ESA-Weltraumteleskop Gaia findet 5863 "Sonnen-Zwillinge"

Fast 6000 Sterne in der Milchstraße gleichen unserer aktuellen Sonne, viele weitere zeigen ihre Vergangenheit und Zukunft. Das bietet neues Forschungspotenzial.

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Die bisherige und weitere Entwicklung der Sonne im Vergleich zu anderen Sternen der Milchstraße

(Bild: ESA/Gaia/DPAC, CC BY-SA 3.0 IGO)

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Das bahnbrechende Weltraumteleskop Gaia der ESA ermöglicht nicht nur den bislang detailliertesten Blick auf unsere Milchstraße, sondern hilft auch bei der Erforschung unserer Sonne. Wie die Europäische Weltraumagentur jetzt erläutert, hat ein Forschungsteam in den Daten 5863 Sterne gefunden, die bezüglich ihrer Temperatur, Zusammensetzung, Masse und Größe unserer Sonne entsprechen.

Bei diesen könne nun gezielt nach Exoplaneten gesucht werden, oder ermittelt, wie sehr sie in anderen Eigenschaften unserer Sonne gleichen. Außerdem ermöglichen die gesammelten Daten einen deutlich präziseren Blick auf die Entwicklung unseres Heimatsterns in der Vergangenheit und bis zu ihrem Ende in der fernen Zukunft.

"Wenn wir unsere Sonne nicht verstehen – und da gibt es viele Sachen, die wir nicht wissen – wie können wir da erwarten, all die anderen Sterne unserer wunderbaren Galaxie zu verstehen", begründet Orlagh Creevey vom Observatoire de la Côte d’Azur die Arbeit. Mit ihrem Team hat sie nach Sternen gesucht, die unserer Sonne grob gleichen und die Liste dann immer weiter eingegrenzt. Damit konnte das Team auch wichtige Eckdaten zu ihrer bisherigen und weiteren Entwicklung bestätigen, erklärt die ESA jetzt.

Unsere Sonne habe mit einem Alter von 4,57 Milliarden Jahren die Hälfte ihres Lebens erreicht. In dreieinhalb Milliarden Jahren werde sie ihre maximale Temperatur erreichen, bevor sie abkühlt und schrumpft. Schließlich wird sie sich zu einem Roten Riesenstern aufblähen. Auf der Erde wird schon lange vorher kein Leben mehr existieren können.

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Die Analyse unterstreicht einmal mehr die Vielseitigkeit der von Gaia gesammelten Daten. Im Juni war der jüngste Datensatz zu zwei Milliarden Sternen freigegeben worden. Mit über 10 Terabyte handelt es sich um den größten jemals veröffentlichten Datensatz der Astronomiegeschichte. Informationen zu intrinsischen Eigenschaften der Himmelskörper wie ihre chemische Zusammensetzung, Temperatur, Farbe, Masse und Alter gingen auf erstmals verfügbare Spektroskopie-Daten zurück. Damit wurden nun die sonnenähnlichsten Sterne ermittelt, die jetzt die Grundlage für weitere Analysen bilden können.

Das Weltraumteleskop Gaia wurde 2013 gestartet und lichtet mit einer Gigapixelkamera kontinuierlich den Sternenhimmel ab. Mittels der Parallaxenmessung kann es auf seinem Weg um die Sonne die Position unzähliger Sterne sowie Galaxien und im Laufe der Zeit auch deren relative Bewegung genau bestimmen. Mit der Zeit werden die Daten nicht nur präziser, es können auch immer mehr Objekte in den Katalog aufgenommen werden.

Die erste veröffentlichte Sammlung enthielt Messdaten zu etwa einer Milliarde Sterne, 2018 waren es schon fast 1,7 Milliarden, 2020 noch einmal über 100 Millionen mehr. Bis zur Inbetriebnahme des Weltraumteleskops James Webb war Gaia das wichtigste Weltraumteleskop und hatte bei der Zahl der Veröffentlichungen sogar Hubble überholt.

(mho)