Filter für Waschmaschinen: 2.000 Mikroplastik-Fasern pro Kleidungsstück abfangen

Bis Ende 2024 soll ein rechtsverbindliches UN-Abkommen gegen Plastikmüll stehen. Doch für Mikroplastik gibt es bereits schnellere Lösungen.

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Schild Ortsende "Plastik", Ortsbeginn "Umwelt" dahinter Plastikmüll

(Bild: dpa, Armin Weigel/Archiv)

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Zum ersten Mal haben sich die Länder der Welt zusammengesetzt, um über eine Eindämmung von Plastikmüll zu sprechen. Die erste von fünf geplanten Verhandlungsrunden ging Anfang Dezember in Uruguay zu Ende. Ziel ist ein rechtsverbindliches UN-Abkommen bis Ende 2024.

Ein Abschlusstext wurde in Uruguay noch nicht veröffentlicht. Aber laut der Naturschutzorganisation WWF haben sich immerhin 140 der knapp 200 teilnehmenden Staaten für ein "starkes Abkommen mit spezifischen und globalen Regeln" ausgesprochen. Die sei ein "ermutigendes Signal". Einige Industrie- und Erdöl-Förderländer versuchten laut WWF jedoch, das Abkommen zu "verwässern" und "auf nationale und teils freiwillige Maßnahmen" zu beschränken.

Plastikmüll verursacht rund ein Viertel der Mikroplastik-Belastung in Wasser, Luft und Boden, weil größere Plastikteile nach und nach zu Mikroplastik zerrieben werden. "Selbst wenn wir ab sofort kein Plastik mehr in die Umwelt werfen würden, würde die Menge an Mikroplastik in den Meeren noch Jahrzehnte weiter wachsen", sagte die Meeresbiologin Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut.

Größte Quelle von "primärem Mikroplastik" – das nicht erst durch Zerfall entsteht, sondern direkt als kleine Partikel in die Umwelt gelangt – ist der Abrieb von Autoreifen. Besonders hoch ist er bei schweren, drehmomentstarken Elektroautos. Die kommende Abgasnorm Euro 7, die auch für Elektroautos gilt, soll deshalb auch Reifen- und Bremsenabrieb erfassen. Technische Lösungen, den so erzeugten Feinstaub aufzufangen, gibt es bereits. Sie sind aber weitaus aufwendiger als ein Filter im Auspuff, wie ein Prototyp des DLR zeigt.

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Eine weitere Quelle menschengemachten Mikroplastiks ist das Waschen von Synthetik-Textilien aus Polyester, Acryl, Nylon oder Elastan. "Die Fasern, die sich dabei abreiben – typischerweise um die 2.000 Fasern pro Kleidungsstück und Wäsche – gelangen ungehindert in unsere Kläranlagen und in der Folge zum Teil in den Klärschlamm und zum anderen Teil in unsere Gewässer", sagt Professor Johannes Steinhaus von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. "Der Grund ist, dass sich die Fasern aufgrund ihrer Größe schlecht aus dem Abwasser filtern lassen. Da Klärschlämme auch gerne als Dünger auf Ackerflächen ausgetragen werden, kann man davon ausgehen, dass ein Großteil dieser Fasern in der Umwelt landet.“

Abhilfe sei relativ einfach: "Das Ärgerliche daran ist, dass man einfach nur alle Waschmaschinen mit einem Filtersystem ausstatten müsste", sagt Steinhaus. "Da die Waschmaschinenhersteller das aber nicht in vorauseilendem Gehorsam machen möchten – ein Nachrüstfilter kostet zirka 80 Euro – müssten da gesetzliche Auflagen her. Am besten EU-weit." Es gibt allerdings weitere Abhilfen, mit weniger Aufwand: etwa spezielle Wäschebeutel für Kunstfaser-Textilien.

(grh)