State of WebAssembly 2021: Beliebteste Sprache für Wasm-Anwendungen ist Rust

Die erste Umfrage zu WebAssembly sieht außerdem besonderes Potenzial für die Webentwicklung sowie im Bereich Serverless, Gaming und Containerisierung.

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Von
  • Silke Hahn
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Das britische IT-Beratungsunternehmen Scott Logic hat in Anlehnung an State of JavaScript erstmals eine Umfrage zum "State of WebAssembly 2021" durchgeführt, und die Ergebnisse liegen nun vor. Rust ist demnach mit Abstand die beliebteste Programmiersprache unter Anwendern von WebAssembly (Wasm), und die Befragten trauen der Technologie offenbar zu, künftig eine Rolle zu spielen in den Bereichen Serverless, Gaming sowie Containerisierung. Am häufigsten wird Wasm nach wie vor in der Webentwicklung eingesetzt. Als Manko heben die Nutzerinnen und Nutzer das Debugging hervor, das offenbar noch einige Schwachstellen aufweist.

Rund 250 IT-Beschäftigte aus 196 verschiedenen Ländern (vor allem aus den USA, China und Deutschland), die WebAssembly zumeist oft nutzen, nahmen an der Befragung teil: Ein Viertel gab an, Rust oft mit Wasm einzusetzen, insgesamt fast drei Viertel setzen Rust zumindest gelegentlich mit Wasm ein. Am zweithäufigsten fand sich die Kombination von Wasm mit C++ (etwa die Hälfte der Befragten kombiniert es mit der Sprache). AssemblyScript, Blazor und Go haben ebenfalls ihre Fans in der WebAssembly-Gemeinde, jedoch jeweils zu kleineren Anteilen. Auch Kotlin, Elixir und andere Sprachen kamen vor.

Befragt nach ihren Zukunftsplänen gab die Mehrheit an, künftig Rust mit Wasm nutzen zu wollen, hier lagen AssemblyScript an zweiter Stelle und C++ an dritter, gefolgt von Go, Blazor und Python. Die zunehmende Beliebtheit von Rust deckt sich mit den Daten von beispielsweise StackOverflow-Umfragen. C++ war die erste Sprache, die WebAssembly Unterstützung bot, und ist laut Blogeintrag von Scott Logic auch in der Spieleentwicklung verbreitet. AssemblyScript hingegen ist eigens für WebAssembly gestaltet und soll vom Design her an TypeScript angelehnt sein, unter anderem mit statischer Typisierung.

State of WebAssembly 2021: Programmiersprachen, die die Befragten künftig nutzen möchten

(Bild: Scott Logic)

Wenig überraschend dürfte die Auskunft sein, dass die Wasm-Nutzung vorrangig bei der Webentwicklung stattfindet: Der Großteil der Befragten setzt WebAssembly also in dem Bereich ein, für den es ursprünglich entwickelt worden ist. Rund 70 Prozent halten WebAssembly laut Survey für eine Technik, die die Zukunft des Internets mitgestalten wird. Viele sehen in Wasm eine Art universelle Runtime.

Als Zukunftstechnologie nehmen die Befragten Wasm primär für das Web, aber mehrheitlich auch für Serverless, Spiele, Containerisierung und die Bearbeitung von Audio- und Videodaten wahr. Die Blockchain-Community dürfte ebenfalls ein Auge darauf geworfen haben (so findet sich Wasm-Unterstützung als Ewasm in der Roadmap von Ethereum 2.0). Auf dem Wunschzettel für künftige Features stehen zuoberst Threads, dicht gefolgt von WASI (WebAssembly System Interface der Bytecode Alliance), Interface-Typen und Module-Linking. SIMD, Module und Garbage Collection bilden die Schlusslichter bei der Befragung, wobei sie bloß in der Prioritätenfolge weiter hinten stehen, aber noch immer für über drei Viertel der Wasm-Nutzer von Interesse wären. Gleiches gilt für Exceptions.

Mehr Infos
Wasm 2021: Die Heise-Konferenz zu WebAssembly am 31. August 2021

Am 31. August 2021 veranstalten heise Developer und dpunkt.verlag eine Online-Konferenz zu WebAssembly. Wer teilnimmt, erfährt, was WebAssembly eigentlich ist und wie es sich zusammen mit der eigenen Lieblingssprache nutzen lässt. Praxiserfahrene Trainer beantworten Fragen wie:

  • Was bringt mir Wasm bei Containern oder Serverless-Anwendungen?
  • Was leistet es im Frontend, was im Backend?
  • Wie hilft WebAssembly dabei, die eigenen Projekte voranzutreiben?

Kritisch bewerten die Befragten das Debugging (hier sehen über 50 Prozent eine große Baustelle, fast alle sind sich einig, dass Nachbesserungsbedarf besteht). Bessere APIs, konsistenteres Tooling und die Community-Pflege scheinen weitere Baustellen zu sein. Auch am Sprachsupport hatten einige Nutzer etwas auszusetzen, wobei das keine hohe Priorität hat im Verhältnis zu den anderen Kritikpunkten (ein Viertel sah Verbesserungen als dringlich an, während rund 40 Prozent keinen Handlungsbedarf ausmachten).

Interessant ist vielleicht auch ein Blick auf die Fachkompetenz der vom Survey erfassten: Die meisten scheinen aus dem JavaScript-Umfeld zu kommen und darin erfahren zu sein (über die Hälfte hat hier ausgeprägte Kenntnisse angegeben), Backend gaben rund 80 Prozent als Kompetenz an, und etwa ein Drittel bewertete die eigenen Wasm-Fähigkeiten als hoch bis sehr hoch. So fanden sich unter den Befragten einige, die bereits seit über vier Jahren mit WebAssembly Erfahrungen sammeln, während die Mehrzahl gerade erst eingestiegen ist oder bis zu drei Jahre Erfahrung in der Arbeit damit hat. Weitere Details lassen sich dem Blogeintrag der Scott-Logic-Website entnehmen. Einer der Herausgeber der Befragung bietet seit vier Jahren einen wöchentlichen Newsletter an, mit dem sich an WebAssembly Interessierte auf dem Laufenden halten können.

State of WebAssembly 2021: Besonders für die Webentwicklung ist Wasm gefragt, aber auch andere Bereiche kristallisieren sich heraus.

(Bild: Scott Logic)

WebAssembly (Wasm) ist eine noch recht neue Technik, die ursprünglich als Runtime mit Mehrsprachenunterstützung konzipiert war und speziell bei der Ausführung von Code im Browser nahezu native Performance versprach. Seit Dezember 2019 ist Wasm ein offizieller Standard des W3C (World Wide Web Consortium) und gilt als die vierte Sprache des Web. Der offene Standard soll Endnutzern Programme im Browser zugänglich machen – unabhängig von der Sprache, in der sie geschrieben sind.

(sih)