Weltraumschrott: Chinesischer Satellit entgeht Kollision mit russischen Trümmern

Ein chinesischer Satellit ist nur knapp einem Zusammenstoß mit Trümmern entgangen. Der Weltraumschrott stammt aus dem Test der russischen Antisatellitenrakete.

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(Bild: Dotted Yeti/Shutterstock.com)

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Der chinesische Tsinghua-Wissenschaftssatellit NORAD 46026 soll nach Angaben von Chinas Space Debris Monitoring and Application Center nur ganz knapp einer Kollision mit Trümmern entgangen sein. Laut China National Space Administration haben sich der aus dem russischen Antisatellitenraketen-Test entstandene Weltraumschrott auf etwa 14 Meter dem chinesischen Satelliten genähert. Ein Frühwarnsystem der Chinesen habe die mögliche Kollision erkannt.

Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center für Astrophysik bestätigte die Angaben – die USA habe identische Beobachtungen gemacht. Allerdings warnt der US-Astronom McDowell vor Angaben zu der tatsächlichen Entfernung zwischen Trümmern und chinesischem Satellit. Es sei demnach sehr unwahrscheinlich, dass China den Abstand auf mehr als etwa 100 Meter genau bestimmen könne. "Innerhalb weniger 100 Meter" sei wahrscheinlich alles, "was sie zuverlässig sagen können".

Das bei der Zerstörung eines sowjetischen Satelliten durch einen Antisatellitenraketen-Test entstandene Trümmerfeld wurde bereits für die Internationale Raumstation zu einem Problem. Die an Bord der ISS befindlichen Astronauten mussten sich im November des vergangenen Jahres aufgrund eines potenziellen Kollisionsrisikos sicherheitshalber in die Raumkapseln zurückziehen. Das US-Außenministerium verurteilte den Test als "rücksichtslos" und "unverantwortlich" – Russland wies die Kritik als "Heuchelei" zurück.

Zwar stagnierte die anfänglich steigende Zahl zwischen 250 und 300 Trümmerteilen nach wenigen Tagen, allerdings seien die Trümmerteile entsprechend größer und blieben länger im Orbit.

Der Tsinghua-Wissenschaftssatellit befindet sich dem Bericht nach auf einer Umlaufbahn in 478 km bis 499 km über der Erdoberfläche. Seit seinem Start im Jahr 2020 führt er atmosphärische und Gravitations-Messungen durch. Chinesische Staatsbeamte haben den Vorfall noch nicht weiter kommentiert.

Kurz vor der Kollision der ISS mit den Trümmerteilen des von Russland zerstörten Satelliten musste die Raumstation Trümmern ausweichen, die bei einem chinesischen Antisatellitenwaffen-Test 2007 entstanden waren. Auch eine für den Bau von Chinas Raumstation "Tiangong" (Himmelspalast) benutzte Transport-Rakete, dessen Hauptstufe nicht für einen kontrollierten Absturz vorgesehen war, stand unter Kritik.

(bme)