PicoMite: Neuer Basic-Interpreter für den Raspberry Pico

Der Raspberry Pico bekommt eine Basic-Variante mit breiter Hardwareunterstützung und integriertem PIO-Assembler

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PicoMite auf Raspberry Pico vor altem CGX-Buch
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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Carsten Wartmann

Für den Raspberry Pico gibt es nach dem BBC Basic nun einen weiteren Basic-Dialekt: MMBasic. Er ist ein kompletter BASIC-Interpreter mit breiter Hardwareunterstützung, Grafikbefehlen und integriertem PIO-Assembler. MMBasic läuft dabei, inklusive Editor, direkt auf dem Raspberry Pico. Weiterhin bietet er Fließkommazahlen, 64bit-Integerzahlen, Strings, langen Variablennamen, Arrays, Subroutinen und Funktionen. Der Interpreter ist weitgehend Microsoft Basic kompatibel, allerdings um moderne strukturierte Programmelemente erweitert und folgt dem ANSI Standard für BASIC (X3.113-1987) bzw. ISO/IEC 10279:1991.

(Update 28.10.21: Im original Artikel war nur eine öffentliche Betaversion verfügbar.)

Am 24.10 wurde das erste Release freigegeben, die Entwickler freuen sich über Bugreports und Featurewünsche, die Kommunikation findet vorwiegend im The Back Shed Forum statt. Die Entwickler, des ursprünglich für den Maxmite-Retro-Computer entwickelten MMBasic, Geoff Graham und Peter Mather taten sich mit Mick Ames zusammen, der die Dokumentation und den PIO-Compiler beisteuerte und portierten MMBasic auf den Raspberry Pico, der damit zum PicoMite wird. Im Gegensatz zu allen anderen MMBasic-Versionen steht das PicoMite-System mit dem ersten Release unter einer Open-Source-Lizenz. Die Lizenz lässt sich im Github nachlesen.

Basic-Prompt in TeraTerm, SD-Karte gelistet.

Fullscreen-Editor mit farbigem Syntax-Highlighting

PicoMite unterstützt von Haus aus schon eine beachtliche Anzahl von anschließbarer oder auf dem Pico vorhandener Hardware:

  • alle GPIOs, inkl. int. Pullup/Pulldowns, PWM, parallel Daten, ADCs, alle Portnummern des RP2040, daher auch für andere Boards einsetzbar.
  • LC- und Oled-Displays per SPI und I2C, integrierte Grafik-Bibliothek und GUI-Bibliothek
  • Übertaktung per Option, 250MHz ist stabil möglich, die normalen 125MHz ermöglichen aber bereits ein flüssiges Arbeiten.
  • Programmierung mit Full-Screen-Editor über VT100-Terminal per USB-Seriell, Mausunterstützung. Autostart für Programme nach Reset/Poweron.
  • SD-Karten mit FAT16/32 Format für Daten und Programme oder Flash-Speicher für Programme in zehn Slots
  • UART-, SPI-, I2C- und 1-Wire-Kommunikation
  • IR-Interface, Temperatur und Feuchtesensoren, Uhrenchips, Keypads, etc.
  • PIO-Assembler innerhalb von Basic

Im Gegensatz zu Lösungen wie ESP32-Boards mit VGA und PS/2 Anschlüssen fehlt hier das Computerfeeling etwas, allerdings ist PicoMite eher dazu ausgelegt, später als Microcontroller zu arbeiten und nicht einen Heimcomputer zu ersetzen. Auf der Plusseite steht der geringere Platzbedarf, da man keinen VGA-(fähigen)-Monitor noch eine PS/2-Tastatur und Maus benötigt.

Die Installation ist so einfach wie bei allen Firmwaren für den Pico. Beim Einstecken den BOOT-Knopf drei Sekunden gedrückt halten und dann die Firmware auf das neu eingebundene Laufwerk kopieren. Danach bootet der PicoMite und die interne LED blinkt langsam.

Man kann sich nun per USB-Serial mit dem PicoMite verbinden, für die beste Bedienung sollte das Terminalprogramm eine VT100-Terminalemulation bieten. Dies ist z.B. bei TeraTerm der Fall, das in unseren Tests problemlos funktionierte.

Jetzt können Sie schon Textmode-Programme schreiben und Hardware steuern, zur Dokumentation des PicoMite gibt es bereits ein sehr ausführliches und mit Beispielen gespicktes Handbuch. Die MMBasic-Syntax wird hier dokumentiert.

Mit einem LC-Display können Sie, wie im Aufmacher zu sehen, in der Retro-Grafik aus Heimcomputerzeiten schwelgen, allerdings ist der PicoMite um ein Vielfaches schneller als die alten Heimcomputer und unterstützt 24bit-Farben.

(caw)