Karriere: Lässt sich ein Berufsleben planen?

Erstens kommt es anders ... Wozu also einen Karriereplan erstellen? Zur Orientierung und um nicht vom Weg abzukommen. Planken helfen bei der Planung.

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(Bild: Photoroyalty/Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Peter Ilg
Inhaltsverzeichnis

Aila Kruska ist Karriere-Beraterin. Eine starre Karriereplanung mit Stufenmodell ist für sie unrealistisch, weil sich Prioritäten im Laufe eines Lebens ändern und es eine Vielzahl externer Einflüsse gibt. Den Berufsweg zu planen, hält sie aber für sinnvoll. Sie arbeitet mit ihren Kunden mit einem Mosaik-Modell. Unser Autor Peter Ilg hat ein Gespräch mit ihr protokolliert.

Ein Karriereplan ist für alle Menschen wichtig, denen ihr Beruf etwas bedeutet. Die in ihrer Arbeit einen Lebenssinn sehen und die sie zufrieden macht. Wer mit einem Gehalt fürs Überleben zufrieden ist und sein Glück allein im Privaten sucht, muss sich damit nicht unbedingt auseinandersetzen. Allen anderen hilft ein Karriereplan dabei, sich in die gewünschte Richtung zu entwickeln und er beschleunigt diesen Prozess. Aber nicht vergessen: Beruf ist nicht Alles! Deshalb müssen Berufs- und Privatleben zusammenpassen - was die Karriereplanung komplizierter macht.

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Setzen Sie sich möglichst früh mit ihrer Karriereplanung auseinander, um die Weichen richtig zu stellen. Von einem starren Plan oder eine Checkliste, die Punkt für Punkt abgearbeitet wird, halte ich nichts. Besser ist es, sich Planken zu definieren, innerhalb derer man sich bewegen will. Wichtig ist eine Flexibilität innerhalb dieses Korridors zuzulassen, denn, was ich mir heute überlege, muss nicht auch noch in 10 oder 20 Jahren Bestand haben. Jeder Mensch verändert sich im Laufe seines Lebens, ebenfalls seine Lebenssituation und selbstverständlich die externen Faktoren. Ehen gehen auseinander, man verliert seinen Job oder wird von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. Solche Ereignisse brauchen Raum in dem Korridor zwischen den Planken. Diese Grenzen sind der rote Faden fürs Berufsleben. Sie sind Orientierung und bewahren vor Abwegen.

Menschen in gefragten Berufen, und dazu zählen IT-Fachleute, haben es leichter ihre Pläne zu verwirklichen als andere, die am Arbeitsmarkt nicht so begehrt sind. Wer zu den gesuchten Fachkräften gehört, hat eventuell das Luxusproblem, sich entscheiden zu müssen, ohne das zu können. Andere machen sich zu viele Gedanken aufgrund üppiger Optionen, denn: Je mehr Möglichkeiten es gibt, umso schwieriger fallen Entscheidungen. Erste Orientierung können Tätigkeiten geben, die einem besonders Spaß machen oder die man als sinnstiftend erlebt.

Aila Kruska

(Bild: www.ailakruska.de)

Überlegen Sie sich, wie Ihr Berufsleben aussehen könnte. Soll es eine Fach- oder Führungsposition sein? Die Antwort darauf ist schwierig, wenn man noch nie Mitarbeiter geführt hat und daher nicht weiß, ob einem das liegt. Deshalb ist es gut, den Berufsweg in einzelne Phasen zu unterteilen und aus denen abzuleiten, wie es weitergehen kann. Wer etwa Projektleiter war und festgestellt hat, dass ihm die Personalführung gefallen hat, kann diese als Ziel im nächsten Schritt verfolgen. Erfahrungen zu machen und die bewusst einzuplanen ist eine legitime Möglichkeit, um sich selbst besser kennenzulernen. In diesen Phasen sollten Sie darauf achten, ob diese Arbeit das ist, was Sie langfristig gerne machen möchten. Kann ich das gut und worin muss ich mich verbessern? Das ist Personalentwicklung in eigener Sache.

