Baden-Württembergs Lärmschutzbeauftragter: "Es geht so nicht weiter"

Der Motorradlärm ist aus Sicht des Lärmschutzbeauftragten von Baden-Württemberg nicht mehr erträglich. Er fordert Maßnahmen, aber möglichst andere als in Tirol.

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BMW R 1250 GS Adventure

"Die von uns getestete BMW R 1250 GS Adventure fiel sogar dadurch auf, dass sie es dem Fahrer besonders leise macht, dem Umfeld dagegen besonders laut. Asozial deluxe." Sagt unser motorradbegeisterter Autor Clemens Gleich in seinem Kommentar zum Thema.

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Der Motorradlärm am Wochenende hat aus Sicht des Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung von Baden-Württemberg, Thomas Marwein, ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr hinnehmbar ist. "Es geht so nicht weiter", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Ob im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb oder im Odenwald: "Sobald das Wetter schön ist, sind beliebte Biker-Strecken voll und die Bewohner haben keine Ruhe mehr." Wer direkt an der Straße wohne, leide nicht selten unter Lärm von bis zu 100 Dezibel. "Das entspricht einem Presslufthammer. Da kann man nicht mehr auf der Terrasse sitzen. Es ist wirklich schlimm, wie die Leute in den Dörfern darunter leiden."

Die drastische Verschärfung der Lage führt Marwein zum einen auf deutlich gestiegene Zulassungszahlen bei den Motorrädern in den vergangenen Jahren zurück, zum anderen auf immer lautere Maschinen. Verstärkt werde das Problem durch die Fahrweise einzelner und dadurch, dass viele im Pulk dort unterwegs sind, wo andere sich ausruhen wollen. "Das hört man kilometerweit. Ob Anwohner oder Wanderer – das nervt. Mit der Ruhe ist es dann vorbei."

Der Lärmschutzbeauftragte forderte die Hersteller auf, leisere Maschinen zu bauen. Er kann sich auch Prämien für E-Motorräder vorstellen. "Es braucht Änderungen am Fahrzeug und am Fahrstil", betonte er. Uneinsichtige Biker müssten durch mehr Kontrollen und hohe Bußgelder zur Räson gebracht werden. Fahrverbote nach dem "Tiroler Modell", wo auf einigen beliebten Bergstraßen laute Maschinen von Juni bis Oktober nicht mehr fahren dürfen, wären für Marwein nur der letzte Ausweg.

Wie viele Menschen unter Motorradlärm leiden, zeigt der Zulauf der vor zwei Jahren auf Anstoß des Landes gegründeten "Initiative Motorradlärm": Was mit gut zwei Dutzend Orten begann, ist heute ein Zusammenschluss von rund 160 Städten, Dörfern und Kreisen. "Sie repräsentieren zwischen 3,5 bis 4 Millionen Bürger", so Marwein.

(fpi)