LibreOffice 7.4: Dunkles Gewand, WebP und Language Tool

Die freie Office-Suite LibreOffice 7.4 kommt mit WebP-Grafiken zurecht, erhöht die mögliche Spalten-Anzahl in Calc und liefert für Windows einen Dark Mode.

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(Bild: Screenshot/Wolski)

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Von
  • David Wolski

Die Document Foundation hat LibreOffice 7.4 mit dem Titel "Community" als neue Ausgabe des freien Office-Pakets für Windows, Linux und macOS veröffentlicht. Neben einigen kleinen Verbesserungen zeigt diese Ausgabe auch an der Oberfläche deutlich sichtbar weiteren Feinschliff: Die Windows-Version hat nun ein konsistentes, dunkles Theme mit Farbschemata sowie passenden Symbolen als Option erhalten. Eine spezielle API erlaubt es nun unter Windows, die Taskleisten-Sprunglisten per Makro flexibel zu bestücken – etwa mit Befehlskürzeln.

Unter Windows 10/11 ist das aufklappende Menü unter dem Anwendungssymbol durch eigene Makros in Star Basic oder Python erweiterbar, um dort eigene Punkte unterzubringen.

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Zu den Fortschritten, die alle Ausgaben der Version 7.4 betreffen, gehört eine schnellere Verarbeitungen von Text-Layout-Informationen, um die sich nun der Cache kümmert. Das Problem der redundanten und damit sehr langsamen Layout-Berechnung beim Einlesen von Dokumenten und PDF-Exporten war ein lange bekanntes Manko. Die Document Foundation hatte dazu noch Ende 2021 eine Ausschreibung ins Leben gerufen.

Alle Programme der Office-Suite haben zudem Unterstützung für zwei weitere Bildformate erhalten: WebP sowie die Microsoft-Formate EMZ/WMZ stehen bei Import- und Export-Funktionen bereit. Alle Änderungen listen wie immer akribisch die Release Notes zur neuen Ausgabe auf.

Anwender, die zuvor schon das Language Tool zur Rechtschreib- und Grammatikprüfung als hinzugefügte Erweiterung nutzten, können einen Check über eine REST-API aktivieren: Die Spracheinstellungen erlauben dazu die Angabe einer Serveradresse, damit hier auch ein selbstgehosteter Language-Tool-Server ansprechbar ist.

LibreOffice Writer kann einen Remote-Check aktivieren, gibt aber keine URL vor. Es funktionieren an dieser Stelle auch selbstgehostete Instanzen des Language Tool.

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Eine erweiterte Textflusskontrolle steuert, wie Absätze um Rahmen sowie Grafikobjekte laufen, und ist von Microsoft Word inspiriert. Auch bei der Anzeige von Klickboxen, Auswahlfeldern und Eingabefelder für Daten aus Microsoft-Word-Dateien kann der Writer jetzt mithalten und diese anzeigen.

In Calc ist die Zahl der maximal möglichen Spalten erheblich erhöht – von 1024 auf 16384, was ebenfalls die Kompatibilität mit sehr umfangreichen Excel-Dateien verbessert. Eine höhere Geschwindigkeit verspricht LibreOffice 7.4 beim Einlesen von großen CSV-Dateien, wie sie etwa bei Datenbank-Dumps entstehen. Calc öffnet laut der Entwickler eine CSV-Testdatei mit 170 MB Umfang nun in einer Minute anstatt in acht.

Unter dem Summen-Symbol in der Tabellenkalkulation Calc versammeln sich jetzt sechs weitere, häufig gebrauchte Funktionen, um diese auf markierte Zellen anzuwenden.

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Auch oberflächlich gibt es in der Tabellenkalkulation gelungene Verbesserungen: Die individuell eingestellte Feldgröße zur Formelbearbeitung speichert Calc jetzt als Eigenschaft mit in einem ODS-Dokument. Und das Drop-Down-Menü "Autosum" für den schnellen Zugriff auf Formeln, ist um sechs Einträge erweitert, um flott Funktionen auf eine markierte Reihe oder Spalte von Zellen anzuwenden.

Während LibreOffice für Linux schon mit Version 7.2 einen konsistenten "Dark Mode" samt passenden Anwendungsfarben bot, kommt dieser jetzt etwas verspätet in die Windows-Version. Erstmals geplant war die Unterstützung von dunklen Farben unter Windows schon zu LibreOffice 6.2. Allerdings ist dieser Anzeigemodus noch experimentell und folgt nicht automatisch den bereits getroffenen Windows-Einstellungen. Aktuell wartet der Dunkelmodus noch darauf, dass in den Optionen unter "Erweitert" die experimentellen Funktionen aktiviert sind. Die Farben der Editorfenster schalten sich nicht automatisch um, aber in der Option "Anwendungsfarben" gibt es passend dazu das Schema "LibreOffice Dark" und invertierte Symbolstile.

Der WebAssembly-Port von LibreOffice 7.4 von Allotropia ist in einer frühen Alpha-Phase. Der WASM-Quellcode wird lokal im Browser kompiliert und ausgeführt.

(Bild: Screenshot/Wolski)

In einer frühen Alpha-Phase ist eine Portierung von LibreOffice 7.4 nach WebAssembly (WASM), unter Verwendung des Qt-Toolkits. Es handelt sich dabei zwar um kein offizielles Projekt der Document Foundation (TDF) sondern stammt von der Firma Allotropia. Diese beteiligt sich aber regelmäßig an der Weiterentwicklung von LibreOffice und ist auch im Vorstand der TDF vertreten. Anders als LibreOffice in der Cloud, das etwa von Collabora mit CODE vorangetrieben wird, stellt dieser Port den Writer in einem Webbrowser dar, lädt dazu rund 300 MB an Daten herunter und startet die kompilierte Anwendung dann lokal.

(emw)