Apples AirTag im Vergleich zu Trackern von Samsung & Co.

Mit den AirTags hat Apple das Rad nicht neu erfunden. c't zeigt Vor- und Nachteile der AirTags gegenüber günstigeren Bluetooth-Trackern für Android und iOS.

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Apples AirTags.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 10 Min.
Inhaltsverzeichnis

Apples AirTags unterstützen ihre Besitzer, Gegenstände im Blick zu behalten. Das ist gerade, aber nicht nur für schusselige Menschen hilfreich – keine Suche mehr nach Schlüsselbund, Fahrradlampe oder Fernbedienung. Neu ist die Idee der kleinen Finder indes nicht, es gibt sie schon seit Jahren und teilweise deutlich billiger von anderen Herstellern. Macht Apple mal wieder etwas besser als die Konkurrenz? c't hat sich die Vor- und Nachteile der AirTags von Apple gegenüber Bluetooth-Trackern von Samsung & Co. genauer angeschaut.

Die AirTags sind für die Nutzung im Apple-Universum konzipiert und im Handumdrehen mit dem iPhone gekoppelt: Plastikstreifen rausziehen, AirTag neben das iPhone legen, die aufpoppende Meldung bestätigen, AirTag benennen, fertig. Um ein AirTag etwa am Schlüsselbund zu befestigen, reicht ein gängiger Schlüsselring allerdings nicht aus – Apple hat den Trackern keine Bohrung oder Öse spendiert. Der Grund dafür: So lassen sich Anhänger verkaufen, die bei Apple ab 35 Euro kosten und damit den Preis für ein einzelnes AirTag glatt verdoppeln. Von der Nobelmarke Hermés bietet Apple sogar Anhänger für 450 Euro an, bei Drittanbietern wird man ab etwa 10 Euro fündig. Im Viererpack sind die AirTags mit 120 Euro etwas günstiger als einzeln.

AirTags nutzen Apples "Wo ist"-Netzwerk und werden dort genauso wie andere Apple-Geräte angezeigt, allerdings derzeit nur auf dem Gerät, auf dem sie angemeldet wurden. Heißt: Wer ein AirTag mit dem iPhone registriert hat und dann beide Geräte verliert, sieht am Mac oder auf dem iPad nur das iPhone, nicht aber das AirTag. Über die Familienfreigabe lassen sich AirTags mit mehreren Personen teilen. Die AirTags sind nach IP67 wasser- und staubdicht, die CR2032-Batterie ist austauschbar.

Das Suchen und Finden der AirTags gelingt im Nahbereich zunächst über Bluetooth; die App zeigt dann Richtung und Entfernung. Ab dem iPhone 11 mit U1-Chip für Ultrabreitband (Ultra Wideband, UWB) geht es auf den letzten Metern noch zielsicherer: Die App zeigt mit einem grünen Pfeil und genauen Richtungsangaben an, wo sich der gesuchte Tracker befindet. Probleme mit der Ortung hatten wir, wenn sich das AirTag zwar im selben Haus, aber auf einem anderen Stockwerk befand, dann wird weder Richtung noch Entfernung angegeben. Zur akustischen Ortung können die AirTags wie ein billiger Schlüsselfinder zudem einen Piepton von sich geben, der sieben Sekunden lang erklingt und beliebig oft neu gestartet werden kann.

Ist ein mit AirTag versehener Gegenstand nicht in Bluetooth-Reichweite, kommt Apples Trumpf ins Spiel: Das "Wo ist"-Netzwerk. Alle Apple-Geräte, die in diesem Netzwerk angemeldet sind – und das sind wohl fast alle – suchen dann automatisch und anonym nach verlorenen AirTags. Ist der verloren gemeldete Tracker in Bluetooth-Reichweite eines iPhones, wird die Position via iCloud weitergegeben und landet so bei der Person, welcher der Tracker gehört. Die kann sich dann auf die Suche dorthin machen und im Nahbereich mit Bluetooth und UWB hoffentlich bald Erfolg melden. Die Vielzahl der Geräte in diesem Netzwerk sorgt vor allem in den Städten für eine gute Abdeckung und erhöht die Chance, einen verlorenen Tracker zu finden, deutlich.

