Anonymous veröffentlicht Kundendatenbank von Hoster rechtsextremer Sites

Die Daten des Hosters und Registrars Epik liegen offen im Netz. Das Unternehmen unterstützte rechte bis rechtsextreme Plattformen wie Parler, Gab und 8Chan.

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Anonymous

Anonymous ist jetzt wieder sehr aktiv.

(Bild: dpa, Julian Stratenschulte / Illustration)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Nico Ernst

Das Hackerkollektiv Anonymous hat eigenen Angaben zufolge die gesamte Kunden- und Transaktionsdatenbank des US-Unternehmens Epik erbeutet, die rudimentäre Verschlüsselung entfernt und die Daten im Klartext veröffentlicht. Die Dienste von Epik sind jedoch noch online.

Die Firma bietet als sogenannter "bulletproof hoster" vor allem Firmen und Organisationen aus der rechten Szene Internetleistungen an. Als Registrar kümmert sie sich um die Verwaltung von Domains, ebenso arbeitet sie als Hoster, stellt also die online abrufbaren Inhalte auch zur Verfügung. Epik – nicht zu verwechseln mit der Spielefirma Epic – ist seit Beginn der Unternehmensgeschichte hochumstritten.

Schlagzeilen machte das Unternehmen vor allem 2019, als das für Hass, Hetze und Missbrauchsabbildungen bekannte Forum 8Chan dort auf Druck von Partnerunternehmen nicht mehr gehostet wurde. In der Folge verschwanden kurzzeitig auch klar rechtsextreme Seiten wie "The Daily Stormer" aus dem Netz. Im Zuge des US-Wahlkampfs zwischen Donald Trump und Joe Biden wurden soziale Netzwerke wie Parler und Gab populär – auch sie wurden von Epik mit Infrastruktur versorgt. Die zugehörigen Apps wurden zeitweise aus den Stores Apple und Google genommen.

Zuletzt geriet das Unternehmen in die Kritik, weil es eine Meldeplattform beherbergte, auf der Frauen aus Texas an den Pranger gestellt werden sollten, die nach Möglichkeiten für eine Abtreibung suchten. Ein Schwangerschaftsabbruch ist in dem US-Bundesstaat jetzt bereits ab der 6. Woche strafbar, gegen das Landesgesetz klagt inzwischen auch das US-Justizministerium.

Zu veröffentlichen, wer solche Plattformen betreibt, war offenbar das Ziel von Anonymous, darauf deutet eine Zeile in einer Mitteilung des Kollektivs zur "Operation EpikFail" hin. Daher hat Anonymous die Klarnamen und andere Daten aller Kunden von Epik seit Gründung der Firma 2009 ins Netz gestellt. Enthalten sind für jeden einzelnen Kunden unter anderem die Whois-Historie, alle Domain-Transfers, sowie die Zahlungen. Einzig die Kreditkartendaten wurden aus den Informationen gelöscht. Auch das Mail-Postfach eines namentlich nicht genannten Angestellten von Epik findet sich in dem Leak. Er wird per Bittorrent verteilt, das Paket ist rund 168 Gigabyte groß. Derartiges Doxxing ist illegal.

Die Firma Epik zeigte sich gegenüber Gizmodo überrascht von der Veröffentlichung und sagte, ihr sei kein Einbruch in die eigenen Systeme bekannt.

(nie)