Twitter platziert Werbung auf Kinderporno-Accounts: Werbekunden laufen Sturm

Unternimmt Twitter genug im Kampf gegen Kinderpornografie? Nicht genug, sind sich Werbekunden einig und stellen ihre Werbung auf Twitter ein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen
Twitter,Company,Logo,On,The,Smartphone,Screen,In,A,Dark

(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Werbetreibende auf Twitter wie Disney, Coca-Cola, Dyson, Forbes und Mazda haben ihre Werbekampagnen ausgesetzt oder ihre Anzeigen auf Twitter zurückgezogen, weil sie neben Tweets im Zusammenhang mit Kinderpornografie zu sehen waren. Dies berichtet Reuters am Donnerstag. Insgesamt sollen mehr als 30 Werbetreibende betroffen gewesen sein.

Anzeigen der Unternehmen auf Twitter-Accounts seien angezeigt worden, die auf kinderpornografische Inhalte verlinkten, berichtet Rezters. Die Cybersicherheitsgruppe Ghost Data hatte rund 500 Konten ermittelt, über die über einen Zeitraum von 20 Tagen im September kinderpornografisches Material geteilt oder darüber angefordert wurde. Eine Überprüfung von Reuters ergab, dass mehrere Dutzend der beanstandeten Konten online geblieben waren.

Reuters übermittelte zunächst 20 der Konten an Twitter, die der Dienst dann zusammen mit 300 weiteren entfernte. Etwa 100 sollen nach Angaben von Ghost Data aber unentdeckt geblieben sein. Reuters sendet daraufhin die komplette Liste der Accounts, woraufhin der Microblogging-Dienst sie wegen Regelverletzungen entfernte. Twitter habe die Werbetreibenden dann informiert, "dass Anzeigen innerhalb von Profilen liefen, die mit dem öffentlichen Verkauf oder der Aufforderung zum sexuellen Missbrauch von Kindern zu tun hatten".

Die Werbetreibenden verurteilten unisono die Vorkommnisse und forderten, wie etwa Forbes, Twitter dazu auf, "dieses Problem so schnell wie möglich zu beheben". Zudem wolle Forbes seine Werbung bei Twitter einstellen. Auch Mazda und Disney schlossen sich dem Vorgehen an. Disney bezeichnete die Inhalte der kinderpornografischen Tweets als "verwerflich" und teilte mit, ihre Werbekampagnen auf allen digitalen Plattformen dahin gehend überprüfen zu wollen, in welchem Zusammenhang ihre Werbeanzeigen dort sichtbar sind, heißt es von Reuters.

Auf Twitter wirft dieser Vorfall kein gutes Licht im Hinblick auf die Bekämpfung von Kinderpornografie. Ghost Data hatte seine Untersuchung als Versuch angestoßen, um herauszufinden, wie gut die Fähigkeit von Twitter ist, solches Material zu entfernen, heißt es in dem Reuters-Bericht. Offensichtlich gibt es hier noch deutlichen Verbesserungsbedarf.

Bereits im Februar 2021 hatten Twitter-Mitarbeitende bemängelt, dass der Dienst mehr gegen Material, das Kinder ausbeutet, unternehmen müsse. Es sei notwendig, mehr in Techniken zu investieren, die diese Inhalte massenhaft erkennen und löschen können.

Twitter kündigte eine Untersuchung der jüngsten Ereignisse an. Twitter habe "null Toleranz gegenüber der sexuellen Ausbeutung von Kindern". Der Dienst wolle mehr Ressourcen investieren und neue Mitarbeiter einstellen, um eine Lösung zu finden, dass solche Accounts und Inhalte schnellstmöglich von der Plattform verschwinden.

Mit den betroffenen Werbepartnern wolle das Unternehmen sprechen, die Situation gemeinschaftlich bewerten und etwas tun, um künftig eine Wiederholung ausschließen zu können.

Twitter erzielt etwa 90 Prozent seiner Gesamteinnahmen aus Werbung, die an die etwa 237 Millionen aktiven täglichen Nutzer ausgespielt werden. Werbung ist also für Twitter von existenzieller Bedeutung. Zuletzt musste Twitter einen Rückgang bei den Werbeeinnahmen hinnehmen.

(olb)