Folge dem Pfeil und finde das AirTag – mittels UWB verbessert Apple die Ortung im Nahbereich. Immer klappt das aber nicht.

Wird ein verlorenes AirTag von Android-Nutzern ohne iPhone gefunden, können diese den Eigentümer ebenfalls schnell ausfindig machen, denn der Tracker unterstützt NFC. Einfach an das Smartphone mit aktiviertem NFC halten, schon poppt eine Meldung mit der zum AirTag gehörenden Telefonnummer auf – die dazu im AirTag hinterlegte URL soll allerdings angeblich schon geknackt sein. Direkt mit Android-Geräten koppeln lassen sich AirTags nicht.

Apple will verhindern, dass die AirTags anderen Menschen untergeschoben und zum Stalking missbraucht werden. Wenn das eigene iPhone ein fremdes AirTag bemerkt, soll nach einiger Zeit eine Warnmeldung erscheinen. Das funktioniert allerdings erst ab iOS 14.5, bei Android-Handys überhaupt nicht. Nach spätestens drei Tagen soll sich das AirTag zweimal täglich durch 15 Sekunden langes Piepsen bemerkbar machen, wenn es bewegt wird. Erste Anleitungen, das Piepsen generell zu unterbinden, kursieren bereits. Apple hat für diesen Aspekt Fein-Tuning versprochen.

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Apple hat mit den AirTags das Rad nicht neu erfunden, solche Bluetooth-Tracker gibt es seit Jahren sowohl für Android als auch iOS. Die bekanntesten Konkurrenten kommen von Tile, Samsung und Chipolo.

Die Tile-Tracker gibt es in mehreren Ausführungen, mit wechselbarem oder fest verbautem Akku und in unterschiedlichen Größen, unter anderem zum Aufkleben. Wer seine Geldbörse mit so einem Tracker ausstatten möchte, findet bei Tile ein besonders flaches Exemplar im Kreditkartenformat, allerdings ohne Wechselakku und mit einer maximalen Lebensdauer von drei Jahren.

Preislich sind die Tile-Tracker attraktiv, das Standardmodell Mate kostet im Viererpack 70 Euro. Für den Tile Pro mit doppelter Bluetooth-Reichweite verlangt Tile derzeit 35 Euro, im Handel ist das Doppelpack für knapp 50 Euro erhältlich. Wie Apple setzt auch Tile auf die Community, um beim Wiederfinden von verlorenen Gegenständen außerhalb der Bluetooth-Reichweite zu helfen.

Das Problem dabei: Die Menge an Tile-Trackern mit der passenden App auf ihrem Smartphone beträgt nur einen Bruchteil der abertausenden Apple-Geräte, die im Hintergrund automatisch ohne aktives Zutun auf die Suche nach AirTags gehen. Im Test mit mehreren Trackern konnten wir auch nach Stunden am Hannoveraner Hauptbahnhof keinen einzigen mithilfe der Community wiederfinden. Das große eigene Netzwerk gibt Apple einen immensen Vorteil bei der Suche nach verlorenen Gegenständen außerhalb der eigenen vier Wände. Den Tile-Trackern fehlt zudem UWB für die zielgenaue Suche im Nahbereich.

Auch Apples größter Konkurrent bei Smartphones spielt seit kurzer Zeit im Bereich der kleinen Tracker mit. Die Samsung Galaxy SmartTags arbeiten über Bluetooth, eine UWB-Version soll im Sommer erscheinen. Sie greifen ebenfalls auf ein bestehendes Gerätenetzwerk zurück. Unter SmartThings verbindet Samsung nicht nur die eigenen Smartphones, Tablets und Smart-Home-Geräte, sondern auch jede Menge Gerätschaften von Drittherstellern. Die sind allerdings weitestgehend stationär und gehören zum Haushalt, etwa Waschmaschinen, Leuchten, Kühlschränke oder Türklingeln. Beim Finden von verlorenen Gegenständen sind sie kaum behilflich; auf den Smartphones muss zudem eine App installiert sein.

