Internationale Raumstation: USA haben Notfallpläne für ISS-Abschied Russlands

Schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat die NASA mit der US-Regierung begonnen, Notfallpläne für die ISS zu erarbeiten.

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Die ISS, fotografiert aus einer Sojus-Ramkapsel

(Bild: NASA/Roscosmos)

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Die US-Regierung und die NASA haben schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs Notfallpläne für den Fall ausgearbeitet, dass sich Russland abrupt aus dem gemeinsamen Betrieb der Internationalen Raumstation ISS zurückzieht. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter auf mehrere ungenannte Personen, die davon wissen.

Zusammengetragen wurden demnach unter anderem Möglichkeiten, in solch einem Fall rasch die komplette Besatzung der ISS abzuziehen. Auch wie die Station weiterbetrieben werden könnte, sollte es an grundlegender Technik aus Russland fehlen, sei erörtert worden. Überprüft worden sei sogar, ob und wie die ISS früher zum Absturz gebracht und damit entsorgt werden könnte, als aktuell geplant.

Mit der Ausarbeitung der Notfallpläne wurde dem Bericht zufolge bereits Ende 2021 begonnen, also vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. In dessen Folge hatte der Westen im Bereich der Raumfahrt fast alle Verbindungen zu Russland gekappt. Lediglich der Betrieb der ISS läuft – auch notgedrungen – bislang offenbar ziemlich reibungslos weiter. Russland und die USA sind dabei aufeinander angewiesen, auch wenn die NASA zuletzt Fortschritte bei Maßnahmen gemacht hat, die sie notfalls unabhängiger machen könnte. So konnte der Orbit der Raumstation bislang nur mit russischen Triebwerken korrigiert werden, vor wenigen Wochen hatte die NASA die Umlaufbahn mit einem Cygnus-Frachtschiff der US-Firma Northrop Grumman erstmals selbst korrigiert.

Dass man sich in den USA hinter den Kulissen auch auf den Fall vorbereitet, dass sich Russland plötzlich ganz von der ISS zurückzieht, wird nun zu einem Zeitpunkt bekannt, in dem die ISS erneut im Fokus steht. Der neue Roskosmos-Chef, Juri Borissow, hat erst vor wenigen Tagen erklärt, dass Russland die Mitarbeit an der ISS "nach 2024" beenden will und damit für viel Aufsehen gesorgt. Danach folgte aber die Klarstellung, dass man sich erst zurückziehen werde, wenn eine russische Raumstation einsatzbereit ist.

Inzwischen hat Sergei Krikaljow, bei Roskosmos für die bemannte Raumfahrt zuständig, das noch einmal bestätigt und bezüglich der Aufregung von einem möglichen Übersetzungsfehler gesprochen: "'Nach 2024' könnte 2025, 2028 oder 2030 heißen", sagte er laut Spacenews. Die Entscheidung über einen Rückzug werde auf Basis des technischen Zustands der ISS und einer Abwägung der Folgen getroffen. Roskosmos-Chef Borissow hatte gegenüber Russlands Präsidenten Wladimir Putin dagegen versichert, dass die Entscheidung bereits getroffen sei.

(mho)