Uber Eats: Deutschlandstart des Lieferdiensts steht bevor

Uber Eats könnte den Markt mit Essenslieferungen in Deutschland aufmischen und Platzhirsche wie Lieferando Marktanteile streitig machen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 42 Kommentare lesen

(Bild: Uber)

Lesezeit: 4 Min.

Der Fahrdienstleister Uber will in Deutschland in den Markt mit Essenslieferungen einsteigen. In einem Gespräch mit der Finacial Times verriet Uber-Eats-Chef, Pierre-Dimitri Gore-Coty, dass Uber Eats in den nächsten Wochen in Deutschland starten solle. Zunächst werde das in Berlin geschehen.

Für Uber hat der Geschäftsbereich mit Essenslieferungen stark an Bedeutung zugenommen. Nicht zuletzt die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben zu einem höheren Bedarf an einem Lieferservice für Restaurants geführt, während das Geschäft mit Fahrdienstvermittlungen zurückgegangen ist. Deutschland, als einer der schnell wachsendsten Märkte für Ride-Hailing, sei ein strategisch wichtiges Land.

Bei Essenslieferungen dominiere Just Eat Takeaway, das Unternehmen, in dem die Essenslieferanten Lieferando, Lieferheld, Foodora, Pizza.de und McDelivery gebündelt sind, sagte Gore-Coty der Finacial Times. Die Provisionsanteile für die Lieferungen seien "außerordentlich hoch", sodass Restaurants und Nutzer "verzweifelt nach zusätzlichen Optionen suchen". Kurz: Es lohnt sich für Uber, in den Markt einzusteigen und marktbeherrschenden Diensten die Kunden abspenstig zu machen. Vor Wochen hatte Just-Eat-Takeaway-Chef Jitse Groen einen möglichen Eintritt von Uber Eats in den Markt heruntergespielt. In Deutschland sei das Telefon der größte Konkurrent, also die Auslieferungen durch die Restaurants selbst, nicht aber Uber Eats.

Die Lieferungen in Deutschland sollen von Uber-Eats-Fahrern durchgeführt werden, die ähnlich wie Uber-Mietwagenfahrer bei Flottenpartnern beschäftigt sind, mit denen Uber zusammenarbeitet. Im Gegensatz zu den USA, in denen Uber-Fahrer selbstständig arbeiten, erhalten sie in Deutschland ihr Geld von den Flottenpartnern. Hier hatte Uber schon Zugeständnisse machen müssen, um den Dienst weiter in Deutschland betreiben zu können. Uber zahlt pro Fahrt an die jeweiligen Partner. Ob dieses Modell auch bei Uber Eats funktioniert und profitabel sein kann, steht noch in den Sternen. Denn die Kosten eines solchen Systems fallen höher aus. In größeren Städten mag sich das noch lohnen, in kleineren Städten eher nicht, sodass sich eine Expansion auf größere Städte beschränken könnte, auf dem Lande weiterhin andere Lieferoptionen vorherrschen.

Auch von anderer Seite droht dem Geschäftsmodell von Uber (Eats) Ungemach, denn die EU plant, Beschäftigungsverhältnisse von Plattformarbeitern beispielsweise für Airbnb, Uber, Lieferando & Co. zu verbessern. Sie sollen nicht schlechter gestellt sein als Angestellte und Selbstständige, was grundsätzlich höhere Kosten für die Betreiber und damit einen engeren finanziellen Spielraum bei der Preisgestaltung bedeutet. Im Februar hatte das höchste britische Gericht entschieden, dass Uber-Fahrer im Vereinigten Königreich künftig als Angestellte zu gelten haben und damit auch Ansprüche auf Mindestlohn und Arbeitgeberleistungen wie bezahlten Urlaub haben. Nach EU-Angaben leben drei Millionen Menschen in Europa hauptsächlich von Plattformarbeit, rund 24 Millionen hätten schon mal einer solchen Plattform ihre Dienste angeboten.

Noch ist unklar, wie sich dies auf das Geschäftsmodell von Uber Eats auswirken könnte und ob das Unternehmen den bisherigen Platzhirschen Paroli bieten kann. Just-Eat-Takeaway-Chef Groen hatte den Eintritt des finnischen Lieferdienst-Start-Ups Wolt in den deutschen Markt 2020 als schlechtestmögliche Investition im Geschäft mit Essenslieferungen bezeichnet.

Offensichtlich zeigt sich Uber Eats davon unbeirrt. Wie das Unternehmen mitteilte, habe man bereits in Berlin mit kleinen und großen Restaurants Vereinbarungen erzielt. Dabei sind besonders die kleinen Restaurants für Uber Eats interessant, die in der Regel selbst das Essen an die Kunden über eigene Fahrer ausliefern. Wenn Uber Eats die Provisionen für die eigenen Lieferfahrten gering halten kann, könnte es auch für kleinere Restaurants interessant sein, den Dienst zu nutzen. Diesen großen Bereich lassen Lieferando & Co. durch ihre hohen Provisionen derzeit noch liegen.

(olb)