Betrug mit Online-Trading: Callcenter-Bandenchef zu hoher Haftstrafe verurteilt

Mehr als 1000 Menschen wurden Opfer betrügerischer Finanzplattformen. Der Chef eines kosovarischen Callcenters wurde nun zu einer hohen Haftstrafe verurteilt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Ein Gericht in Saarbrücken hat einen Mann wegen Internet-Betrugs zu einer Haftstrafe von 12 Jahren verurteilt. Die Wirtschaftsstrafkammer des dortigen Landgerichts sah es als erwiesen an, dass der 29 Jahre alte Angeklagte einer von zwei Anführern einer Betrugsbande mit gefälschten Finanzportalen im Internet war; die Betrugsbande verursachte bei mehr als 1000 Opfern einen Schaden von über 32 Millionen Euro. Mit dieser Schadenssumme handelt es sich um einen der größten Prozesse dieser Art in Deutschland und die verhängte Haftstrafe ist eine der bundesweit bislang höchsten in einem Betrugsfall, berichtet die Tagesschau.

Nach Auffassung des Gerichts betätigte sich der Angeklagte als Co-Chef eines im Kosovo angesiedelten Callcenters, das angerufene Kunden dazu brachte, ihr Geld auf falschen Finanz-Plattformen im Internet zu investieren. Dazu betrieben die Betrüger großen technischen und personellen Aufwand und überredeten die Kunden auch immer wieder dazu, erneut Geldbeträge zu überweisen. Gehandelt wurde mit den Einzahlungen jedoch nie, das Geld schöpften die Betrüger selbst ab. Die angeblichen Handelsplattformen trugen die Namen Option888, Zoomtrader und XMarkets.com, schreibt tagesschau.de in einem Bericht.

Das Gericht sah es nach 23 Verhandlungstagen als erwiesen an, dass der Angeklagte als ein führendes Mitglied der Betrugsbande den Geschäftsbetrieb organisiert und aufrechterhalten habe und daher maßgeblich für den Schaden verantwortlich sei. Die ungewöhnlich hohe Strafe begründete das Gericht damit, dass der nun Verurteilte nicht nur als Chef des Callcenters tätig gewesen sei, sondern in insgesamt acht Einzelfällen auch unmittelbar am Betrug mitgewirkt habe; er habe bei diesen Kunden Einzahlungslimits geändert oder ihnen angebliche Boni gutgeschrieben. Die Gesamt-Schadenssumme war gegenüber den zu Beginn der Gerichtsverhandlung genannten 42 Millionen Euro auf 32 Millionen reduziert worden.

In dem Prozess sagten mehr als 30 Zeugen aus, darunter mehr als 20 Geschädigte. Die Beweisaufnahme hatte ergeben, dass die Betrugsbande mehr als 400 Mitglieder hat. Ein Kompagnon soll im Kosovo inhaftiert sein, ein weiterer soll sich abgesetzt haben. Ein ehemaliger Telefon-'Berater' aus dem Callcenter sitzt dagegen in Saarbrücken in Untersuchungshaft und soll angeklagt werden. Das Urteil gegen den Co-Chef der Betrugsbande ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung hatte sieben Jahre Haft beantragt und kündigte nach Ende des Verfahrens an, Revision gegen das Urteil einzulegen.

Derartiger Betrug mit gefälschten Anlage-Plattformen im Internet ist ein weltweit verbreitetes Geschäftsfeld und die Betrugsbanden agieren länderübergreifend. In einem Fall vom Sommer vergangenen Jahres prellten etwa Betrüger mit einem in Bulgarien angesiedelten Callcenter hunderte Anleger im deutschsprachigen Raum um Millionen Euro.

(tiw)