Update für Audacity: Echte Konkurrenz zu kommerzieller Audio-Software

Update 3.2 bringt Echtzeiteffekte in das Open-Source-Tool Audacity. Zudem unterstützt es jetzt Apples Silicon-Chips nativ.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 21 Kommentare lesen

(Bild: Andrey VP/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Ein Minor Release beschert der Audio-Software Audacity einige große Neuerungen. In der kostenlosen Open-Source-Software halten mit Version 3.2 Echtzeit-Effekte Einzug. Außerdem läuft das Programm nun auch nativ auf Apples Silicon-Macs.

Die Einführung von Echtzeit-Audio-Effekten rückt das Open-Source-Urgestein Audacity vom Funktionsumfang her ein ganzes Stück näher an Bezahl-DAWs (Digital Audio Workstations) wie Ableton und Logic. So formuliert auch die Pressemitteilung der neuen Besitzer von Audacity, der Muse Group, die neue Zielsetzung, dass man das Update als "großen Schritt in Richtung einer Transformation von Audacity in eine DAW" verstehen solle.

Die in Audacity von Haus aus zur Verfügung stehenden Effekte sind allerdings nicht echtzeitfähig. Der Entwickler listet auf einer Wiki-Seite aber verfügbare kostenlosen Plugins etablierter Anbieter, die die Fähigkeit besitzen. Auf dem Test-Mac der Redaktion funktionierten die von Apple vorinstallierten Audio-Plugins im AU-Format (Audio Unit) in Audacity 3.2 direkt vom ersten Start weg problemfrei.

Die neuen Echtzeit-Effekte (linke Bildhälfte) – hier AU-Plugins von Apple – funktionierten im iX-Testlauf auf einem M1-MacBook problemlos.

Neben den bereits genannten AU-Plugins und dem inzwischen in die Jahre gekommenen VST-Standards unterstützt Audacity 3.2 auch virtuelle Instrumente und -Effekte des aktuelleren VST3-Standards (Virtual Studio Technology).

Außerdem läuft Audacity knapp zwei Jahre nach dem initialen Release von Apples M1-Chip nun auch nativ auf der ARM-Hardware der Silicon-Reihe des Herstellers.

Mit den Änderungen im Effekt-Bereich halten auch Anpassungen am Audacity-GUI Einzug. Ein neuer "Effekte"-Button ergänzt die Optionen neben den einzelnen Audiospuren und ermöglicht in einem Submenü das Hinzufügen der Echtzeit-Effekte. Kleinere Anpassungen betreffen das Verschmelzen der Mixer- und der Meteranzeige und erneuerte Icons.

Eine neue "Audio teilen"-Funktion ermöglicht es Nutzern zudem, das Aufgenommene direkt aus Audacity auf die Plattform audio.com hochzuladen. Die Webplattform ist ein Projekt der Muse Group, die auch Audacity im Mai 2021 übernommen hatte. Es folgten äußerst kontrovers diskutierte Änderungen der Privatsphäre-Richtlinien, die kurz darauf zwar wieder zurückgenommen wurden, aber dennoch in einer Vielzahl von Forks, unter anderem dem Projekt Tenacity, mündeten.

Der Upload der Testaufnahme auf die neue Plattform audio.com scheint erfolgreich – auch wenn wir den Upload der obligatorischen "Hallo, Hallo, Test, Test"-Audiospur an diesem Punkt nicht finalisierten.

Die gesamte Liste der Änderungen listet das Audacity-Team in den Release Notes. Audacity 3.2 steht auf der Webseite des Open-Source-Projekts für Windows, Mac und Linux zum Download bereit.

  • Audacity: Download schnell und sicher von heise.de
Update

Missverständlichen Abschnitt zu den Echtzeit-Effekten in Audacity präzisiert und Link zur Pressemitteilung der Muse Group ergänzt.

(jvo)