100. Geburtstag von Hoimar von Ditfurth: Der Versuch eines positiven Twists

In seinem Klassiker will Hoimar von Ditfurth die Leser nicht schonen. Der Wissenschaftsjournalist warnt vor Atomwaffen, Artensterben – und dem Klimawandel.

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"Wir werden als Generation in die Geschichte eingehen, in deren Händen die Möglichkeit gelegen hätte, das Blatt noch zu wenden, und die vor ihrer Aufgabe versagt hat. Darum werden unsere Enkel uns verfluchen."

Schon auf der ersten Seite macht Hoimar von Ditfurth (1921–1989) klar, dass er die Leser nicht schonen wird. Für den Neurologen und populären Fernsehjournalisten war das 1985 erschienene Buch ein Vermächtnis. Wortgewaltig warnt er, dass die Menschheit durch Atomwaffen, Artensterben und Überbevölkerung vom Aussterben bedroht sei. Der Klimawandel tauchte damals erst am Rande auf.

Hoimar v. Ditfurth: So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen. Es ist soweit. Rasch und Röhring, 432 Seiten, antiquarisch

Auch wenn einige Prognosen – etwa, dass der deutsche Wald bis zum Jahr 2000 verschwinden wird – etwas zu apokalyptisch ausgefallen sind, haben heutige Leser wenig Grund zur Entspannung. "Bei den Sauriern hat sich [das Aussterben] über viele Jahrhunderttausende hingezogen", schreibt von Ditfurth. "Deshalb wäre eine Prophezeiung über das bevorstehende Ende der Menschheit nicht schon deshalb falsch, weil ihre Erfüllung ein oder zwei Jahrtausende auf sich warten lässt."

Einen der "abstrusesten Aspekte des Geschehens" sieht er darin, dass eine "beispiellos erfolgreiche Art keinerlei Anstalten macht, Verhaltensweisen zu ändern, die erkennbar im Begriff sind, ihren Untergang herbeizuführen". Eine Ursache: "Menschen sind kurzatmige Lebewesen." Deshalb sei konkreter Verzicht nur dann durchsetzbar, wenn ihm ein "ebenso konkret erlebbarer Gewinn auf dem Fuße folgt".

Trotzdem versucht von Ditfurth zum Schluss noch einen Twist ins Positive: Die bevorstehende Katastrophe könne auch als "erweckendes" Geschehen betrachtet werden. Er schließt mit dem Luther-Wort: "Und wenn ich wüsste, daß morgen die Welt unterginge, so würde ich doch heute mein Apfelbäumchen pflanzen."

(jle)