Vulkanausbruch in Tonga heftigste Explosion auf der Erde seit 1883

Vor dem Vulkanausbruch in Tonga war seit 140 Jahren keine so heftige Explosion mehr auf der Erde registriert worden. Der Inselstaat erholt sich derwiel langsam.

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Auf Satellitendaten basierende Darstellung der Eruption

(Bild: Jean-Marie Lalande)

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Der verheerende Vulkanausbruch in Tonga Anfang des Jahres war der heftigste seit der bekanntesten Eruption des Krakatau im Jahr 1883. Das ist das Ergebnis einer ausführlichen Analyse der Messdaten von mehr als 3000 Sensoren und Instrumenten in aller Welt, die jetzt im Wissenschaftsmagazin Science vorgestellt wurde. Von besonderem Interesse waren dabei sogenannte Lamb-Wellen, die Schallwellen ähneln, aber eine besonders niedrige Frequenz aufweisen. Sie werden nur bei den stärksten Explosionen in der Atmosphäre generiert und bis dato habe es nur sehr wenige qualitativ hochwertige Aufzeichnungen davon gegeben, heißt es in dem Bericht. Das habe sich Mitte Januar geändert, denn beim Ausbruch des Unterwasservulkans Hunga Tonga-Hunga Haʻapai ausgelöste Wellen umkreisten die Erde mehrfach.

Bei dem zusammengetragenen Datensatz handle es sich um eine "bemerkenswerte" Sammlung, erklärt Studienleiter Robin Matoza von der Universität Kalifornien, Santa Barbara. Bei der gigantischen Explosion seien die verschiedensten atmosphärischen Wellen generiert worden, darunter Geräusche, die mehr als 10.000 Kilometer entfernt zu hören waren. Sie alle seien in einem weiten Frequenzbereich aufgezeichnet worden. Die Daten ermöglichten ein viel besseres Verständnis der Ausbreitung solcher Phänomene. Das werde Folgen haben für die Überwachung von Atombombenexplosionen, Vulkanen und Erdbeben. Wie genau die in Alaska zu hörenden Geräusche entstanden sind, wissen die Forscher und Forscherinnen nicht. Aus Tonga können sie nicht stammen, meinen sie. Stattdessen müssten sie irgendwie auf dem Weg dahin produziert worden sein.

Der Unterwasservulkan Hunga Tonga-Hunga Haʻapai war am 14. und dann vor allem am 15. Januar mit immenser Wucht ausgebrochen. Die Eruption und der sich anschließende Tsunami forderten mindestens sechs Menschenleben, die Inseln Tongas wurden von einer dicken Ascheschicht bedeckt. Die Aschewolke war die höchste der Satellitenära. Viele Gebäude in dem Inselstaat wurden zerstört, teilweise gingen ganze Siedlungen verloren. Tonga war danach für Wochen weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten, weil das einzige Unterseekabel durchtrennt worden war. Nicht ausreichend abgesicherte Hilfslieferungen aus Australien und Neuseeland hatten auf der Insel dann außerdem zu einem Ausbruch von Covid-19 geführt.

Die Wirtschaft Tongas erholt sich inzwischen langsam von den Folgen der Eruption und des Coronaausbruchs, berichtet der Internationale Währungsfonds. Die entschlossenen Maßnahmen der Regierung des Inselstaats und die rasche internationale Hilfe hätten unter anderem die Verletzlichsten geschützt. Das Land stehe jetzt aber vor der gewaltigen Herausforderung, die Wirtschaft wieder aufzubauen, während die weltweit steigenden Energie- und Lebensmittelpreise die Inflation befeuern. Mitte Februar hatte die Weltbank den angerichteten Schaden in dem Land auf 90 Millionen US-Dollar geschätzt, das sind fast 20 Prozent des Bruttosozialprodukts des Inselstaats.

[Update 18.05.2022 – 10:00 Uhr] Informationen zur wirtschaftlichen Lage in Tonga ergänzt.

(mho)