Leck auf der ISS: Russland droht US-Astronautin mit Anklage

Drei Jahre nachdem auf der ISS ein Leck gefunden und abgedichtet wurde, sind die Ermittlungen wohl abgeschlossen. Offenbar wird eine US-Astronautin beschuldigt.

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Das russische ISS-Segment

(Bild: NASA)

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Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos droht einer US-Astronautin mit einer Anklage und wirft ihr vor, vor drei Jahren ein Loch in die Raumkapsel Sojus MS-09 gebohrt zu haben. Das berichtet ArsTechnica unter Berufung auf russische Medienberichte.

Das US-Magazin hatte zuvor "haltlose Gerüchte" aus Russland zitiert, denen zufolge die Serena Auñón-Chancellor das Loch gebohrt haben soll, um eine Rückkehr zur Erde zu erzwingen. Die NASA habe das entschieden zurückgewiesen, der Chef der US-Weltraumagentur sprach demnach von Attacken ohne jede Glaubwürdigkeit. Bei der NASA wisse man auf Basis von Luftdruckmessungen schon seit 2018, wann genau das Leck aufgetreten sei und wo sich jedes Mitglied der ISS-Besatzung zu jenem Zeitpunkt befunden habe. Kein US-Astronaut und keine US-Astronautin sei in der Nähe des russischen Segments gewesen.

Während das kleine Leck im Herbst 2018 provisorisch abgedichtet worden und mit der Raumkapsel unter anderem Alexander Gerst zur Erde zurückgekehrt war, hatten russische Behörden eine Untersuchung durchgeführt. Der allgemeine Verdacht war, dass das von innen gebohrte Loch Folge eines Unfalls beim Bau der Raumkapsel war. Anstatt den Vorfall zu melden, könnte ein Arbeiter das Loch zugeklebt haben. In der Kälte des Alls könnte der Klebstoff geschrumpft und schließlich durch den Innendruck der Raumstation hinausgedrückt worden sein. Aus Russland waren aber immer wieder andere Theorien zu hören, als angeblich Schuldige wurde dabei Serena Auñón-Chancellor genannt. Die US-Amerikanerin hatte auf der ISS eine Venenthrombose erlitten und selbst behandelt. Aus Russland heißt es, das habe eine "akute psychologische Krise" zur Folge gehabt.

Eine ausführliche Auflistung der angeblichen Beweise dafür, dass Auñón-Chancellor das Leck gebohrt haben soll, hatte die russische Nachrichtenagentur Tass Mitte August veröffentlicht – wenige Wochen nach dem viel kritisierten, völlig missglückten Andockmanöver eines russischen Forschungsmoduls an die ISS. Demnach habe eine Überwachungskamera zum fraglichen Zeitpunkt im August 2018 nicht funktioniert und die US-Besatzung habe sich danach auch keinem Lügendetektortest unterzogen. Auf der Erde habe die Beschädigung, so wie sie vorgefunden wurde, nicht entstehen können. Ob diese Details nun auch in dem Untersuchungsbericht stehen, ist unklar. Der sei jetzt an die Strafverfolgungsbehörden gegangen, die entscheiden müssten, ob sie Anklage erheben. Das Vorgehen dürfte jedenfalls nicht zur Entspannung zwischen den USA und Russland beitragen.

(mho)