werden, sodass sich Menschen mit Lähmungen wieder bewegen könnten.

Bei der ersten Vorstellung des BMI-Konzepts von Neuralink 2019 hagelte es Kritik von Neurologen: Sie bezeichneten den Ansatz als unseriös und konstatierten, dass damit allenfalls einfache Funktionen nach intensiven Training durch Gehirnaktivitäten gesteuert werden könnten. Die Wissenschaft würde dadurch nun wenig vorangebracht, vieles von den damals publizierten Neuerungen sei nicht neu gewesen. Auch die Versuche an Tieren wurden als ethisch bedenklich eingestuft.

(olb)