Wie bei Tile geht auch im Vergleich mit Samsung der Netzwerk-Punkt an Apple. Die Galaxy SmartTags sind zudem preislich nicht attraktiver als die AirTags, sie kosten einzeln ebenfalls 35 Euro, im Doppelpack 60 Euro. Immerhin haben sie eine Öse zum Befestigen, die Batterie ist wechselbar und die kleinen Tracker sind nach IP53 gegen Spritzwasser geschützt.

Diese drei Punkte treffen auch auf den Tracker von Chipolo zu, der in sechs bunten Farben und verschiedenen Formaten ab 25 Euro angeboten wird. Wer mehrere auf einmal kauft, spart kräftig: Vier Chipolo One kosten 75 Euro, derer sechs 105 Euro. Sie arbeiten quasi identisch wie die Geräte von Tile und Samsung, die eigene Community versucht im Verlustfall beim Finden zu helfen – und seit Kurzem auch die von Apple.

Chipolo ist der erste Tracker-Anbieter, der von der Öffnung des "Wo ist"-Netzwerks Gebrauch gemacht hat, und bietet so bessere Chancen beim Wiederfinden. Die in unserem Vergleich 2017 als zu leise empfundene Pieps-Lautstärke will Chipolo inzwischen deutlich gesteigert haben.

Ein Vorteil von Tile, Samsung und Chipolo gegenüber den AirTags ist die umgekehrte Suche, wenn einmal nicht der Tracker, sondern das Smartphone unauffindbar ist. Dann drückt man den Knopf am Tracker, und wenn sich das Handy in Bluetooth-Reichweite befindet, fängt es an zu klingeln. Nicht unpraktisch, führt in der Praxis aber ab und zu zum Fehlalarm, wenn der Knopf am Tracker etwa in der Hosentasche unabsichtlich gedrückt wird.

Weitere technisch und preislich ähnliche Tracker bieten Firmen wie Gigaset, Orbit und TrackR an. Günstiger, aber funktional deutlich abgespeckt sind einfache Schlüsselfinder, die es für wenige Euro zu kaufen gibt und auf Wunsch mit lautem Piepen auf sich aufmerksam machen. Diese sind allerdings nur für die Suche im unmittelbaren Nahbereich konzipiert und die Suchenden aufgeschmissen, wenn diese Teile wirklich verloren gingen.

Wenn es ums Wiederfinden geht, sind GPS-Tracker unübertroffen, denn sie finden ihre Position mithilfe der Satellitenortung ganz ohne Community oder Bluetooth. Die Kommunikation mit dem suchenden Gerät erfolgt dann über Mobilfunk, meist mit einer fest eingebauten SIM. GPS-Tracker sind allerdings deutlich größer und teurer als Bluetooth-Tracker, verursachen unter Umständen laufende Kosten durch die Datenverbindung und brauchen viel mehr Strom, also auch stärkere Akkus, die häufiger geladen oder getauscht werden müssen. Für den Schlüsselbund taugen sie nicht.

Egal ob AirTag, Tile, SmartTag oder einer der anderen Bluetooth-Tracker auf dem Markt: So sicher aufzufinden wie ein ausgewachsener GPS-Tracker sind sie alle nicht, egal wie groß die Community. Wer im Apple-Kosmos zu Hause ist, greift mit den AirTags jedoch ins richtige Regal – die Integration ins Ökosystem ist vorbildlich, mit UWB haben die runden Teile der Konkurrenz zudem technisch ein Detail voraus. Tile und Chipolo bieten sich wegen der unterschiedlichen Bauformen an, um sie aufzukleben oder in der Brieftasche zu verstecken. Chipolo hat mit der Integration ins Apple-Netzwerk und dem günstigen Preis weitere Pluspunkte.

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(sht)