Apotheker kämpfen mit Unterschriften gegen Internet-Medikamentenhandel

Eine Liste mit rund 7,7 Millionen Unterschriften hat der Apothekerverband im Gesundheitsministerium übergeben, um gegen die Einführung des Versandhandels mit Arzneimitteln zu protestieren.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Eine Liste mit rund 7,7 Millionen Unterschriften hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am Mittwoch an Gesundheits-Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch (SPD) übergeben, um gegen die geplante Einführung des Versandhandels mit Arzneimitteln zu protestieren. Die Apotheker befürchten den Verlust der Kontrolle über den Handel mit Arzneien und sehen eine Gefahr für die Existenz der Apotheken. Der Präsident der Apotheker-Verbandes, Hans-Günter Friese, betonte, der Versandhandel sei weder billiger noch bequemer für die Patienten -- auf jeden Fall aber langsamer als die Versorgung durch die Apotheke vor Ort. Mit im Ausland ansässigen Internet-Apotheken würden zudem Sicherheitsprobleme von dort nach Deutschland importiert.

Schaich-Walch entgegnete, die Bundesregierung müsse vorbereitend handeln. Im Frühjahr 2003 drohe ein EU-Urteil, das das deutsche Verbot des Internethandels mit Arzneien kippen könnte. Ohnehin werde nur ein kleiner Teil der Patienten das Internet nutzen. Kontrollmechanismen sollen Qualität und Chancengleichheit sichern -- beispielsweise dürfen Kassen die Kosten nur dann erstatten, wenn die Versand-Apotheke alle Qualitätsforderungen erfüllt.

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hatte wiederholt ihre Absicht bekräftigt, das momentan in Deutschland geltende Verbot des Online-Handels mit Medikamenten aufheben zu wollen. Erst Anfang Juni hatte sie dies auch in einem Interview mit der Welt erklärt. Bereits ihre Vorgängerin im Amt, Andrea Fischer, hatte, den vermeintlichen Kundenwillen vor Augen, postuliert: "Aufgabe der Politik kann es nicht sein, den Verbraucher durch ein Verbot zu bevormunden." Dem "Wunsch des Patienten", auch über das Internet Medikamente zu beziehen, müsse "Rechnung getragen werden". (wst)