Juristen kritisieren Google wegen heimlicher Zensur [Update]

Nach einem Bericht der Harvard Law School sind in der deutschen und französischen Version der Internet-Suchmaschine mindestens 113 umstrittene Websites nicht im Such-Index.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Jonathan Zittrain und Benjamin Edelman von der Harvard Law School haben in einem Bericht veröffentlicht, dass die deutsche und die französische Version der Internet-Suchmaschine Google mindestens 113 umstrittene Websites aus ihrem Suchindex herausgenommen hat. Bei den meisten Sites handelt es sich um Internet-Angebote, die in Deutschland oder Frankreich strafbare Inhalte anbieten, wie beispielsweise die Nazi-Site stormfront.org. Über Google.com sind die jeweiligen Seiten jedoch problemlos aufzufinden.

In ihrem im Internet veröffentlichten Bericht listen die Autoren aber nicht nur alle ihnen bisher bekannten Fälle auf, sondern rufen auch dazu auf, weitere Fälle zu melden. Während die angeblich versuchte Umleitung chinesischer Google-Nutzer auf eine regierungskonforme Website durch die chinesische Regierung im September weltweite Empörung auslöste, blieben die subtileren Filterungen bislang meist ohne öffentliches Echo. Die Google-Betreiber, so die Autoren, sollten zumindesten darauf aufmerksam machen, wenn sie Suchergebnisse filtern.

Bisher sind nur einige wenige Fälle bekannt geworden, in denen Google Seiten aus dem Index entfernt hatte. So hatte der Betreiber wie andere Suchmaschinen auch im April beispielsweise auf Druck der Deutschen Bahn AG Hinweise auf einen ursprünglich in der illegalen linksradikalen Zeitschrift "Radikal" veröffentlichten "Leitfaden zur Behinderung von Bahntransporten" aus dem Index getilgt. Für viel öffentliche Aufmerksamkeit hatte auch die Auseinandersetzung von Google mit der Scientology-Sekte gesorgt.

Google-Sprecher bestätigten die Herausnahme bestimmter Seiten aus dem Index landesspezifischer Suchmaschinen. Dies geschehe, um nicht wegen Verstoßes gegen Landesgesetze belangt zu werden. (wst)