Roboter "Herbie" für die Polizei: Nordrhein-Westfallen bekommt "Innovation Lab"

Kriminelle greifen auf immer ausgefeiltere Technik zurück. Dagegen setzt künftig auch die Polizei auf Apps, Roboter und riesige Datenspeicher.

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Reul mit "Herbie"

(Bild: Innenministerium NRW)

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  • dpa

Ein Roboterhund für die Erkundung von Gefahrenstellen, Apps für die Aufnahme von Anzeigen, riesige Datenspeicher etwa für die Auswertung von Missbrauchs-Datenbanken: Nordrhein-Westfalens Polizei erforscht in einem neu geschaffenen Labor technische Hilfsmittel und Arbeitsmethoden der Zukunft. Innenminister Herbert Reul (CDU) eröffnete am Mittwoch das rund 4,3 Millionen Euro teure "Innovation Lab" der Polizei in Duisburg. Es gehe darum, mit digitaler Technik "vor die Lage zu kommen", sagte der Minister.

(Bild: Innenministerium NRW/Caroline Seidel)

Hauptattraktion bei der Präsentation des Zukunftslabors war ein etwa 35 Kilogramm schwerer Roboterhund eines US-amerikanischen Herstellers, den die NRW-Polizei vor wenigen Wochen angeschafft und bereits mit Folie im NRW-Polizeiblau ausgestattet hat. Der ferngesteuerte Roboter könne mit Kameras und Sensoren Katastrophenorte oder Tatorte mit möglichen Gewalttätern erkunden, sagte der Minister. Zusatzausrüstung mit Mikrofon erlaube etwa zu Verschütteten vorzudringen und mit ihnen zu kommunizieren.

Das Gerät koste in der Erstanschaffung rund 60.000 Euro plus Lizenzgebühren, sagte der Polizeiexperte Dominic Reese. Mögliche Verwendungen müssten nun geprüft werden, schon jetzt gebe es viele Ideen dazu, möglicherweise auch bei der Feuerwehr. Der Minister steuerte den einem Hund ähnlichen Roboter mit sichtlichem Spaß über eine Demonstrations-Holztreppe auf die filmenden Journalisten zu.

Auf die Frage, wie viele Roboter wann für den Alltagseinsatz angeschafft werden, wollte sich der Minister noch nicht festlegen. Auch ein Name existiere noch nicht, sagte er. Intern spreche man gern von "Herbie", sagte ein Mitarbeiter. Vor einem Jahr hatte es in New York scharfe Kritik am Einsatz eines solchen Roboters gegeben. Er sei ein Zeichen für die "Militarisierung der Polizei". Die dortige Polizei hatte ihn später zurückgegeben.

Einsatzmittel aus dem "Lab" – sofern sie vorhanden gewesen wären – hätten der Polizei beispielsweise bei der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer helfen können. Damals waren mit dem Strom in der betroffenen Region teilweise auch die Mobilfunknetze ausgefallen, die Polizei sei lokal kurzzeitig "blind und taub" gewesen, sagte der Minister. Erforscht werde nun ein weniger als ein Meter hoher und breiter Kommunikationsquader, der auf engstem Raum und mit Akku-Betrieb alle Datennetze der Polizei enthalte.

Das Innovation Lab arbeitet eng mit einer ähnlichen Einrichtung in Hessen zusammen, die bereits seit eineinhalb Jahren existiert. Riesige Bildschirme in der Größe einer "gläsernen Wand" erlaubten den engen Austausch mit der hessischen Einrichtung in Frankfurt bis hin zu den Quellcodes von Programmen, sagte der Duisburger Innovation-Lab-Projektleiter Helmut Picko. Hessische und NRW-Polizei arbeiteten so zusammen etwa an Handy-Apps für die Aufnahme von Anzeigen oder von Fingerabdrücken.

(mho)