Digitalgipfel: Das Schaulaufen der Förderprojekte

Der Digitalgipfel findet erstmalig unter der Ampelkoalition statt. Eine wichtige Frage: Wie Daten in Zukunft sinnvoll aufbereitet und genutzt werden können.

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(Bild: ktsdesign/Shutterstock.com)

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Von
  • Falk Steiner
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Der Digitalgipfel findet erstmals unter der Ampelkoalition und damit ohne Angela Merkel statt. Früher IT-Gipfel genannt, existiert das von Digitalwirtschaft und Bundesregierung getragene Format seit 2006. Insbesondere die Frage, wie Daten künftig sinnvoll aufbereitet und genutzt werden können, spielte eine große Rolle am ersten Tag. Bevor sich morgen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigen, gehörte der erste Tag verschiedenen Projekten.

Eines davon ist Catena-X: Mittels eines eigenen Datenökosystems für die Automobilwirtschaft soll ein vernetzter Datenraum wesentliche Daten über Teilprodukte und Dienstleistungen in föderal organisierter Architektur zur Verfügung stellen.

Das Projekt soll dabei so etwas wie ein Schweizer Taschenmesser für die Industrie werden: Daten zu Lieferverfügbarkeiten, dem ökologischen Fußabdruck, digitalen Zwillingen von Vorprodukten, Produkten oder Dienstleistungen – für all solche geschäftskritischen oder regulatorisch angeforderten Daten soll Catena-X den Standard setzen. Genau diese Breite ist aber bislang das Problem: Bislang wurde noch nicht klarer umrissen, wie das über Powerpoint-Präsentationen hinaus genau gelingen soll.

Mit 110 Millionen Euro soll das Projekt, an dem namhafte Automobilhersteller und Zulieferer beteiligt sind, gefördert werden. Allerdings, sagt Oliver Ganser, Vorstand von Catena-X, gebe es noch einige Hürden: "Der letzte Schritt fehlt bislang – es anwenden zu können. Verträge und Betriebsumgebungen." Dass vielleicht gute, aber wolkige Ideen allein nicht reichen werden, formulierte die parlamentarische Staatssekretärin im BMWK Franziska Brantner. Man könne von der politischen Seite viel tun, "am Ende zählt es aber, dass die Unternehmen mitmachen", so Brantner.

Nicht das einzige Problem dieser Art: Regulierung, Strategiepapiere, Förderungen und gute Absichten ergeben noch keine erfolgreiche Digitalisierung. Die Beteiligten der Auftaktveranstaltung beschäftigte, wie das alles zusammengeht – die Hoffnung ist dennoch groß. Sören Bergner, im Bundesinnenministerium zuständig für das Beschaffungswesen, stellte das Projekt "Datenservice öffentlicher Einkauf" vor. Denn das Beschaffungswesen, also die Vergabe von Aufträgen durch Bund, Länder und Kommunen, wird grundsätzlich dezentral organisiert.

Das bringt auch mit sich, dass die Übersicht fehlt: "Wir haben Schwierigkeiten in der Vorschau und in der Rückschau, weil diese Daten nicht verfügbar sind", so der BMI-Unterabteilungsleiter Bergner. Es gehe um die Bereitstellung auf der einen Seite für die Verwaltung, zum anderen aber auch für die Anbieter für die öffentliche Hand. Allerdings sei die Softwarelandschaft der öffentlichen Hand zersplittert. Teils würden auch aufgrund der Komplexität auf Ausschreibungen der öffentlichen Hand kaum oder nur wenige Angebote abgegeben. Beides solle mit dem "Datenservice Öffentlicher Einkauf" damit verbessert werden, dass standardisierte Schnittstellen geschaffen würden.

Dadurch würden die Reichweite der Ausschreibungen verbessert und die Teilnahme vereinfacht. Das Zentrum für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz (ZVKI) soll sich künftig damit auseinandersetzen, wie vertrauenswürdig und erklärbar KI sein kann. KI habe Milliarden von Parametern heutzutage – und alles Verfügbare werde zum Trainieren von Algorithmen verwendet, so Gerhard Wunder von der Freien Universität Berlin, einem der ZFKI-Projektpartner. Das habe auch Einfluss auf die Ergebnisse, die KI-Systeme produzieren oder reproduzieren. Daher brauche es Werkzeuge, die Entscheidungen erklären können, und Sicherungsmechanismen für die ordnungsgemäße Funktionalität der KI.

Ein Problem seien ungleich verteilte Trainingsdaten für KI – aber auch, dass es den Systemen keine "Grundwahrheiten" mitgegeben würden. Warum Explainable AI eine besonders relevante Rolle spielen würde, erläuterte Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Umwelt- und Verbraucherministerium: Nur zwei von zehn Verbraucherinnen fühlten sich derzeit ausreichend über KI informiert. Das soll das Zentrum für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz nun unter anderem mit Instagram-Videos ändern. Damit solle aber nicht die Regulatorik ersetzt werden, die derzeit auf EU-Ebene mit der KI-Verordnung auf die Zielgerade einbiegt. Insgesamt sehr schwierige Verhandlungen mit den anderen EU-Staaten seien dies bislang gewesen, berichtete die Staatssekretärin – im Trilog zwischen Europaparlament, Rat der Mitgliedstaaten und der Kommission wolle man darauf hinwirken, Verbraucher schützende Normen weiter zu stärken.

(mack)