Lasergesteuerter Ultraschall soll Schlafapnoe am wachen Patienten erkennen

Ultraschall vermisst den Rachen, Künstliche Intelligenz analysiert die Daten. So soll obstruktive Schlafapnoe ohne teures Schlaflabor diagnostiziert werden.

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Bett unter dem Dach, dahinter ein helles Fenster

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Obstruktive Schlafapnoe könnte bald deutlich schneller diagnostiziert werden. Das taiwanische Unternehmen AmCad BioMed setzt dafür auf die exakte Vermessung der oberen Atemwege durch lasergesteuerten Ultraschall. Die dabei erhobenen Ultraschallbilder werden dann mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet.

Die KI vergleicht die oberen Atemwege des Patienten mit dem Müller-Manöver-Modell, einer Atmungsmethode, die Schnarchen nachahmt. Das System heißt AmCAD-UO und soll "zuverlässige Risikobewertung für Patienten mit sowohl moderatem als auch schwerem Obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom" bieten, sagt der Hersteller. Die Untersuchung werde am wachen Patienten durchgeführt und dauere etwa zehn Minuten.

Neben der Diagnose liefern die Bilder auch Informationen für die Therapie der obstruktiven Schlafapnoe. Die KI erstellt eine 3D-Rekonstruktion der oberen Atemwege. Das kann beispielsweise die Entscheidung für oder gegen chirurgische Eingriffe sowie deren Planung erleichtern. Das Stanford Sleep Medicine Center studiert derzeit die klinische Qualität des AmCAD-UO. Die zuständigen Behörden in Taiwan und den USA haben es bereits genehmigt, in Deutschland soll es ab Juni erhältlich sein.

Beim Schlafapnoe-Syndrom hören Menschen im Schlaf zu atmen auf. Das kann an einer Blockade der Luftwege (obstruktive Schlafapnoe) oder einem Fehler im zentralen Nervensystem (zentrale Schlafapnoe) liegen. Auch Mischformen treten auf. Außerdem gibt es die Hypopnoe, bei der die Atmung zwar nicht ganz aussetzt, aber der Schlafende dennoch zu wenig Luft bekommt. Alle Formen führen zu schlechter Sauerstoffversorgung.

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Etwa eine Milliarde Menschen dürfte an obstruktiver Schlafapnoe leiden. Die meisten Fälle bleiben unerkannt. Dabei ist Schlafapnoe lebensgefährlich. Um das Ersticken zu verhindern, schlägt der Körper Alarm. Das kann im Laufe einer Nacht zu extrem vielen Aufwach-Reaktionen führen. Der wichtige Tiefschlaf kann praktisch völlig fehlen. Die Folge sind Müdigkeit, geringer Lernerfolg und viele Folgeerkrankungen, darunter auch geistige. Zudem kann Schlafapnoe zum Tod führen.

Dummerweise können sich Betroffene nicht an die Aufwachreaktionen erinnern. Denn die Wachphasen sind zu kurz, um im Langzeitgedächtnis gespeichert zu werden. Daher werden in der Regel nur die Folgeerkrankungen behandelt, insbesondere wenn der Patient nicht schnarcht.

Erst bei konkreten Verdachtsfällen erfolgt eine Überweisung ins Schlaflabor, sofern sich der Betroffene diese teure(n) Übernachtung(en) leisten kann. Eine Nacht kostet tausende Euro. Trotzdem sind monatelange Wartezeiten üblich. Und dann ist der Patient im Labor weit von seinen gewohnten Schlafbedingungen entfernt: Er wird mit einer Vielzahl von Sensoren verkabelt und mit Mikrofon und Infrarotkamera überwacht.

Eine Alternative zu Schlaflaboren sind Sonare. Die gibt es sogar als Handy-App. 2015 haben US-Forscher ein Handy-Sonar zur Entlastung der Schlaflabore von Schlafapnoe-Patienten vorgestellt. Das Sonar-Verfahren wurde inzwischen an die Betreiber der App SleepScore lizenziert.

(ds)