Um den Plan innerhalb der Planken zu erstellen, muss man wissen, was das Ziel ist. Falsch ist es, sich zu sehr von Außen beeinflussen zu lassen. Überlegen Sie selbst und reflektieren Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen, wohin Sie sich entwickeln wollen. Das sollte eine bewusste Entscheidung sein. Es ist unrealistisch zu planen, dass es immer nach oben geht. Man denke nur an die Pyramide der Hierarchie, die unten breit und nach oben hin immer schmaler wird. Ich finde das sogenannte Mosaik-Modell dabei sehr hilfreich. Es besteht aus einzelnen Puzzleteilen, die zusammen ein stimmiges Bild ergeben. Jedes Teil hat seinen festen Platz. Den zu finden ist oft schwer, aber möglich. Das ist die Analogie zur Karriereplanung.

In der braucht es Alternativen, falls das eigentliche Ziel aus welchen Gründen auch immer nicht erreichbar ist. Diese Möglichkeiten lässt der Karrierekorridor. Ein Plan B ist eine Wertung und nur die zweitbeste Wahl. Deshalb lieber echte Alternativen suchen anstatt Notnägel einschlagen. Ob man auf dem richtigen Weg ist, merkt man darin, wie gut oder schlecht man mit dem Job zurechtkommt, wie zufrieden oder unzufrieden er macht. Merkmale dafür sind, ob die Arbeit leicht von der Hand geht, man die Zeit vergisst und im Tun aufgeht. Solche Erkenntnisse sind gleichzeitig Anzeichen dafür, dass man sich aus seiner Komfortzone bewegen und wachsen muss, sonst wird schnell Routine, später Langeweile daraus.

Wenn ich mit meinen Klienten einen Karrierekorridor erarbeite, gehe ich von der beruflichen Vergangenheit aus. Was sind die Interessenschwerpunkte, wo gab es besondere Erfolge, was sind Leuchtturmprojekte? Aus den Antworten kristallisiert sich schnell heraus, welche Aufgaben ein Klient gerne übernimmt, für welche Themen er sich interessiert. Also wohin das Herz geht und wovon weg? Daraus lassen sich Jobbeschreibungen ableiten. Wer weiß, was er gerne macht und worin er gut ist, kann planen, was er künftig machen möchte. Aus der Vergangenheit und dem Heute entwickeln wir die berufliche Zukunft und erarbeiten, welche zukünftigen Tätigkeiten in Frage kommen. Darauf basierend werden die folgenden Schritte geplant.

Wer sich bei seinem aktuellen Arbeitgeber weiterentwickeln möchte, sollte ihn in seine Pläne einweihen. Es kann durchaus karrierefördernd sein, seine persönlichen Ziele im Mitarbeitergespräch anzusprechen. Vielleicht findet man Unterstützung. Im Vorstellungsgespräch für einen neuen Job sind langfristige Zukunftspläne eher zurückhaltend zu handhaben: erst muss man sich gegenseitig kennenlernen, dann kann man über gemeinsame Ziele sprechen.

Pläne sind Ideen. Erstmal nicht mehr. Deshalb rate ich in der Karriereplanung zum Realitäts-Check. Ich werfe zwar meine Erfahrung mit in den Ring. Meine Mandanten sollten darüber hinaus mit Menschen sprechen, die in den Positionen sind, die sie anstreben. Nichts hilft mehr als ein Feed-back aus erster Hand. Solcher Erfahrungsaustausch macht die Karriereplanung letztendlich realistisch. Das können Freunde, Bekannte oder ehemalige Kollegen sein. Man kann auch Social Media nutzen, um geeignete Ansprechpartner zu finden.

Die Einschätzung von anderen legt man mit seinen eigenen Vorstellungen übereinander und schaut, ob und wo sie deckungsgleich sind. Daraufhin lässt sich gedanklich oder auch schriftlich fixieren, wohin die Reise realistisch gehen kann.

(bme)