Twitter: Betten in Firmenzentrale aufgestellt, Baudezernat ermittelt

In Konferenzräumen von Twitter wurden Betten aufgestellt, auch Sofas wurden zu Schlafmöglichkeiten. Die Stadt San Francisco ermittelt wegen möglicher Verstöße.

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(Bild: InFootage.com/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Unter dem neuen Twitter-Chef Elon Musk wurden in der Zentrale des Unternehmens in San Francisco offenbar Konferenzräume zu Schlafzimmern gemacht, damit Angestellte dort übernachten können. Fotos, die der BBC zugespielt wurden, sollen Räume in der Twitter-Zentrale zeigen, in denen Betten aufgebaut und Sofas mit Bettdecken ausstaffiert wurden. Sogar Berichte über einen Wandschrank und eine aufgestellte Waschmaschine gibt es. Alles erinnere an Hotelzimmer.

Städtische Behörden haben laut dem San Francisco Chronicle bereits eine Untersuchung eingeleitet, weil die Einrichtung von Übernachtungsmöglichkeiten gegen Vorschriften verstoßen könnte. Für Wohngebäude gelten andere Bauvorschriften, auch wenn es nur um Kurzzeitaufenthalte geht, erklärte ein Sprecher der Bauaufsicht. Musk selbst hat die Untersuchung bereits kritisiert, die Betten seien für "müde Angestellte".

Musk hat Twitter Ende Oktober übernommen und danach Tausende Angestellte entlassen. In einem Ultimatum hatte es geheißen, man solle nur bei dem Unternehmen bleiben, wenn man Arbeitsbedingungen akzeptiere, die "extrem hardcore" seien. Die Berichte über Betten in den Räumlichkeiten deuten nun an, was er damit meinte. Mehreren Quellen der BBC zufolge hat Musk seit der Übernahme regelmäßig in dem Bürogebäude übernachtet. Es liegt nahe, dass Musk von den Angestellten erwartet, es ihm gleichzutun. Schon kurz nach der Übernahme war online das Foto einer Produktmanagerin geteilt worden, die auf einer Matratze in einem Schlafsack in einem Konferenzraum von Twitter schläft.

Elon Musk selbst hat in einem Tweet jetzt kritisiert, dass die Stadt Firmen dafür angreife, dass sie für müde Angestellte Betten bereitstellen und sich nicht darum kümmere, dass Kinder vor Drogen sicher seien. Der kalifornische Senator Scott Wiener, der San Francisco vertritt, sieht das anders. Der BBC sagte er, es sei klar, dass Musk Menschen egal seien: "Die Menschen, die für ihn arbeiten, kümmern ihn nicht." Musk selbst hat in einem inzwischen gelöschten Tweet behauptet, er werde so lange im Hauptquartier schlafen, bis die Firma "repariert" ist.

Dem San Francisco Chronicle zufolge hat Twitter für das Gebäude einen Mietvertrag abgeschlossen, der gekündigt werden darf, wenn die Räumlichkeiten untervermietet werden, um beispielsweise Schlafgelegenheiten anzubieten. Aus dem Vertrag gehe aber nicht hervor, ob Twitter selbst solche Schlafgelegenheiten anbieten darf. Twitter war einst mit Steuervorteilen gezielt in ein weniger prosperierendes Viertel San Franciscos gelockt worden, um das Gebiet aufzuwerten. Das Projekt gilt seit Längerem als Erfolg, die Nachfrage nach Immobilien dort ist deutlich gestiegen.

Erst am Dienstag hat Twitter dem Zeitungsbericht zufolge einen Vertrag mit den Hausmeistern gekündigt. Die seien gewerkschaftlich organisiert und hätten zuvor gestreikt, hatte die California Labor Federation öffentlich gemacht. Insgesamt geht es demnach um 87 Personen.

(mho)