Linux Mint 21: Neuer Unterbau und vor allem Änderungen im Detail

Version 21 von Linux Mint wurde veröffentlicht. Sie erbt einen frischen Unterbau von Ubuntu 22.04. Ansonsten gibt es Neuerungen im Detail bei den Editionen.

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(Bild: Linux Mint)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz
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Linux Mint ist in Version 21 erschienen. Knappe acht Monate nach der Veröffentlichung von Linux Mint 20.3 steht damit erstmals eine Version von Linux Mint zur Verfügung, die auf den Unterbau von Ubuntu 22.04 statt auf jenen von Ubuntu 20.04 zurückgreift. Entsprechend umfangreich fallen die Änderungen aus: Kern der Distribution ist Linux 5.15. Dieses ist zwar nicht mehr ganz taufrisch, immerhin aber der aktuellste Kernel der Linux-Entwickler mit Langzeitunterstützung – und freilich deutlich aktueller als der für Linux Mint 20.3 zuletzt verfügbare Kernel 5.4, falls man nicht auf die Edge-Abbilder von Linux Mint zurückgreifen wollte.

Zur Seite stehen dem Kernel 5.15 etliche aktualisierte Basalwerkzeuge der Systemkonfiguration, die Linux Mint 21 samt und sonders aus Ubuntu 22.04 übernimmt. Dabei stellen die Entwickler klar, dass diese Grundlage zumindest für die kommenden beiden Jahre jene für Linux Mint bleiben wird. Offiziell genießt die Distribution wie Ubuntu 22.04 sogar Support bis 2027 – auch wenn lange Supportzeiträume bei Desktop-Systemen üblicherweise weniger wichtig sind als im Serverraum.

Durchaus umfangreich zeigen sich die Änderungen bei der Desktop-Umgebung Cinnamon. Wie bisher nutzt diese zwar in Form von Muffin einen eigenen Fenstermanager, der ein Fork der Fensterverwaltung Mutter der GNOME-Shell ist. Allerdings haben die Mint-Entwickler, die auch für Cinnamon verantwortlich sind, für Cinnamon 5.4 in Mint 21 Muffin einem kompletten Rebase unterzogen. Die Codebase von Muffin ähnelt jener von Mutter damit nun nicht nur wieder deutlich mehr als vorher – sondern es ist für die Entwickler nun auch deutlich einfacher, Patches für Mutter in Muffin zu integrieren. Das soll die Entwicklung in der Zukunft beschleunigen. Für dieses Ziel haben die Mint-Entwickler auch mit den GNOME-Entwicklern kooperiert und viele der Patches, die zuvor nur in Muffin existierten, offiziell in Richtung Mutter weitergegeben.

Das bringt ein paar praktische Änderungen mit sich: Der Konfigurationsdialog für die grafische Oberfläche funktionierte in Cinnamon 5.4 nicht mehr und weicht ebenfalls einem kompletten Rewrite. Im Alltag soll sich das Zusammenwachsen von Mutter und Muffin für die Nutzer vor allem durch bessere Performance und bessere grafische Darstellung auswirken.

Über das Grundsystem hinaus ergeben sich Änderungen bei etlichen Komponenten, um die Linux Mint Ubuntu traditionell anreichert. Bei einer dieser Komponenten findet eine Wachablösung statt: Das bisherige Werkzeug zur Bluetooth-Konfiguration, Blueberry, weicht der Neuentwicklung Blueman. Den Rewrite begründen die Entwickler vor allem damit, dass Blueman nicht auf dem Bluetooth-Konfigurator des GNOME-Desktops basiert und mithin in allen Mint-Editionen gleich (gut) funktioniert. Blueberry nutzt stattdessen unmittelbar den Bluetooth-Stack für Linux, Bluez.

(Bild: Linux Mint)

Ebenfalls augemöbelt haben die Entwickler bei der Gelegenheit das Tray-Icon ihrer Bluetooth-Anwendung: das zeigt in Mint 21 nicht nur deutlich mehr Details als beim Vorgänger an, sondern macht auf den schnellen Zugriff auf mehrere Funktionen schnell und unkompliziert möglich.

Neben Blueman gibt auch eine weitere App namens Thumbnailers in Linux Mint 21 ihr Debüt. Sie löst ein Problem, mit dem die Entwickler der Distribution sich wie viele andere seit Jahren herumschlagen und erstellt Thumbnail-Icons für viele Dateitypen wie AppImages oder MP3-Dateien. Allzu viel Automation sollten Anwender dabei aber nicht erwarten, denn die automatische Abfrage von Album-Covern bei Diensten wie Gracenote gehört explizit nicht zum Funktionsumfang der Lösung. Der Thumbnailer ist seitens seiner Entwickler ausschließlich dafür konzipiert, anhand einer Bilddatei für ein File ein Thumbnail zu erzeugen und zu speichern.

Auch moderne Systeme mit flottem Flash-Speicher geraten bei Aufgaben wie dem Einspielen von Updates im Hintergrund gelegentlich unter Last und werden langsam. Bisher mussten Mint-Anwender separate Werkzeuge wie Prozess-Monitore nutzen oder gar auf die Kommandozeile ausweichen, um solche Hintergrund-Tasks zu identifizieren. Linux Mint stellt, wenn entsprechende Prozesse im Hintergrund aktiv sind, diese künftig als Icon mit ineinander greifenden Zahnrädern im Systray des Desktops dar. Das erspart dem Admin im günstigsten Fall etliche Klicks, bietet jedoch denselben Informationsstand.

Darüber hinaus bietet Linux Mint 21 verschiedene Detailverbesserungen bei seinen Editionen. Wie üblich erscheint das System in Varianten mit dem MATE-Desktop, dem Cinnamon-Desktop und Xfce. Letztere Edition kommt naturgemäß mit den wenigsten Neuerungen daher, weil bereits Linux Mint 20.3 Xfce in der aktuellsten Version 4.16 beilag und sich bei Xfce seither kaum etwas getan hat. Ebenfalls moderat fallen die Änderungen in der MATE-Edition aus, denn seit Mint 20.3 hat sich auch bei MATE kaum etwas getan.

Wie üblich gibt es mehrere Wege hin zu Linux Mint 21. Wer bereits ein System auf Basis von Linux Mint 20.3 nutzt, dem versprechen die Entwickler ein nahtloses Update mittels der systemeigenen Werkzeuge. Wer eine frische Installation von Mint 21 ins Auge fasst, findet auf der Website des Projektes die passenden ISO-Abbilder mit Cinnnamon, MATE und Xfce.

Siehe dazu auch:

  • Linux Mint: Download sicher und schnell bei heise.de

(mho)