Chipmangel und Elektroauto-Boom machen Halbleiter-Eigenfertigung attraktiver

Fünf führende Autohersteller könnten bis 2025 eine eigene Halbleiterproduktion aufbauen, geht aus einer Studie von Gartner hervor.

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Halbleiterproduktion bei Samsung, einem großen Zulieferer

(Bild: Samsung)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Pillau

Chipmangel und Elektrifizierung könnten fünf führende Autohersteller bis 2025 dazu bringen, eine eigene Halbleiterproduktion aufzubauen. Das prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Gartner in seinem aktuellen Bericht "Predicts 2022: Automotive and Smart Mobility". Damit holen sie sich die gesamte Produktsteuerung ins eigene Haus zurück und vermeiden die Abhängigkeit von Lieferketten.

Gartner führt aus, dass Halbleiter-Zulieferer die Autohersteller zu schwerfällig für die immer schneller nötigen Anpassungen an die Nachfrage auf dem Automobilmarkt machen. Das wurde besonders eklatant sichtbar durch die Nachfrageschwankungen und die daraufhin oft fehlerhaften Prognosen der Autohersteller zu Anfang der COVID-19-Pandemie. Außerdem seien hätten sie aktuell die nötigen Wafergrößen zu konservativ eingeschätzt und könnten gerade nicht schnell genug nachsteuern. Dazu kommt, dass die Autoindustrie nur rund zehn Prozent der Chip-Produktion abnimmt und damit gegenüber der Elektronikindustrie eine relativ kleine Marktmacht besitzt. Alles Gründe, die Halbleiterentwicklung als "OEM-Foundry-Direct" ins eigene Haus zu holen.

Am heutigen Dienstag hat der Autokonzern Stellantis (unter anderem mit den Marken Peugeot, Fiat und Opel) bekannt gegeben, mit dem Elektronik-Auftragsfertiger Foxconn (bekannt durch Apple), eine eigene Halbleiterfertigung aufbauen zu wollen. Die Produktion soll zunächst mehr als 80 Prozent des eigenen Bedarfs decken, später auch verkauft werden können. Stellantis rechnet damit, so ab 2024 die Lieferprobleme dauerhaft überwinden zu können. Andere Hersteller haben ähnliche Pläne, so will auch Volkswagen Halbleiter bald selbst entwerfen und fertigen. Gefördert wird dieser Trend laut Gartner ganz allgemein durch einen einfacheren Zugang zu modernsten Herstellungsprozessen, das eine kundenspezifische Halbleiterkonstruktion relativ einfach macht.

Die Veröffentlichung geht davon aus, dass bis 2025 der durchschnittliche Verkaufspreis von Neufahrzeugen in den USA und Deutschland 50.000 US-Doller übersteigen wird. "Der Preisanstrieg wird wahrscheinlich die Zahl der Fahrzeugverkäufe verringern und den Markt für Teile und Upgrades vergrößern, da die Leute versuchen, bestehende Fahrzeuge länger auf den Straßen zu halten", sagt Co-Autor Mike Ramsey. Die Autohersteller werden künftig einen wachsenden Anteil ihres Geschäfts mit neuen Funktionen und Upgrades machen, die Lebensdauer bestehender Fahrzeuge steigen.

(fpi)