ESA-Weltraumteleskop Gaia: 12 neue Einsteinkreuze entdeckt

Einsteinkreuze sind spezielle Abbilder weit entfernter Galaxien, deren Licht auf dem Weg zu uns gekrümmt wird. Nun wurden viele weitere entdeckt.

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Die 12 neuen Einsteinkreuze

(Bild: The GraL Collaboration)

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Dank des ESA-Weltraumteleskops Gaia hat eine Gruppe von Astronomen und Astronominnen ganze 12 neue Einsteinkreuze entdeckt. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der bestätigen Beispiele für diese visuellen Nachweise der Relativitätstheorie um ein Viertel. Das berichtet das Team in einem wissenschaftlichen Fachartikel, der für die Veröffentlichung im Astrophysical Journal angenommen wurde. Gaia sei bahnbrechend, meinen sie und bestätigen damit einmal mehr, welche große Bedeutung das Instrument für die Astronomie hat. Die Phänomene seien einzigartige Möglichkeiten, um Dunkle Materie und die Expansion des Universums zu untersuchen.

Erklärung der Entstehung eines Einsteinkreuzes

(Bild: R. Hurt (IPAC/Caltech)/The GraL Collaboration)

Einsteinkreuze sind spezielle Gravitationslinsen, bei denen das Licht ferner aktiver Galaxienkerne (Quasare) durch massereiche Objekte im Vordergrund so gekrümmt wird, dass aus unserer Perspektive mehrere Abbilder ankommen. Abhängig von den Positionen ergibt sich das Bild eines Kreuzes, möglich ist aber auch ein sogenannter Einsteinring. Seit dem ersten Nachweis 1985 wurden 50 verschiedene Einsteinkreuze entdeckt und nun kommen 12 hinzu. Dafür haben die Astronomen und Astronominnen mit Technik des maschinellen Lernens zuerst automatisiert nach jeweils vier eng beieinander liegenden Quasaren gesucht, für die Gaia wenig Eigenbewegung gemessen hat – die also weit entfernt sind. Die Bestätigung erfolgte dann anhand von Daten des Weltraumteleskops Wise (Wide-field Infrared Survey Explorer) und gelang für alle Kandidaten.

Das Weltraumteleskop Gaia war 2013 gestartet worden und fotografiert seitdem mit einer Gigapixelkamera kontinuierlich den Sternenhimmel. Mittels der Parallaxenmessung kann es auf seinem Weg um die Sonne die Position unzähliger Sterne und im Lauf der Zeit auch deren relative Bewegung genau bestimmen – aber auch von anderen Himmelskörpern. Ende des vergangenen Jahres war mit dem Gaia Early Data Release 3 (EDR3) die bislang jüngste und präziseste Sammlung der dabei gesammelten Daten veröffentlicht worden. Die 12 Einsteinkreuze wurden aber noch anhand des EDR2 gefunden, im EDR3 dürften noch viele weitere zu finden sein, schreibt das Team noch. Aus deren Verteilung am Nachthimmel und der Differenz zur vorhergesagten Verteilung könne man beispielsweise etwas über die mysteriöse Dunkle Materie erfahren.

(mho)