Bitkom: 72 Prozent der Berufstätigen im Sommerurlaub dienstlich erreichbar

Viele Berufstätige sind auch im Sommerurlaub erreichbar. Dabei wollen sie oft eine angenommene Erwartungshaltung der Vorgesetzten, Kunden und Kollegen erfüllen.

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(Bild: TravnikovStudio/Shutterstock.com)

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Komplette Distanz von der Arbeit im diesjährigen Sommerurlaub gelingt fast drei Viertel aller Berufstätigen in Deutschland nicht, wie eine repräsentative Umfrage des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) ergeben hat. Demnach sind 72 Prozent der Berufstätigen in ihrem Sommerurlaub zu dienstlichen Zwecken telefonisch, per SMS, Messenger, E-Mail oder Videochat erreichbar – weil sie angenommene Erwartungen anderer erfüllen wollen oder Angst haben, etwas zu verpassen.

Die Erreichbarkeit hat im Vergleich zu 2020 nur geringfügig um zwei Prozent zugenommen, heißt es von dem Bitkom. Im vergangenen Jahr waren rund 70 Prozent für ihren Arbeitgeber, Kollegen oder Kunden in der Sommerfrische kontaktierbar. Rund 70 der Befragten gaben an, per SMS oder Messenger erreichbar zu sein. Per Telefon lassen sich 60 Prozent kontaktieren, per E-Mail 30 Prozent. 21 Prozent sind bereit, per Videochat ein Gespräch zu führen, über Kollaborationsplattformen wie Microsoft Teams oder Slack sind 15 Prozent zu erreichen.

Viele Mitarbeiter sind über unterschiedliche Kommunikationswege in ihrem Sommerurlaub erreichbar.

(Bild: Bitkom)

Etwa 41 Prozent treibt die Angst um, etwas zu verpassen, wenn sie nicht durchgängig erreichbar wären. 60 Prozent von den im Urlaub erreichbaren Berufstätigen sind davon überzeugt, dass ihre Vorgesetzten das von ihnen erwarten. 55 Prozent wollen eine angebliche Erwartungshaltung der Kollegen erfüllen, 38 Prozent gegen davon aus, dass Kundinnen und Kunden dies von ihnen erwarten. 21 Prozent der befragten Menschen sind sich sicher, dass die Geschäftspartner wünschen, dass man für sie auch im Sommerurlaub verfügbar ist. 16 Prozent wollen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichbar sein. Offenbar setzen sich viele Berufstätige selbst unter Druck, ohne dass es dafür einen Grund gibt.

Dabei ist die Sehnsucht nach Erholung generell hoch. Rund 74 Prozent würden nach eigenem Bekunden stärker darauf achten, in ihrem Urlaub bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie "gezielt abzuschalten". Von denen, die im Urlaub erreichbar sind, sagen 73 Prozent, dass ihnen das sogar gut gelingt. 65 Prozent sagen, sie seien nur zu festen Zeiten dienstlich erreichbar. 54 Prozent stünden nur im Notfall über eine bestimmte Telefonnummer oder E-Mail-Adresse zur Verfügung.

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sieht die Unternehmen in der Pflicht, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne dienstliche Störung erholen können: "Für viele Menschen ist mobiles Arbeiten während der Corona-Pandemie Alltag geworden, Berufs- und Privatleben sind damit stärker verschmolzen als je zuvor. Umso wichtiger ist es, gerade jetzt im von den meisten lange ersehnten Sommerurlaub wirklich abzuschalten und neue Energie zu tanken für den Herbst." Die Unternehmen müssen dafür sorgen, dass das möglich ist, etwa durch klar definierte Vertretungsregeln. Mitarbeiter in ihrem Urlaub zu stören, dürfe "nur im absoluten Notfall erfolgen", am besten aber nicht.

Die Umfrage wurde im Juli 2021 von Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt. Dazu wurden 1007 Menschen ab einem Alter von 16 Jahren repräsentativ befragt. Davon waren 554 berufstätig.

(olb)