Elon Musks private Kommunikation: Springer-Chef Döpfner empfahl Twitter-Kauf

Im Rechtsstreit mit Twitter sind hunderte private Nachrichten Elon Musks publik geworden. Sie lassen hinter die Kulissen des versuchten Twitter-Kaufs blicken.

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(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Schon Tage bevor der Elon Musk öffentlich gemacht hat, dass der Twitter übernehmen will, wurde ihm der Schritt hinter den Kulissen nahegelegt, unter anderem auch vom Vorstandsvorsitzenden des deutschen Medienkonzerns Axel Springer SE, Matthias Döpfner. Das geht aus umfangreicher privater Kommunikation Musks hervor, die im Rahmen der gerichtlichen Auseinandersetzung über die Absage der geplanten Übernahme jetzt öffentlich geworden sein. Döpfner hat ihn demnach am 30. März gefragt: "Warum kaufst du Twitter nicht? Wir kümmern uns darum und machen daraus eine wahre Plattform für Meinungsfreiheit". Musk hat lediglich geantwortet: "Interessante Idee." "Ich meine das ernst", kam von Döpfner zurück: "Das ist zu schaffen. Wird Spaß machen."

Der auf Twitter äußerst aktive Musk hatte am 25. März mit einer dort erstellten Umfrage für Aufsehen gesorgt, in der es darum ging, ob Twitter die Meinungsfreiheit hochhalte. Daraufhin hatte er den jetzt öffentlich gewordenen Direktnachrichten zufolge eine Diskussion mit Twitter-Gründer Jack Dorsey, außerdem wurde angestoßen, dass Musk in den Verwaltungsrat einzieht. Kurz darauf folgte dann der Austausch von Direktnachrichten mit Döpfner. Nachdem die Direktnachrichten zwischen Musk und Twitter-CEO Parag Agrawal zu dieser Zeit noch recht freundlich waren, ist die Stimmung offenbar gekippt, als Musk auf Twitter gefragt hat, "Stirbt Twitter". Damit helfe er dem Konzern nicht, meinte Agrawal. Musk fragte umgehend zurück: "Was hast du diese Woche geschafft?" und "Ich komme nicht in den Verwaltungsrat. Das ist Zeitverschwendung."

Döpfner hatte genaue – und sehr ausführliche – Vorstellungen.

(Bild: Screenshot)

Zu diesem Zeitpunkt scheint Musk sich entschieden zu haben, Twitter ganz übernehmen zu wollen. Öffentlich gemacht hat er das dann wenige Tage später. An den Salesforce-CEO Bret Taylor, der auch in Twitters Verwaltungsrat sitzt, hat er geschrieben, "drastische Maßnahmen sind nötig". Durch Gespräche mit Agrawal könne Twitter nicht repariert werden. Kurz darauf hat sich auch Döpfner nochmal bei Musk gemeldet und ihm geschrieben, dass der Chefredakteur der Springer-Zeitung "Die Welt" Twitter verlässt und wie seine Kritik genau der Musks entspreche. Das würde er sehr gerne besprechen. Für Ulf Poschardt war das jedenfalls nicht der erste Abschied, er ist auch schon längst wieder zurück auf der Plattform.

Abgesehen davon geht es in dem privaten Austausch oft um die Pläne, die Musk oder seine Gesprächspartner für Twitter haben. Später hat der US-Milliardär dann damit begonnen, Geldgeber für die Übernahme zu suchen. Der Oracle-Chef Larry Ellison etwa bietet an, "eine Milliarde … oder was auch immer du vorschlägst", beizutragen. Musk schlägt ihm zwei Milliarden US-Dollar vor. Erst Anfang werden dann die Zweifel von Musk deutlich, am 8. Mai hat er den Tech-Banker Michael Grimes bei Morgan Stanley aufgefordert, angesichts der Ereignisse in der Ukraine ein paar Tage zu warten: "Es hat keinen Sinn, Twitter zu kaufen, wenn wir auf den Dritten Weltkrieg zusteuern." Anfang Juli hat er dann öffentlich gemacht, Twitter nicht mehr kaufen zu wollen.

Die Dokumente sind jetzt im Rahmen des Rechtsstreits öffentlich geworden, den Twitter und Musks Anwälte inzwischen ausfechten. Beide Seiten werfen sich vor, vertragsbrüchig geworden zu sein. Musk erhob anfangs in erster Linie den Vorwurf, das Unternehmen habe inkorrekte Statistiken über unechte Profile und Spam verbreitet – dabei wollte er genau dieses Problem lösen. Inzwischen hat er auch versucht, die Vorwürfe eines hochrangigen Twitter-Whistleblowers und den Umgang des Konzerns mit dem Ex-Sicherheitschef als Grund für eine Abkehr von der Übernahme vorzubringen.

(mho)