Steuerungsprotein für Haarverlust offenbar gefunden

Forscher glauben, die Ursache für Glatzen gefunden zu haben: Das Protein TGF-Beta könnte Haarfollikel absterben lassen. Womöglich ist der Effekt umkehrbar.

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Mann mit Glatze

(Bild: Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Haarausfall beschäftigt viele Menschen. Manchmal ist es vererbt, früh eine Glatze zu bekommen, manchmal sorgen bestimmte Erkrankungen dafür, dass man sein Haupthaar verliert. In jedem Fall ist dies ein meist unangenehmer Zustand – und Betroffene erhoffen sich seit langem Hilfe aus der Medizin. Zwar gibt es bereits einige medikamentöse Behandlungsformen, wirklich umkehren können sie eine "Platte" aber noch immer nicht. Das liegt auch daran, dass noch nicht der richtige Ansatzpunkt in der körperlichen Steuerung gefunden ist.

Ein Forscherteam University of California Riverside (UC Riverside) will nun genau das geschafft haben. Die Gruppe um Qixuan Wang hat ein einzelnes Protein gefunden, das zu kontrollieren scheint, ob Haarfollikel absterben. Der Signalstoff nennt sich Transforming growth factor-beta, kurz TGF-ß – und ist eigentlich ein Zytokin, das auch an Wundheilung und Entzündungsprozessen beteiligt ist. Dabei scheint es so zu sein, dass TGF-ß auch für neues Wachstum zuständig ist, wie Wang gegenüber dem Forschungsmagazin "New Atlas" sagte. "[Es] hat zwei gegensätzliche Rollen. Es hilft dabei, einige Haarfollikelzellen zu aktivieren, neues Leben zu produzieren, ist später aber auch bei der Orchestrierung des programmierten Zelltods beteiligt."

Die Regulierung scheint dabei von der Menge des Proteins abzuhängen, die im Körper vorherrscht, heißt es in der Studie, die im "Biophysical Journal" erschienen ist. Dabei zeigte sich, dass ausreichend TGF-ß die Haarfollikel sprießen lässt, während "zu viel des Guten" die Apoptose einleitet, also das Absterben der Zellen. Sind die Haarfollikel weg, kommt die Glatze.

Allerdings machen Wang und Co. auch Hoffnung: Ihrer Ansicht nach zerstört das Übermaß des Steuerungsproteins nicht die notwendigen Stammzellen, um neue Haarfollikel zu bilden. Das entsprechende Reservoir bleibt demnach erhalten und könnte – zumindest theoretisch – zur Neubildung von Haarfollikeln angeregt werden. Die wiederum wäre über die TGF-ß-Regulierung anzuschieben. Allerdings reicht es nicht, einfach die Menge zu erhöhen. Dies kann aufgrund der Funktion im Körper sogar gefährlich sein, denn eine Fehlsteuerung des Proteins soll auch mit bestimmten Krebsarten in Verbindung stehen.

Stattdessen soll nun zunächst erforscht werden, wie das Protein seine Steuerungsfunktion genau wahrnimmt, mit dem Genumfeld kommuniziert und das Wachstum anregt oder stoppt – sowie mit weiteren Proteinen wie BMP und TNF interagiert. Dass TGF-ß im Zusammenhang mit Haarverlust derart mächtig zu sein scheint, könnte zumindest ein wichtiger Baustein bei neuen Therapieansätzen sein.

(bsc)