Facebook: Aufsichtsgremium will etwaige Sonderbehandlung von Promis überprüfen

Facebooks Oversight Board hat sich nach den Vorwürfen des Wall Street Journal eingeschaltet, um sich Ausnahmeregeln für Prominente im XCheck-Programm anzusehen.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Das unabhängige Aufsichtsgremium von Facebook hat sich wegen eines Medienberichts eingeschaltet, wonach das soziale Netzwerk bei seinen Inhalte-Regeln Ausnahmen für prominente Nutzer macht. Das Oversight Board will nun unter anderem klären, ob es von Facebook angemessen zu dem Thema informiert wurde. Facebook müsse bei Entscheidungen, ob Inhalte auf der Plattform bleiben oder gelöscht werden, transparenter werden, betonte das Gremium in einem Blogeintrag am Dienstag.

Das Wall Street Journal hatte jüngst unter Berufung auf interne Unterlagen des Online-Netzwerks geschrieben, Facebook habe ein System geschaffen, bei dem zahlreiche Nutzer faktisch von der Anwendung der Inhalte-Regeln ausgenommen waren. Dadurch hätten sie sich Fehltritte erlauben können, die für gewöhnliche Mitglieder teilweise drastische Konsequenzen gehabt hätten. Facebooks Regeln verbieten unter anderem Beiträge mit Beleidigungen oder Drohungen sowie die Verletzung der Privatsphäre anderer Menschen.

Das System mit Namen XCheck (Cross-Check) wurde Facebook zufolge eingerichtet, um durch eine zweite Prüfung von Entscheidungen über einzelne Beiträge Fehler zu vermeiden. Einem vom Wall Street Journal zitierten internen Facebook-Dokument zufolge wurde dies in vielen Fällen zu einer Art Freifahrtschein für Prominente.

Dem Zeitungsbericht zufolge sind mindestens 5,8 Millionen Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer im XCheck-Programm. Facebook habe dem Oversight Board auf Anfrage mitgeteilt, dass es nur bei einer geringen Zahl von Entscheidungen zum Einsatz gekommen sei.

Facebooks PR-Chef Nick Clegg hatte zunächst die verschiedenen Enthüllungen der Facebook-Interna der letzten Woche zwar nicht bestritten, sie aber als "bewusste Irreführungen" bezeichnet. So war Facebook vorgeworfen worden, zwar über die schädliche Wirkung von Instagram auf die Psyche junger Menschen gewusst, aber nichts dagegen unternommen zu haben. Außerdem hätte Facebook nicht darauf reagiert, dass eine Änderung ihrer Algorithmen dazu ausgelegt waren, um Nutzerinnen und Nutzer wütender zu machen. Zudem hätte Facebook nicht gehandelt, nachdem bekannt geworden war, dass über das Netzwerk Organ- und Menschenhandel betrieben worden sei. Auch sei Facebook für Hetze missbraucht worden und Facebook habe negativen Einfluss auf die US-Impfkampagne gegen Covid-19 genommen. Clegg hatte dem Wall Street Journal vorgeworfen, mit den Enthüllungen Facebook falsche Motive zu unterstellen.

Das Oversight-Board besteht aus Rechtsexperten, Aktivisten und ehemaligen Politikern und ist eine Art "Oberstes Gericht" von Facebook, dessen Beschlüsse auch Gründer und Chef Mark Zuckerberg nicht überstimmen kann.

(olb)