Neue Zweifel an Sensationsfund: Doch kein flüssiges Wasser am Südpol des Mars?

2018 hatte eine ESA-Sonde Reflexionen gesehen, die auf flüssiges Wasser unter dem Südpol des Mars hindeuteten. Nun gibt es eine weitere alternative Erklärung.

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Der Südpol des Mars

(Bild: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO)

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An dem überraschenden Fund möglicher Seen unter der Oberfläche des Mars gibt es neue Zweifel. Einer aktuellen Forschungsarbeit zufolge können die Messergebnisse auch mit einer bestimmten Staffelung der Schichten aus Eis und Gestein erklärt werden, flüssiges Wasser wäre dafür nicht nötig. Vorgestellt haben die jetzt drei Planetenwissenschaftler der Universität Cornell. Anhand von Computersimulationen hat das Team demnach zeigen können, dass die gefundenen Reflexionen allein durch Interferenzen zwischen geologischen Schichten erzeugt werden können.

Zusammen mit anderen aktuellen Arbeiten verstärkte ihre Arbeit die Zweifel an dem 2018 vermeldeten Fund von flüssigem Wasser unter der Marsoberfläche, erklären die Forscher. Eigentlich habe es davor als sicher gegolten, dass es auf dem Mars überall zu kalt für flüssiges Wasser ist. Aber die mit dem Radar der ESA-Raumsonde Mars Express gefundenen Reflexionen existierten nun mal und bräuchten eine Erklärung, meint Studienleiter Dan Lalich. Deswegen haben er und sein Team Radarreflexionen verschiedenartiger Schichten aus Atmosphäre, Wasser- und Kohlenstoffdioxideis sowie Basalt simuliert.

Herausgefunden haben sie dabei, dass es für die Stärkte der Reflexionen weniger wichtig ist, wie die Schichten zusammengesetzt sind, als ihre jeweilige Stärke und Distanz zueinander. "Wir haben nachgewiesen, dass es möglich ist, helle Reflexionen ohne flüssiges Wasser zu erzeugen", erklärt Lalich. Ihre Arbeit widerlege die mögliche Existenz von flüssigem Wasser aber nicht, die neue Hypothese passe aber besser zu den Beobachtungen. Der Planetenforscher hält es für wahrscheinlich, dass nur Bohrungen vor Ort eine abschließende Antwort liefern können. Die Forschungsarbeit wurde im Fachmagazin Nature Astronomy veröffentlicht.

Ob es auf dem Mars (flüssiges) Wasser gibt, gehört zu den wichtigsten der aktuellen Planetenforschung. Um sie zu beantworten, sammeln viele Sonden und Rover vor Ort Daten. Bislang gilt es als sicher, dass es auf dem Roten Planeten einst flüssiges Wasser gegeben hat, aber daran wurden schon Zweifel angemeldet. Nach dem spektakulären Fund von Mars Express im Jahr 2018 kam dann die Möglichkeit hinzu, dass es dort noch immer flüssiges Wasser gibt. Weitere Forschungsarbeiten hatten daran bereits Zweifel geschürt, aber auch Arbeiten, die die Interpretation der Daten stützen, gab es schon.

(mho)