Panne bei der Telefonüberwachung [Update]

Aus Telefonrechnungen war zu schließen, dass Anschlüsse abgehört wurden; die betroffenen Kunden wurden für die Verbindungen zum Abhören sogar zur Kasse gebeten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Bei der Telefonüberwachung hat es nach Informationen der Frankfurter Rundschau eine schwerwiegende Panne gegeben: Aus Telefonrechnungen war zu schließen, dass Anschlüsse abgehört wurden. Die Belauschten seien für die Verbindungen, die zum Abhören aufgebaut wurden, sogar zur Kasse gebeten worden, berichtet die Zeitung in ihrer Donnerstagsausgabe.

Die Verdächtigen, deren Telefon abgehört wurde, erhielten vom Mobilfunk-Anbieter O2 (ehemals Viag Interkom) im Monat Oktober ungewöhnliche Rechnungen. Sie enthielten eine Vielzahl von "abgehenden Mailbox-Verbindungen" zu der immer gleichen Festnetz-Rufnummer. Dabei handelte es sich um eine Nummer, über die die Sicherheitsheitsbehörden belauschte Gespräche aufzeichnen.

Betroffen sind nach Recherchen der Frankfurter Rundschau sowohl Abhöraktionen der Polizei als auch der Geheimdienste. Die Rechnungen seien jedoch nur an Kunden von O2 verschickt worden und unter diesen nur an diejenigen, die ihre eigene Mailbox aktiviert hatten. Bei den Sicherheitsbehörden habe die Panne, für die ein Software-Fehler bei O2 verantwortlich gemacht wird, beträchtlichen Ärger ausgelöst.

Eine Sprecherin des BKA bestätigte mittlerweile gegenüber dpa den Bericht der Zeitung. Es gehe insgesamt um eine zweistellige Zahl von Rechnungen. Bei einer einstellige Zahl von Fällen habe das BKA selbst abhören lassen. Das Problem sei bei Rechnungen für Septembertelefonate aufgetaucht, die im Oktober verschickt wurden, und inzwischen behoben, sagte die BKA-Sprecherin. Wie groß der Schaden für die Ermittlungen ist, wollte die Sprecherin nicht sagen. Nach den gesetzlichen Regelungen dürfen Behörden nur unter strengen Auflagen bei Verdacht auf schwere Delikte wie Landesverrat, Geldfälschung, Mord oder Menschenraub Telefone abhören.

"Bei uns kam es zu einem technischen Fehler beim Einspielen einer neuen Software", sagte O2-Sprecher Frank Wienstroth. In der Testphase habe die Software noch einwandfrei funktioniert. "Es waren einige wenige Einzelfälle." Wieviel Geld die O2-Kunden für die Abhöraktion berappen sollten, sagte Wienstroth nicht. "Das fällt unter den Datenschutz." Die Kunden könnten sich im Falle von Beschwerden jedoch an das Unternehmen wenden. (jk)