Fusionsenergie: General Fusion plant Demonstrationsanlage in Großbritannien

General Fusion hat den Standort für sein erstes Fusions-Demonstrationskraftwerk festgelegt: Die Anlage entsteht im britischen Culham.

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(Bild: General Fusion)

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Das erste Demonstrationskraftwerk des kanadischen Fusionsforschungsunternehmens General Fusion wird in Großbritannien gebaut. Die britische Atomenergiebehörde (UKAEA) und General Fusion haben eine Vereinbarung bekannt gegeben, nach der die Firma ihre Demonstrationsanlage in Culham auf dem Gelände des dortigen Forschungscampus bauen und betreiben wird. Der Baubeginn ist für das Jahr 2022 vorgesehen, der Betrieb soll etwa drei Jahre später beginnen.

General Fusion ist eines von rund dreißig privaten Unternehmen, das an der Entwicklung von Fusionsreaktoren arbeitet und schneller einen kommerziell verfügbaren Fusionsreaktor bauen will, als staatlich finanzierte Großforschungsprojekte wie ITER. In dem internationalen Forschungsreaktor werden demnächst die zentralen Magnete installiert. Fertig wird die Anlage jedoch frühestens 2025. Erste realistische Fusions-Experimente sollen dann ab 2035 stattfinden.

Private Fusionsunternehmen wollen deutlich schneller zum Ziel kommen. Während die meisten dieses Unternehmen dabei allerdings - ähnlich wie ITER - auf ein magnetisch eingeschlossenes Plasma in einem Tokamak-Reaktor setzen, verfolgt General Fusion einen anderen, recht ungewöhnlichen Ansatz: Das Unternehmen nutzt eine rotierende Brennkammer, in der flüssiges Metall einen Zylinder formt.

Mit Hilfe von mechanischen Kolben komprimiert General Fusion diesen Zylinder zu einer kleinen Kugel während sie gleichzeitig heißes Wasserstoff-Plasma einleiten. Durch die Kompression wird das Plasma weiter erhitzt und verdichtet, bis eine Fusion zwischen den Wasserstoffatomen stattfindet. Die frei werdende Energie wird direkt von dem flüssigen Metall abtransportiert. Dass das Verfahren prinzipiell funktioniert, hat General Fusion nach eigenen Angaben kürzlich gezeigt. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung gibt es dazu allerdings noch nicht.

Culham ist eigentlich ein kleines Dorf in der Nähe von Oxford. Allerdings wurde dort in den 1960er Jahren auf einem ehemaligen Flugfeld der britischen Luftwaffe ein Forschungszentrum zur Erforschung der Fusionsenergie gegründet. 1978 wurde dort dann der europäische Forschungsreaktor JET (Joint European Torus) installiert, in dem 1991 erstmals erfolgreich eine kontrollierte Deuterium-Tritium-Fusion erzeugt werden konnte - die allerdings nur zwei Sekunden andauerte und mehr Energie verschlang, als sie hervorbrachte. Aktuell läuft am erweiterten und verbesserten JET erneut eine Messkampagne, bei der wieder Fusionen gezündet werden, um die Wechselwirkung des Fusionsplasmas mit der Reaktorwand zu erforschen.

Rund um Culham hat sich zudem ein Ökosystem aus kleinen, innovativen Unternehmen angesiedelt, die ebenfalls an Fusionsreaktoren arbeiten. So will beispielsweise Tokomak Energy mit einem kleinen "sphärischen Tokomak" 2030 Fusionsenergie liefern. Das ebenfalls in der Nähe von Oxford angesiedelte Unternehmen First Light Fusion arbeitet dagegen an einem Konzept für die Trägheitsfusion. (wst)