Grün gegründet (Teil 3): Interpanel will Gebäude CO2-günstig kühlen

Gegen den Klimawandel lässt sich an ganz verschiedenen Stellen vorgehen. Jeden Dienstag stellen wir hier ein Greentech-Start-up mit seiner Geschäftsidee vor.

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(Bild: Dominik Donderer/Interpanel)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Manuel Heckel

Mitgründer: Alexander Buff

Start-up: Interpanel

Gründung: 2017

Mitarbeiter: 9

Geschäftsmodell: Entwicklung und Verkauf von Kühlsystemen, die überwiegend als Deckenpanele in Büros montiert werden – und parallel für Licht und Schallschutz sorgen.

Sie haben die "akustisch wirksame Klimaleuchte" entwickelt. Was steckt dahinter?

Keiner will eine Klimaanlage haben. Die können gesundheitlich problematisch sein, wenn sie unregelmäßig gewartet werden. Dazu kommt ein hoher Energieverbrauch. Aber alle wollen kühle Büros. Den hohen Energiebedarf und Zuglauf kann man mit stillen Kühlsystemen vermeiden. Durch unsere Klimapanele läuft kaltes Wasser – oder warmes Wasser, wenn damit geheizt werden soll. Einzigartig ist aber, dass die Kondensation durch einen speziellen Polymerfilm verhindert wird. Es tropft nicht mehr von der Decke und das System wird viel leistungsfähiger. Außerdem werden so Geräusche abgeschirmt. Und zudem haben wir eine tageslichtnahe LED-Beleuchtung verbaut und optionale Sensoren, etwa für die CO2-Messung der Raumluft oder für das Licht.

Alexander Buff

(Bild: Interpanel)

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Für die Hochschule Rosenheim und die Fraunhofer-Gesellschaft war ich viel in Südostasien unterwegs, um die Entwicklung im energieeffizienten Bauen voranzutreiben. Dort ist es ohne Klimaanlage schwer auszuhalten. Aber sie fressen jede Menge Strom. Ich habe über Alternativen nachgedacht. Die Wärmetransportmechanismen zu trennen, war der entscheidende Gedanke. Diese Technologie wurde in den 60er-Jahren erdacht. Mein Team und ich haben sie weiterentwickelt und festgestellt: Da gibt es ein enormes Potenzial, was Energieeffizienz und gesundes Raumklima angeht.

Grün gegründet: Sechs Start-up-Ideen für die Zukunft

Technology Review präsentiert seine aktuelle Klima-Ausgabe (seit dem 30.09.2021 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich). Darin stellen wir sechs Start-ups mit ihren Ideen für eine grüne Zukunft vor. Jeden Dienstag veröffentlichen wir an dieser Stelle ein Interview aus dem Heft.

Wie gelang der Sprung von der Wissenschaft in das Unternehmertum?

Wir konnten zu Beginn mit staatlicher Unterstützung über den Exist-Forschungstransfer loslegen. Aber es war ein großer Vorteil, dass wir zum Start schon sehr weit waren – und früh passende Projekte akquirieren konnten. Zudem kommen mein Mitgründer Daniel Himmel und ich aus Unternehmerfamilien. Das war auch eine wichtige Grundlage, was die Einstellung angeht: Bei uns werden nicht die Stunden gezählt, sondern die Ergebnisse.

Aber Sie müssen Ihr Produkt erst einmal erklären. Das klingt nach viel Arbeit.

Wer weiter eine Klimaanlage will, kann das gerne tun. Aber unsere Klimapanele sind effizienter, leiser und wartungsfrei. Und sie können auch gut nachgerüstet werden. Wir haben kürzlich ein Büroprojekt im Bestand abgeschlossen, da mussten die Mitarbeiter nicht mal den Schreibtisch räumen. Darum fokussieren wir uns aktuell auf den Gewerbebereich: Büros oder Verwaltungen, aber auch gesundheitsrelevante Bereiche, brauchen Lösungen, wo große Flächen mit einem veralteten Standard zügig umgerüstet werden müssen.

Wie groß kann die Idee insgesamt werden?

Wenn wir es global angehen wollen, brauchen wir Lösungen, die auch weltweit skalieren können. Global gesehen werden circa zehn Prozent des Stroms für Klimaanlagen benötigt und dieser Wert steigt exponentiell. Die ersten Kontakte nach Nordamerika knüpfen wir gerade – und sind gespannt, was da kommt. Bis Ende des Jahres vergrößern wir unsere Produktion in Thüringen um den Faktor drei, um parallel auch mehrere Großprojekte umzusetzen.

Heiße Sommer sind also gut für Ihr Geschäft?

Tatsächlich korrelieren die Außentemperaturen mit eingehenden Anfragen. Aber im Wesentlichen sind unsere Kunden Architekturbüros oder Immobilienentwickler – da besteht das ganze Jahr über Bedarf. Aber mit jedem Hitzesommer steigt natürlich die Nachfrage.

(bsc)