Der grüne Komet und der Patenttroll – die Fotonews der Woche 4/2023​ ​ ​

Astrofotografen haben bald eine tolle Chance – wenn das Winterwetter mitspielt. Und ein einst gefeierter Technikpionier gerät zunehmend in die Kritik.

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Die fast sechs Jahre alte D850 erhält ein Firmwareupdate.

(Bild: Nikon)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Die erste Welle der großen Fotonews in diesem Jahr ist mit CES und einigen Nachzüglern vorbei, sodass unsere Kolumne in dieser Woche ein wenig über den Tellerrand blickt. Und selbst noch einen Nachtrag liefert. Denn in der vergangenen Woche berichteten wir über die zunehmenden Klagen – hauptsächlich in den USA – gegen durch maschinelles Lernen, alias KI, erstellte Bilder durch Fotografen und Künstler. Der Rechtsanwalt Peter Hense brachte das nun auf Twitter schön auf den Punkt und bezeichnete das als "die größte Enteignung von Urheber:innen in der Geschichte der Menschheit". Kann man so stehen lassen.

c't Fotografie 2/24

Die Begeisterung über neue Technik kann nicht nur bei künstlicher Intelligenz schnell ins Gegenteil umschlagen, und das musste nun auch RED erfahren. Einst gefeierter Pionier bei bezahlbaren digitalen Filmkameras, hat das Unternehmen auf seinem Erfolgskurs auch zahlreiche Patente erhalten – und spielt die jetzt gnadenlos aus. Das findet zumindest der Youtuber Theo alias t3.gg, der mit seinem Hauptkanal über 100.000 Menschen erreicht.

Sein Video mit dem Titel "Red zerstört die Kameraindustrie" weist auf den Umstand hin, dass RED ein Patent für das verlustfreie Komprimieren von RAW-Videos besitzt. Diese Funktion ist für längere Aufnahmen und einfacheren Schnitt eigentlich unverzichtbar, vor allem, wenn es um 4K-Videos geht. Mit weniger Auflösung darf man bei professionellen Produktionen, etwa für Netflix und Co. heute auch gar nicht mehr ankommen. Außer Blackmagic, die ein eigenes Verfahren entwickelten, muss quasi jeder Hersteller bei RED eine Lizenz erwerben, um die Funktion anzubieten.

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Und Umwege gibt es auch nicht. Theo zufolge musste kürzlich DJI das Feature bei seiner Kamera Ronin 4D deaktivieren – RED drohte nämlich damit, die vorhandene Lizenz für die Drohnen des Unternehmens zurückzuziehen. Das führt zu der bizarren Situation, dass nun auch die günstigen Drohnen komprimierte RAW-Videos aufzeichnen können, die Ronin 4D für rund 6.500 Euro aber nicht. RED klagt rigoros, in der Vergangenheit unter anderem gegen Sony, und – jetzt sind wir endlich bei Fotokameras – schon seit knapp einem Jahr auch gegen Nikon. Deren Z9 beherrscht nämlich die Funktion, mit einem Verfahren, das Nikon seinen Angaben nach selbst entwickelt hat. Folgerichtig hat Nikon mit einer Gegenklage reagiert, die unter anderem behauptet, das Patent hätte gar nicht erst erteilt werden dürfen.

Solche Streitigkeiten enden meist nach vielen Jahren vor Gericht mit einem Vergleich, bei dem beide Seiten ihre Technologien der jeweils anderen Seite zur Verfügung stellen, zusammen mit Zahlungen in die eine oder andere Richtung. Bis dahin muss man sich wohl keine großen Sorgen machen, dass eine beworbene Funktion plötzlich verschwindet. Das gerade zitierte Beispiel von DJI stellt da eine Sondersituation dar. Wie lange sich das hinziehen kann, zeigt aus dem Bereich der PC-Hardware das Beispiel von Rambus.

Im Falle des Red-RAW wird das sicher keine 50.000 Jahre dauern – aber so lange muss man warten, um den grünen Kometen C/2022 E3 wieder vor die Linse zu bekommen. Er nähert sich gerade der Erde und ist ihr am 1. Februar 2023 am nächsten. Die ersten Aufnahmen gibt es schon, auch aus dem deutschsprachigen Raum. Wer ihn noch nicht abgelichtet hat, findet hier eine ausführliche Anleitung zur Kometenjagd, inklusive Tipps zur Nachbearbeitung. Und auch wenn C/2022 der Erde recht nah kommt, stellt er doch keine Gefahr dar. Es ist also nicht nötig, Bruce Willis in die Umlaufbahn zu schießen.

Ein bisschen harte Fotonews gab es aber auch in dieser Woche, zum Beispiel, dass Canon wieder Marktführer ist. Zumindest in Japan, wo das Unternehmen 2021 bei den Stückzahlen an spiegellosen Kameras von Sony überholt worden war. Sony verkauft aber weiterhin mehr Objektive und Kompaktkameras. Letzteres stellt aber ohnehin ein sterbendes Segment dar. Zu beachten ist, dass die Zahlen vom Marktforschungsunternehmen BCN stammen und nur rund 40 Prozent des Marktvolumens in Japan abbilden sollen. Vorerst auch nur für Japan gilt, dass Sony die Preise erhöht, und zwar für nahezu alle Geräte für Endkunden, inklusive Kameras und Objektive. Das Unternehmen spricht von durchschnittlich 14 Prozent, was aber je nach Gerät stark schwanken kann.

Und natürlich vergeht kaum eine Woche ohne Firmwareupdates für Kameras. Diesmal hat Nikon für die sechs Jahre alte D850 noch mal die Compiler angeworfen und nicht nur Bugs gefixt. Mit Firmware 1.30 beherrscht die DSLR jetzt ein neues Farbprofil für Porträtaufnahmen, das beim Fotografieren und Filmen zur Verfügung steht. Das wirkt sich vor allem auf Hauttöne auf, was bei der internen Verarbeitung in der Kamera durchaus nützlich sein kann, etwa, wenn man auf Hochzeiten schnell Bilder zur Verfügung stellen will.

(keh)