Schulen in Baden-Württemberg: Bündnis fordert Nutzung von Open-Source-Software

Die Grünen und die CDU verhandeln im Ländle einen neuen Koalitionsvertrag. 24 Gruppen fordern, dass in Schulen nun klar auf Open-Source gesetzt werden muss.

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(Bild: YAKOBCHUK VIACHESLAV/Shutterstock.com)

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Ein breites Bündnis aus Organisationen der Zivilgesellschaft fordert die neue Landesregierung in Baden-Württemberg dazu auf, den weiteren Ausbau vorhandener Open-Source-Lösungen für den digitalen Unterricht zu fördern. Ein Bundesland dürfe sich nicht – wie in Baden-Württemberg schon länger befürchtet und umstritten – "von einem Cloud-Angebot wie Microsoft 365 abhängig machen". Es solle hingegen darauf achten, dem Anspruch auf Datenschutz, Datensparsamkeit und Souveränität für seine Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden. Eine Vorfestlegung "zugunsten von Closed-Source-Software" sei zu vermeiden.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, verweisen die insgesamt 24 Interessengruppen, zu denen unter anderem der Chaos Computer Club, Digitalcourage, die GEW BW, der Landesschülerbeirat, der Philologenverband BW und die Verbraucherzentrale BW gehören, auf den alten Koalitionsvertrag von Bündnis90 / die Grünen und der CDU und auf neuere Versprechen im Wahlkampf. Schon früher hätten sich die beiden Parteien dafür ausgesprochen, dass an Schulen verstärkt freie Lern- und Lehrmaterialien genutzt werden sollten.

Artikelserie "Schule digital II"

Wie sollte die Digitalisierung in unseren Schulen umgesetzt werden? Wie beeinflusst die Coronavirus-Pandemie das Geschehen? Was wurde im Schuljahr 2020/2021 erreicht - wie ging es 2021/2022 weiter? Das möchte unsere Artikelserie beleuchten.

Besonders die Grünen hätten nun in ihrem Wahlprogramm 2021 das "europäische Wertemodell" hervorgehoben, bei dem Datenschutz und Netzneutralität im Vordergrund stünden. Einer konsequenten Open-Source-Strategie wolle man folgen, hieß es dort. Dies sollten die neuen Koalitionäre nun entsprechend in ihrem Koalitionsvertrag festschreiben.

Die Dringlichkeit des Appells geht in Baden-Württemberg auch auf die Geschehnisse der vergangenen Monate zurück. Die amtierende Schulministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte trotz bereits vorhandener Open-Source-Lösungen für den Schulbereich mit Beginn der Coronavirus-Pandemie auch die Nutzung von Microsoft 365 zu etablieren versucht. Seitdem baut sich Widerstand im Ländle auf.

Wie das zivilgesellschaftliche Bündnis schon im Januar 2021 in einer Stellungnahme klarmachte, sei die Datenschutzkonformität von MS 365 schwer zu prüfen, da der Quellcode geheim sei. Weiterer Verdruss gehe vom gescheiterten EU-US-Privacy-Shield aus und dass sich die USA mittels Regelungen wie dem Cloud-Act über Vorgaben in Deutschland hinwegsetzen könnten. Auch alle Beteuerungen von Microsoft, dass man sich gegen Regierungsanfragen wehren würde, hülfen bei diesen Voraussetzungen nicht.

Dementsprechend sollten die Ressourcen in Baden-Württemberg in den Ausbau bereits vorhandener Lösungen fließen. Es gebe dort bereits quell-offene und datenschutzkonforme Angebote wie etwa Moodle als Lernplattform oder auch BigBlueButton als Videokonferenzdienst. Diese müssten nun umgehend weiterentwickelt und auch entsprechend finanziert werden.

Weitere Ergänzungen seien aber auch vonnöten. So wünscht sich das Bündnis eine landeseinheitliche Schulcloud für die Online-Dateiablage und Dokumentenbearbeitung, die den Schulen vom Kultusministerium zur Verfügung gestellt werden soll. Zudem fehle noch eine landeseinheitliche, datenschutzkonforme und selbst betriebene Mail-Lösung, die den Bedürfnissen schulischer Kommunikation gerecht werden könne.

Neben dem weiteren technischen Ausbau hebt das Bündnis auch auf die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften ab. Diese sollten den Umgang mit den verschiedenen Bildungsplattform-Komponenten lernen und sich auch pädagogische und didaktische Konzepte für den digitalen Unterricht oder die Einbindung von digitalen Mitteln erarbeiten können.

(kbe)