Frag nicht die Leute, was sie sich wünschen – Zum Tode von Sir Clive Sinclair

Im Alter von 81 Jahren ist der britische Computerpionier Clive Sinclair nach langer Krankheit gestorben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 147 Kommentare lesen

(Bild: ToonPhotoClub / shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers
Inhaltsverzeichnis

Am 16. September ist Sir Clive Marles Sinclair in London nach einem langen Kampf gegen seine Krebserkrankung gestorben. Mit Sinclair Radionics produzierte er zunächst Taschenrechner und eine Digitaluhr, mit Sinclair Research entstanden die erfolgreichen Homecomputer ZX80, ZX81, ZX Spektrum, ehe der Sinclair QL die Firma in Schieflage brachte. Ein letzter Computer folgte mit dem Cambridge Z88, ehe mit Sinclair C5 ein Elektroroller in die Läden kam.

Clive Marles Sinclair wurde am 30. Juli 1940 im britischen Richmond in eine Familie geboren, die für Technik viel übrig hatte. Großvater und Vater arbeiteten als Ingenieure, wobei sich der Vater zudem relativ erfolglos als Unternehmer betätigte. Die Familie musste häufig umziehen und der junge Clive musste neben der Schule arbeiten. Unter anderem reparierte er Radios und Verstärker.

Noch vor seinem Schulabschluss hatte er die Idee, elektronische Bausätze für enthusiastische Bastler im Versandhandel zu vertreiben. Sein erstes Geld verdiente er ab 1958 als technischer Autor in einem Verlag, der Lehrbücher für Elektrotechnik herausbrachte. Die Arbeit gestattete es Sinclair später, ein Übungsbuch zu den von ihm vertriebenen Bausätzen zu veröffentlichen. Denn im Jahre 1961 startete Sinclair die Firma Sinclair Radionics, die einen Bausatz für ein kleines Transistorradio verkaufte.

Es folgte der Taschenrechner Sinclair Executive, der durch sein schickes Design auffiel und zumindest in Großbritannien ein Markterfolg wurde. Neben dem Taschenrechner produzierte die Firma ein Multimeter, das vor allem mit seinem niedrigen Preis auffiel. Das dritte Produkt war eine schick aussehende Digital-Uhr, die schwer ablesbar war und nicht genau genug funktionierte. Der verwendete Quartzkristall arbeitete im Sommer anders als im Winter. Die letzten Produkte von Sinclair Radionics war der Minifernseher MTV-1 und ein Homecomputer-Bausatz namens MK 14, der von einer Firma namens "Science of Cambridge" vertrieben wurde, da Sinclair Radionics liquidiert werden musste.

Die nächste Firmengründung war Sinclair Research. Hier verwirklichten Clive Sinclair und sein Ingenieur Chris Curry die Idee, einen Homecomputer zu bauen, der unter 100 Pfund kosten sollte, etwa ein fünftel des Preises, der 1980 für die ersten Homecomputer gezahlt wurde. Das Resultat wurde ZX80 genannt, kostetet 99,95 britische Pfund (ca. 500 DM) bzw. 79,95 Pfund als Bausatz. Von diesem Rechner verkaufte man 100.000 Exemplare, vom Nachfolger ZX81 sollen gar 1,5 Millionen Geräte in den Handel gekommen sein.

Viele europäische Spiele-Designer haben an diesem Rechner ihre ersten Schritte gemacht. Auch der Nachfolger ZX Spektrum war erfolgreich, doch mit dem Sinclair QL wendete sich das Blatt. QL stand für Quantum Leap: Der Computer sollte netzwerkfähig sein und mit einem integrierten Office-Paket kommen, doch gab es zahlreiche Lieferschwierigkeiten und Clive Sinclair musste seine Firma verkaufen. Das Doku-Drama Micro Men schildert die große Zeit der britischen Homecomputer und wurde von Sinclair für die Darstellung gelobt.

Nach einem Schreibcomputer, dem Cambridge Z88, wandte sich der 1983 geadelte Sir Clive Sinclair dem Thema der urbanen Mobilität zu. Mit dem Dreirad-Elektroroller Sinclair C5 erzeugte er im Jahr 1985 großes Aufsehen, doch hatten die ersten produzierten Modelle viele technische Probleme. Ähnlich erfolglos blieb Sinclair Vehicles mit dem Elektrorad Zike. Doch Sir Clive Sinclair gab nicht auf: 2006 erschien mit dem A-Bike die letzte Erfindung, die von ihm angestoßen worden war.

Clive Sinclair war kein Erfinder: Wie schon zuvor hatte er ein Konzept und Ingenieure, die es umsetzen konnten. Seiner Tochter Belinda erklärte Sinclair einmal seine Arbeitsweise so: "Frag nicht die Leute, was sie sich wünschen, weil sie es sich nicht vorstellen können." Sollte es einen Himmel geben, wird er sicher an einem Luft-Taxi für seine Bewohner arbeiten. Auf der Erde wird sein Gedenken so gezeichnet.

(bme)