Echoortung: Wie sich Blinde mit Klick-Lauten zurechtfinden können​

Forscher haben gezeigt, dass sehbehinderte Probanden nach zehn Wochen Training ihre Mobilität und ihr Wohlbefinden deutlich verbessern konnten.​

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Fledermäuse navigieren per Echoortung.

(Bild: Nils Bouillard / Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Mit Stock oder Blindenhund finden sich heute Menschen mit stark eingeschränktem oder gar keinem Sehvermögen im Alltag zurecht. Auch ein genaues Hören der Umgebungsgeräusche, die mit ihren Reflexionen ein komplexes Schallfeld bilden, kann bei der Orientierung helfen.

Psychologen um Lore Thaler von der britischen Durham University überprüften nun mit einem Dutzend Testpersonen, ob sich die Orientierung allein durch ein trainiertes Gehör verbessern lassen könnte. Ihre viel versprechenden Ergebnisse zeigen, dass sich Blinde mit einem speziellen Hörtraining für Echos tatsächlich besser im Alltag zurechtfinden.

Als Schallquelle nutzten die Testpersonen einfache Klick-Laute, die sie selbst mit einem Schnalzen der Zunge erzeugten. Die Interpretation der Echos dieser Laute erlernten die Probanden in 20 mehrstündigen Trainingseinheiten über zehn Wochen verteilt. Mehrere verschiedene Höraufgaben mussten sie dabei lösen. Zuerst stellten die Forscher in einem schalldichten Raum ein kleines Gerüst mit zwei verschieden großen, übereinander angeordneten Scheiben auf. Die Probanden mussten allein über die gehörten Echos ihrer Klicklaute entscheiden, an welcher Position sich jeweils die kleinere oder größere Scheibe befand. Die zweite Aufgabe bestand darin, die Ausrichtung einer rechteckigen Platte – senkrecht, waagerecht oder schräg – zu erlauschen. Schließlich folgte ein Navigationstest, bei dem die Probanden durch einen einfachen Parcour im geschlossenen Raum ihren Weg finden mussten.

Aufbauend auf diesen Aufgaben im schalldichten Raum wurden die Trainingseinheiten mit einer Art Orientierungslauf im Freien vervollständigt. Sowohl die nicht sehenden Probanden als auch eine Vergleichsgruppe aus normalsichtigen Menschen – in den Versuchen mit einer Maske ausgestattet – konnten nach den 20 Trainingseinheiten die Echos ihrer Klick-Laute deutlich besser interpretieren und zur Orientierung im Freien und in geschlossenen Räumen nutzen.

Diese Studie zeigt, dass nicht sehende Menschen mit einem speziellen Hörtraining über die Echos ihrer Klick-Laute sich besser im Alltag orientieren können. 83 Prozent der Versuchsteilnehmer fühlten sich nach dem Training unabhängiger bei einem gesteigerten Wohlbefinden. Sollte diese Methode Schule machen, dürfen sich sehende Mitmenschen nur nicht wundern, wenn sich Blinde mit schnalzenden Klick-Lauten durch eine Stadt navigieren. Kürzlich hatten Forscher bereits demonstriert, wie man Ultraschall für den Menschen hörbar machen kann.

(bsc)