Gefährlicher als gedacht: Asteroiden aus Geröll überraschend schwer zu zerstören

Neben monolithischen Asteroiden gibt es auch welche aus Geröll. Wie alt die werden können, war bislang unklar. Nun gibt es eine überraschende Antwort.

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Künstlerische Darstellung des Geröllasteroiden Itokawa

(Bild: Curtin University)

Lesezeit: 3 Min.

Aus vergleichsweise losen Ansammlungen von Geröll bestehende Asteroiden sind für die Erde offenbar eine deutlich größere Gefahr als bislang angenommen. Das haben Analysen ergeben, die an der australischen Curtin University an Gesteinsproben der japanischen Weltraumsonde Hayabusa 1 vorgenommen wurden. Die stammen von dem Asteroiden Itokawa und haben demnach gezeigt, dass der um Größenordnungen älter ist, als vorher vermutet wurde. Der Himmelskörper sei das Ergebnis einer Kollision vor 4,2 Milliarden Jahren. Diese "erstaunlich lange Überlebenszeit" habe deutlich gemacht, wie schwer nur aus Geröll bestehende Asteroiden zu zerstören sind. Das habe Konsequenzen für mögliche Maßnahmen, sollte solch ein Objekt einmal auf die Erde zurasen.

Bislang habe man nicht gewusst, wie alt solche Asteroiden werden können, das habe aber etwa Folgen für die Schätzungen zu ihrer Verbreitung im Sonnensystem, erklärt das Team. Bei monolithischen Asteroiden, also massiven Gesteinsbrocken, gehe man davon aus, dass sie im Asteroidengürtel lediglich einige Hundert Millionen Jahre alt werden können. Angesichts des Alters der Erde und des Sonnensystems ist das nicht sehr viel. Dass der Geröllasteroid Itokawa aber fast so alt ist, wie das Sonnensystem und damit um Größenordnungen älter als die monolithischen Asteroiden, sei eine völlige Überraschung gewesen. Die Forschungsarbeit wurde in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

"Kurz gesagt, haben wir herausgefunden, dass Itokawa einem riesigen Weltraumkissen gleicht, das sehr schwer zu zerstören ist", fasst Forschungsleiter Fred Jourdan die Erkenntnisse zusammen. Anders als ein massiver Gesteinsbrocken – als die man sich Asteroiden gemeinhin vorstellt – könne solch ein "Schutthaufen-Asteroid" einschlagende Objekte regelrecht absorbieren. Etwa die Hälfte des Asteroiden besteht aus Hohlräumen, erklärt das Team. Wenn aber kleine Objekte wie etwa andere Asteroiden diese riesigen Geröllansammlungen nicht zerstören können, dann hätten auch bislang diskutierte Konzepte zur Asteroidenabwehr geringere Erfolgsaussichten, erklärt das Team die Bedeutung des Fundes.

Sollte in Zukunft ein Asteroid entdeckt werden, der für die Erde eine Gefahr darstellt, dachte man bislang, dass man ihn mithilfe einer einschlagenden Sonde so weit ablenken könnte, dass er die Erde verfehlt. Ein erfolgreicher Test dieses Konzepts hat erst vor wenigen Monaten mit der NASA-Sonde Dart stattgefunden. Bei porösen Asteroiden wie Itokawa könnte das aber scheitern, weil nur vergleichsweise wenig kinetische Energie übertragen wird, erklärt das Forschungsteam. Gleichzeitig wisse man nun, dass diese Asteroiden deutlich zahlreicher sein dürften, als gedacht. Deswegen müsse man jetzt überlegen, wie man sie abwehren könnte. Vorstellbar wäre demnach die Zündung einer Atombombe in deren Nähe. Damit könnte man mehr kinetische Energie übertragen.

(mho)