Bitkom-Studie: Datenschutz bremst deutsche Unternehmen aus

Laut einer repräsentativen Umfrage kämpfen hiesige Firmen mit der DSGVO. Sie ist zwar oft umgesetzt, aber der Aufwand bleibe hoch und Projekte würden scheitern.

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(Bild: mixmagic/Shutterstock.com)

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Zwei Drittel der deutschen Unternehmen meint, dass der Datenschutz die Digitalisierung erschwere. Und die Hälfte ist der Ansicht, dass das Land es mit dem Datenschutz übertreibe. Dies geht aus einer repräsentativen Studie des IT-Branchenverbands Bitkom hervor.

Als Ursachen hierfür beklagen 42 Prozent, dass mit der 2018 in Kraft getretenen DSGVO ihr Aufwand gestiegen sei. Bloß 6 Prozent geben an, dass sich dies wieder gelegt habe, während immerhin 19 Prozent eine langsame Besserung erwarten. Jedoch befürchten 32 Prozent künftig noch mehr Arbeit beim Thema Datenschutz.

Mit 65 Prozent bereits eine Mehrheit der hiesigen Unternehmen größtenteils oder vollständig die DSGVO umgesetzt haben. 29 Prozent der Befragten sind noch damit beschäftigt und 5 Prozent stehen am Anfang. Unter letztere fallen insbesondere kleinere Firmen mit unter 100 Beschäftigten.

Für die Verzögerung machen 82 Prozent die Corona-Pandemie verantwortlich. Allerdings meinen 77 Prozent, dass sich die DSGVO gar nicht vollständig umsetzen lasse. Bei 61 Prozent scheitert es an Fachkräften, während 47 Prozent mit fortlaufenden Anpassungen wegen neuer Urteile und Empfehlungen der Aufsicht kämpfen.

Beim Blick in die Zukunft räsonieren 76 Prozent, dass konkrete Vorgaben der DSGVO bereits Innovationsprojekte scheitern ließen. Zugleich hätten 86 Prozent der Befragten schon aufgrund Unklarheiten beim Datenschutz Projekte abgebrochen. Datensammlungen sind die häufigst genannte Hürde mit 57 Prozent.

Rechtsunsicherheit, zu viele Änderungen und keine Hilfe durch die Behörden – deutsche Unternehmen beklagen bei der DSGVO seit 2019 noch immer dieselben Themen.

(Bild: Bitkom Research 2021)

Gleichzeitig wuchs die Rechtsunsicherheit, denn während dies vor zwei Jahren noch 68 Prozent als größte Herausforderung nannten, sind es nun 78 Prozent. Dieselbe Entwicklung ist bei den Änderungen und Anpassungen zu beobachten, sie beklagen nun 74 statt 59 Prozent. Eine schwierige technische Umsetzung und mangelndes Personal rund ein Drittel, so wie noch 2019. Der Bitkom führt dies darauf zurück, dass hierauf Unternehmen einen direkten Einfluss haben.

Mit der Datenschutzaufsicht machen nicht alle Firmen gute Erfahrungen. 24 Prozent haben bei ihr bereits Hilfe angefragt, aber keine Antwort erhalten. Weitere 28 Prozent erhielten zwar eine solche, geholfen habe sie aber nicht. Dem stehen 29 Prozent erhaltene Hilfestellung gegenüber, insbesondere Leitfäden brachten die Befragten weiter. Allerdings meinten hiervon 41 Prozent, dass sie mit der Hilfe eher nicht, und weitere 25 gar nicht zufrieden seien.

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Angesichts des Wegfalls des Privacy Shields und des sogenannten Schrems-II-Urteils ist die gelebte Cloud-Praxis in Deutschland pikant: Jedes zweite Unternehmen tauscht Daten mit externen Dienstleistern außerhalb der EU aus. Diese sitzen meist in den USA, gefolgt von Großbritannien. 62 Prozent meinen, dass sie ohne das Verarbeiten personenbezogener Daten außerhalb der EU bestimmte Produkte und Dienstleistungen nicht mehr anbieten könnten.

An die nächste Bundesregierung haben die befragten Firmen klare Erwartungen. 89 Prozent wollen die DSGVO angepasst sehen, 68 Prozent plädieren für europäisch stärker vereinheitlichte Datenschutzvorgaben. 60 Prozent fordern, dass die Landesdatenschutzbehörden abgeschafft werden sollten. Ungefähr die Hälfte der Unternehmen will eine harte Linie gegenüber den USA beim internationalen Datentransfer.

Alle Details zur Studie finden sich beim Bitkom. An der Befragung nahmen 502 Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten in Deutschland teil.

(fo)