China: Regulierungsbehörde veröffentlicht Details zu Algorithmen von Webdiensten

Firmen wie Alibaba oder Bytedance müssen die Algorithmen ihrer Apps in China offenlegen. Nun hat die Behörde erstmals eine Liste veröffentlicht.

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(Bild: rongyiquan/Shutterstock.com)

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Die oberste Regulierungsbehörde für das Internet in China (Cyberspace Administration of China, CAC) hat erstmals eine Liste mit Angaben zu Algorithmen in einigen Apps großer Internetkonzerne wie Tencent, Alibaba und Bytedance veröffentlicht. In China regelt ein neues Gesetz den Datenschutz für Internet-Plattformbetreiber. Sie müssen unter anderem offenlegen, mit welchen Algorithmen sie das Nutzerverhalten überwachen, die Nutzerdaten sammeln und verwenden und inwiefern sie dafür die Zustimmung der Nutzer einholen. Die ersten Unternehmen sind nun der Verpflichtung nachgekommen, die Funktionsweise der in ihren Apps verwendeten Algorithmen gegenüber der CAC zu beschreiben. Darüber berichtet Reuters.

In der vom CAC auf Chinesisch veröffentlichten Liste sind 30 Algorithmen angeführt, die einige in China populäre Apps verwenden, schreibt Reuters. Darunter befinden sich der Online-Marktplatz Taobao von Alibaba (eine Einkaufsplattform zwischen Privatpersonen, vergleichbar Ebay), der Kurznachrichtendienst Wechat des Unternehmens Tencent (der unter anderem eine viel genutzte Bezahlfunktion bietet), die Suchmaschinen-App Baidu des gleichnamigen Unternehmens sowie Douyin, das in China genutzte Pendant zu Tiktok von der Firma Bytedance. Die Liste soll kontinuierlich erweitert werden.

Die Bezeichnungen und Beschreibungen der Algorithmen in dem veröffentlichten Dokument erläutern deren Aufgaben knapp, jedoch mit relevanten Hinweisen zum Datenschutz. Der "Suchfilter" bei der Baidu-App etwa soll Informationen ausfiltern, die ein Sicherheitsrisiko enthalten, persönliche Daten preisgeben oder gesetzeswidrig sein könnten. Bei Taobao ist ein Empfehlungsalgorithmus enthalten, der an bestimmten Stellen aktiv wird (etwa Startseite, Shoppen, Kauf abschließen) und Waren sowie Dienste anbietet, die für den Nutzer aufgrund seines Verhaltens und seiner Suchhistorie interessant sein könnten. Bei Wechat schlägt ein ähnlicher Algorithmus den Nutzern Postings, Bilder und Videos vor, die er aus deren Sehgewohnheiten, Browser-Historie und den öffentlichen Konten ermittelt, denen der Nutzer folgt.

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Das neue Gesetz trat in China zum 1. März dieses Jahres in Kraft und regelt die "Verwaltung der Algorithmus-Empfehlung für Internet-Informationsdienste“. Damit sollen Algorithmen den Bürgern gegenüber transparenter werden. Zudem müssen die Plattformbetreiber den Nutzern die Möglichkeit anbieten, ihre persönlichen Merkmale gegen Auswertung zu sperren und die Algorithmus-Empfehlungsdienste ganz abzuschalten. Damit können die Regulierungsbehörden relativ weit in die Tätigkeit der Diensteanbieter eingreifen, allerdings gilt das Prinzip "Opt-out": Zunächst dürfen Apps die Nutzer beobachten und deren Daten sammeln, die Nutzer können und müssen das selbst abschalten.

Die neue Regulierung enthält weitere Vorschriften: Firmen dürften etwa unterschiedlichen Kunden nicht aufgrund ihres Profils abweichende Preise für dasselbe Produkt nennen. Internetkonzerne werden durch die neuen Vorschriften jedoch auch zu inhaltlichen Anpassungen und sogar zur Zensur angehalten. Daher gab es Kritik, die Kommunistische Partei (KP) Chinas würde damit zwar die Macht von Internetkonzernen beschneiden, aber zugleich ihre eigenen Möglichkeiten zur Überwachung und gegebenenfalls Unterdrückung ihrer Bürger ausweiten.

(tiw)