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Wegen Klicks: Youtuber ließ wohl absichtlich Flugzeug abstürzen

Triebwerksausfall oder inszenierter Absturz? Die US-Luftfahrtaufsicht untersucht, ob ein Youtuber sein Flugzeug mit Absicht zum Absturz gebracht hat.

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In einem Video hielt Youtuber Trevor Jacob den Absturz seines Flugzeugs fest.

(Bild: Trevor Jacob (Screenshot))

Lesezeit: 4 Min.

Der US-Youtuber und ehemalige olympische Snowboarder Trevor Jacob steht im Verdacht, Ende November sein Flugzeug im kalifornischen Los Padres Nationalpark absichtlich abstürzen zu lassen, um mit einem Video des fingierten Flugzeug-Absturzes auf seinem Youtube-Kanal mit "lustigen Abenteuern" die Klickzahl in die Höhe zu treiben. Nachdem das Video viral gegangen war und Zweifel an einem Notfall aufkamen, leitete die US-Bundesluftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) eine Untersuchung des Falls ein.

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Jacob befand sich am 24. November 2021 mit seinem Leichtflugzeug des Typs Taylorcraft BL64 auf einem Flug vom Lompoc City Airport nach Mammoth Lakes. Das Flugzeug, das er kurz zuvor erworben hatte, war mit Kameras an Front, Tragfläche und Leitwerk ausgestattet, um Aufnahmen während des Flugs machen zu können. Jacob hatte bereits zuvor verschiedene Videos unter anderem von seinen Fallschirmsprüngen, waghalsigen Flugmanövern im Flugzeug und Trainhopping auf seinem Youtube-Kanal gepostet.

Auf dem Flug setzte der Motor der Taylorcraft aus und konnte nach Angaben von Jacob nicht wieder gestartet werden. Das Flugzeug befand sich zu diesem Zeitpunkt über den weitläufigen Bergen des Nationalparks, sodass offenbar keine Möglichkeit für eine Notlandung bestand. Der Youtuber trug zu diesem Zeitpunkt bereits einen Fallschirm, mit dem er dann aus dem Flugzeug sprang und das Flugzeug sich selbst überließ. Mit einer auf einem Selfiestick aufgepflanzten Kamera filmte er seinen Sprung und das führerlose Flugzeug, das wenige Minuten später in den Bergen zerschellte.

Jabob selbst landete mit seinem Fallschirm in einem Gestrüpp und blieb weitgehend unverletzt, um sich dann zu Fuß auf den Weg zum Flugzeugwrack zu machen und die Kameraaufnahmen zu bergen. Das Wrack ließ er zurück. Auf dem Rückweg in die Zivilisation sammelte ihn ein Farmer auf, der nach Angaben von Jacob "sein Leben gerettet" habe.

Jacob postete das Video einen Monat später auf seinem Youtube-Kanal und erzielte in kurzer Zeit hohe Klickzahlen. Bisher wurde das Video mehr als 1,1 Millionen Mal abgerufen. Sofort nach der Veröffentlichung kamen Vorwürfe auf, dass der Absturz inszeniert gewesen sein könnte – nicht nur wegen der schlechten schauspielerischen Leistung von Jacob. In mehr als 5000 Kommentaren diskutierten, analysierten und spekulierten unter anderem Piloten den Vorfall, der von einem großen Teil angezweifelt wurde.

Die Kommentar-Funktion zum Video wurde deaktiviert, woraufhin als Reaktion einige Videos veröffentlicht wurden, in denen mutmaßliche Belege für eine Inszenierung gegeben wurden. Das ursprüngliche Video soll zwischenzeitlich ausgetauscht worden sein. Einige nun nicht mehr vorhandene Szenen der ersten Fassung finden sich noch in einzelnen Reaction-Videos.

Moniert wird vor allem das merkwürdige Verhalten von Jacob im Umgang mit der Situation und dem Fakt, dass Jacob während des gesamten Flugs einen Fallschirm trägt, was viele Piloten aufgrund der beengten Verhältnisse in einer Leichtflugzeugkabine nicht tun. Jacob behauptete, immer mit angeschnalltem Fallschirm zu fliegen, in seinen anderen geposteten Videos war das bisher aber nicht der Fall.

Screenshot aus dem vermeintlichen Absturzvideo, bei dem man die Bruchlandung des Flugzeugs nicht sieht. [Wir haben das Youtube-Video entfernt]

Auffällig sei auch gewesen, dass kurz vor dem Triebwerksausfall die Cockpit-Kamera, die das Instrumentenbrett zeigte, deaktiviert wird. Kritiker wollen nach Angaben von The Drive zudem erkannt haben, dass das Kraftstoffventil für die Treibstoffzufuhr abgeschaltet war, also der Triebwerksausfall durch mangelnde Treibstoffzufuhr simuliert worden sein könnte. Auch hatte Jacob sein Headset nicht angeschlossen, was darauf hindeuten könnte, dass er bereits vor dem Triebwerksausfall wusste, dass er aus dem Flugzeug aussteigen wollte. Im Video ist nicht zu sehen, wie er versucht, einen Notruf abzusetzen, auch das Abarbeiten von Checklisten bei einem solchen Ausfall ist nicht erkennbar. Er habe es zudem unterlassen, einen Landeplatz zu suchen. Bei der Flughöhe sei es möglich gewesen, noch 20 Kilometer weit zu segeln, um einen geeigneten Landeplatz zu erreichen, monierten kritische Beobachter.

Ebenfalls kritisiert wurde das Verhalten von Jacob nach seiner Landung, weil er sich zum Flugzeugwrack aufmachte, obwohl er keinen ersichtlichen Grund dazu hatte, beispielsweise um sich dort etwaige Notvorräte zu holen.

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Jacob hatte seine Fluglizenz Mitte 2020 erhalten, sodass auch die Möglichkeit besteht, dass es sich in einigen Fällen um Anfängerfehler gehandelt haben könnte. Die FAA untersucht nun den Fall und muss dann entscheiden, ob der Absturz absichtlich herbeigeführt wurde oder nicht.

(olb)