Vodafone-CEO Nick Read tritt zum Jahresende ab

Die Anleger der Vodafone Group werden nervös und wollen schneller Ergebnisse der Konzernstrategie sehen. Dafür soll nun übergangsweise die Finanzchefin sorgen.

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Die Vodafone-Gruppe sucht einen neuen Chef. Der bisherige CEO Nick Read gibt seinen Posten überraschend zum Jahresende auf. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Finanzchefin Margherita Della Valle vorübergehend die Führung des Unternehmens, teilte Vodafone am Montag in London mit.

Die Entscheidung sei von Read und dem Aufsichtsrat einvernehmlich getroffen worden, heißt es weiter. Read, der seit 2001 für Vodafone tätig ist, werde dem Unternehmen noch bis März als Berater zur Verfügung stehen. Zuletzt war Read im Vorstand für die Finanzen zuständig, ehe er 2018 den Chefposten von Vittorio Colao übernahm.

"Ich bin mit dem Aufsichtsrat übereingekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um an eine neue Führung zu übergeben, die auf Vodafones Stärken aufbauen und die vor uns liegenden erheblichen Chancen ergreifen kann", wird Read in der Mitteilung des Unternehmens zitiert.

Della Valle und ein möglicher Nachfolger sollen die Umsetzung der Konzernstrategie beschleunigen, um die operative Leitung und den Wert für Anleger zu verbessern. Vodafone war laut einem Bericht der Financial Times zuletzt unter Druck von Aktionären geraten, die eine Neuordnung des Konzerns und den Verkauf unrentabler Tochtergesellschaften forderten. Der Aktienkurs der Vodafone Group ist im Laufe des Jahres um knapp ein Fünftel gesunken. Seit Reads Amtsübernahme im Oktober 2018 ist der Kurs von 1,86 Euro auf derzeit 1,07 Euro gesunken.

Erst Mitte November hatte Read die Prognose für das Geschäftsjahr senken müssen und verwies dabei erneut auf die enttäuschende Geschäftsentwicklung in Deutschland. Die Deutschlandtochter steuert rund 30 Prozent des Konzernumsatzes bei, blieb aber zuletzt hinter den Erwartungen der Anleger und der Konzernzentrale zurück. Der Rücktritt von Deutschlandchef Hannes Ametsreiter zum Sommer erfolgte auch vor dem Hintergrund der wachsenden Ansprüche aus London.

Vodafone Deutschland hatte in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres bei stagnierendem Serviceumsatz einen Rückgang des operativen Ergebnisses um 7,4 Prozent zu verkraften. Den um gut 2 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro gestiegenen Gesamtumsatz rechnet das Unternehmen vor allem dem Hardwaregeschäft zu. Den Umsatzrückgang im Festnetz begründete Vodafone mit neuen gesetzlichen Regeln, die eine Kündigung erleichtern.

Read hatte zuletzt versucht, die Konzernstruktur zu verschlanken, und für die Landestöchter in Spanien, Italien, Portugal und Großbritannien Käufer oder Partner gesucht. Nach Verhandlungen mit dem spanischen Netzbetreiber MásMóvil über eine Fusion entschieden sich die Spanier für den französischen Konkurrenten Orange. In Großbritannien laufen unterdessen die Gespräche über eine Fusion mit Three; ein Abschluss wird noch in diesem Jahr erwartet.

Erfolgreicher war die Suche nach Investoren für die Funkturmtochter Vantage Towers, die Vodafone 2019 ausgegliedert und im vergangenen Jahr an die Börse gebracht hatte. Im November waren die institutionellen Anleger KKR und Global Infrastructure Partners (GIP) eingestiegen und übernahmen knapp die Hälfte an Vantage Towers.

(vbr)